Archiv für den Monat: Mai 2020

Auf dem Panoramaweg

Angelika hatte die Idee für eine Unternehmung: den Panoramaweg den Plansee entlang zu gehen. Er war seit Jahrzehnten ein Waldweg, zwischen den Bäumen durch, von dem man immer wieder, durch die Stämme hindurch, einen Blick auf den Plan- und Heiterwangersee erhaschen konnte. Zu Fuß wunderbar, mit dem (Berg-)Fahrrad machbar. Ein malerischer, auch durch das Licht-Schatten-Spiel romantischer Weg.

Dass dieser Weg nun eine breite Forststraße ist nimmt diesen Zauber zu einem guten Teilweg. Die Aussichten sind nach wie vor da, vielleicht mehr als vorher. Bei strahlendem Sonnenschein verglüht man hier sicher, Schatten ist überhaupt keiner mehr vorhanden. Dass die Radler hier meistens Stromradler sind, obwohl der Weg höchstens milde Steigungen aufweist, verwundert uns inzwischen eh nicht mehr.

Wir genießen, das Wetter ist gemäßigt, den Weg- und den Rückweg trotzdem. Blumen und Bäume sind sehenswert, Ausblicke auf die wilden Schluchten des Zwieselbergs sind schön bis schaurig, wir freuen uns an den beiden Brunnen und kehren am Abend zufrieden und müde nachhause zurück.

Maxi genießt die Abendsonne

Jetzt sind es noch ein paar Wochen, in denen die Tage länger werden, wenn die Sonne am Abend ewig lang scheint und erst am rechten Rand hinter der großen Schlicke untergeht. Dann färben die letzten Strahlen ein paar Berggipfel und Bergrücken in ein tiefes Orange. Danach wird es kühl.

Die letzte Stunde habe ich heute auf der Terrasse verbracht, Zeitung lesend, Maxi kam vorbei, legte sich, wie selbstverständlich auf den Tisch, putzte sich und schaute dann, mit zusammengekniffenen Augen, genauso wie ich, in die untergehende Sonne.

Café – Restaurant Edelweiss

Gestern waren wir zu zweit im Edelweiss, dem einzigen Lokal in Reutte mit einem Biergarten. Liebevoll sind überall Tröge mit Blumen aufgestellt, es gibt eine Hütte, einen “Marterpfahl”, hinten ein großes Rasenstück. Dass man hier im Freien sitzen kann, wenn die Witterung mitspielt, ist großartig, die Straße ist durch eine Hecke getrennt, man merkt sie gar nicht mehr.

Franz und Renate mit Tochter Marina arbeiten hier mit vereinten Kräften. Auch und gerade in der Corona-Krise, um überleben zu können: die insgesamt 1.500 Euro, die sie bis jetzt von der Regierung für zwei Monate Ausfall bekommen haben, können nicht einmal gut gemeint sein, “zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig” hat man früher gesagt: viel zu wenig, um damit auch nur irgendwie über diese Zeit zu kommen. Dass es Reserven gab, war die Rettung, aber die sind jetzt auch alle verbraucht. Und die anderen “Massnahmen”: Abschaffung der Sektsteuer, Abschaffung der Mehrwertsteuer für alkoholfreie (!) Getränke??

Die Zimmervermietung, die zusätzlich zum Restaurantbetrieb im Gastgarten ein fixes Grundeinkommen garantiert hat, wurde von einem Tag auf den anderen abgedreht. Franz erzählt, er hat ein paar Tage vorher geahnt, was da kommen wird, und fieberhaft überlegt: wie Weitermachen? Wie Überleben? Die Idee mit dem Lieferservice schien eine Möglichkeit zu sein und tatsächlich wurde sie begeistert angenommen. Am Muttertag war es grenzwertig: 88 Essen mussten zubereitet und zugestellt werden.

Die Grundidee, “Essen, das mir selbst auch schmeckt” (Renate), frisch gekocht, zu äußerst fairen Preisen, die sich jeder leisten kann, anzubieten und zuzustellen, ist für viele interessant und wird es auch bleiben: von Anfang an für Menschen mit kleinem Budget — Pensionisten etwa — für die ein wechselndes Tagesmenü mit Vorspeise, Hauptspeise und Salat angeboten wird. Aber auch jetzt, erzählt Franz, können sich viele einen Restaurantbesuch einfach nicht mehr leisten — das Essen von uns geliefert, die Getränke selbst: das ist machbar.

Wir haben das Tagesmenü — Leberspätzlesuppe, Schweizerschnitzel mit Rösti und Salat — und einen Toast gewählt. Die Suppe war schon ein feiner Anfang — “die mach ich selbst, da kommt mir kein Pulver rein”, erzählt Renate. Das Schweizerschnitzel dann gschmackig, die Rösti genau passend und der Riesenteller Salat die perfekte Ergänzung. Wir nahmen einen Teil mit nach Hause, die Portionen sind großzügig.

Wir kommen wieder!

Endlich: Salat!

Gestern haben wir den ersten Salat aus dem Garten gegessen, einen kleinen grünen Kopf mit Pflücksalat und ein paar Blättern Rucola aus dem Kräutergarten.

So gschmackig, aromatisch, intensiv und frisch!

Ästling bei alten Hochzeitern

Schon seit Wochen sehen wir jeden Tag ein Meisenpärchen auf unseren Bäumen, Sträuchern und Rosen geschäftig Nahrung sammeln und dann zum Nachbarn fliegen: in deren Vogelhäuschen brüten sie. Geschäftigst und mit einem genauen Rhythmus, am Morgen etwa sind eine Zeit lang beide auf dem Weg.

Gestern entdeckten wir in unserer Weide, inzwischen Heimat unserer Hochzeitsenten von Mazi, ein sehr kleines Vögelchen sitzen, eine mindestens doppelt so große Meise flog blitzschnell hin, fütterte und war schon wieder weg. Wir wagten nicht, unsere Jalousie zu verändern, hatten wir doch Ähnliches letztes Jahr schon mit unseren Amseljungen gesehen: die aber waren am Boden unterwegs, während dieses Meiselchen ganz sicher am Baum saß. Hofften wir auf jeden Fall, schlossen auf jeden Fall einmal alle Türen um unseren Kater Maxi herinnen zu behalten und verbrachten einige Zeit nur mit dem Beobachten dieses Wunders. Nach einigen Fütterungen flog das Kleine dann anstandslos in die Quitte, wo es von Ast zu Ast weiterhüpfte.

Gartengenuss

Vor einigen Tagen war es wieder einmal so weit: im Frühling, an, zumindest für die Hennen, gezählten, Tagen, dürfen alle raus. Das ganze junge (erst einmal gemähte) Gras ist Genuss für die Hennen, sie probieren schon einiges andere auch aus. Von den Enten aber sieht man meistens nur mehr die Hinterteile, derart viel gibt es hier zu erschnabeln.

Unsere Wesen scheinen manchmal nicht zu wissen, wo sie zuerst hinpicken sollen, so viel Prächtiges und Köstliches bietet sich ihnen. Uns geht es beim Zuschauen genauso.

Vega im Brunnen

Für Vega ist das Trinken aus diesem Brunnen nicht ganz einfach, aber irgendwie lehnt sie sich dann doch an und schafft es. Am Samstag kletterte sie dann einfach hinein und entschloss sich damit offensichtlich für die ganzheitliche Lösung.

Erst als ich ganz um den Brunnen herumging, sah ich, dass das ein doppelter Genuss für sie war!

Die letzten Max-Stiegl-Gläser

Nach der Böhmischen Rindsroulade, dem Szegediner Krautfleisch und dem Mangalitza-Sugo haben wir heute die letzten Gläser von Max Stiegl verspeist.

Wie bei allen anderen: sparsamst gewürzt, perfekt abgeschmeckt. Das Hendl ein Genuss, die Bohnensuppe einwandfrei. So ein Gasthaus in Reutte zu haben wär herrlich!

Licht und Schatten

Ziemlich kühl war’s und bewölkt, ein bisschen Sonne versprochen. Sie kam dann auch, manchmal. Zum Schauen gab’s genug für uns alle.

(Kulinarischer) Urlaub im Piemont

Es gäbe keinen Mittelweg, schreiben sie auf ihren Webseiten, beim Gorgonzola scheiden sich die Geister: lieben oder hassen. Wir mögen ihn beide, haben geschwelgt in diesem Genuss, und beim Herumschmökern über dessen Herkunft — den Hügeln nördlich von Novara — war auch gleich ein Schwelgen in Erinnerungen da: wie oft waren wir da schon auf dem Weg, im Piemont, zwischen dem Ortasee und Mailand, nördlich, im Val Sesia.

Viel vom Urlaub war da dabei, ein bisschen war das wie das Sitzen bei einem Glas Wein, zu dem stuzzicchini serviert wurden. Mit jedem kleinen Bissen und jedem Schluck Wein.

Heute, am Sonntag, war noch ein Restl da und bei den Brennnessel-Taubnessel-Palatschinken bot es sich an, ein paar Stücke dazuzugeben. In diesem Fall gilt nicht “Viel hilft viel” (altes Tiroler Sprichwort) sondern eher genaues Balancieren: sonst schmeckt man nur mehr den Käse. Das gilt insbesondere dann für die Variante mit Räucherlachs und Zwiebeln. Aber wenn man’s richtig erwischt: traumhaft!

Im Garten mit den Hunden sitzen

ist einfach ein Genuss. Vega mag es besonders gerne im kühlen Gras (wenn da Schnee wäre, wär’ es ihr vermutlich noch lieber). Manchmal aber auch auf der warmen Holzterrasse (ein komisch widersprüchliches Wort) in der prallen Sonne. So wie ich.

Salomonssiegel

Einen besonders schönen Gruß vom Streifen durch die Wälder habe ich heute bekommen und mit diesen Bildern mag ich mir ein paar Gedanken über die vergangenen Wochen in unser Hausbuch schreiben.
Es ist ein wenig Trauer dabei und ich finde es schade, dass diese geschenkte Lebenszeit jetzt ihrem Ende entgegen geht.

Das Außen klopft mit seiner erlebten Wucht wieder an die Türen.
Alles wird wieder schneller, häufiger, mehr, viel, hektischer, unruhiger,…bis „Der Alltag wieder die Seele auffrisst.“

Diese Pflanze namens Salomonssiegel erscheint mir dazu eine stimmige Symbolik.
Soll sie doch Kräfte verleihen, die Türen und Schlösser öffnen, gar Felsen sprengt, um Quellen zu finden.Daher wird sie auch Springwurz genannt.
Viele verschlossene Türen haben sich in den letzten Wochen geöffnet.
Und viele Quellen sind wieder zugänglich geworden.
So viel Brachgelegenes wiederbelebt.

Allesamt haben meiner Seele einen wohltuenden Balsam bereitet.
Einfach nur schauen oder einfach nur schaukeln, ohne den Antreiber der Leistung im Rücken zu haben.
A bisl in der Lebenszeit segeln…

Ich werde mir die Frustration ersparen, dass ich mir jetzt vornehme, irgendetwas aus dieser Zeit in den Alltag mitzunehmen.
Der wird noch etwas fordernder werden und sich dann im erprobten Wahnsinn einpendeln.
Das, was „hängen“ geblieben ist, bleibt schon da und darauf vertraue ich.
Und das finde ich sehr tröstlich.

Eine Berghenne?

Schon gestern hatte ich beim Sitzen eine Art Gurren gehört, es aber nicht ernst genommen: Tauben hier heroben auf der Alm? Vielleicht ein Stück Holz, das im Wind irgendwo scheuert…

Heute hörte ich es wieder, dieses Mal aber war klar, dass die Geräusche von einem Baum kamen: da saß eine Henne auf dem Gipfel einer Fichte! Größe, Form … eindeutig, genau wie unsere Welsumerlen! Abwechselnd schoss ich ein paar Bilder, dann ging ich langsam in Richtung der Henne … die plusterte sich manchmal kurz auf, bald war der rote Kamm erkennbar und das dunkle Federkleid, wo aber auch weiße Stellen zum Vorschein kamen. Faszinierend!

Sie flog weg und war ein er, wie ich jetzt weiß: Ein Birkhahn!

Der Dattelessig ist abgefüllt

Rösti? Nach Martin Suter??

Es ist nicht so, dass ich in der Zwischenzeit nicht etliche Bücher gelesen, viel mehr aber gehört hätte (das ist nach dem Weihnachtsgeschenk von Bianca komfortabler denn je). Dieses aber hat mich nach dem vorvorletzten (Der Koch) und dem vorletzten (Der letzte Weynfeldt) schon wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Martin Suter Essen immer wieder in seinen Romanen einbaut. Und Rösti ist schon was Herrliches.

Im, für mich, aktuellen Roman, “Die Zeit, die Zeit” (der meist als langatmig, wenn nicht überlang besprochen wird) kommt dieses Gericht zweimal vor: einmal, um jemanden, den Erzähler, einzukochen, und, ein zweites Mal, um ihn wieder aufzupäppeln: diese Stelle hat mir besonders gefallen, sie enthält Marthas Idee, “den Körper zu täuschen” — Essen wie ein Gesunder, dann glaubt der Körper, man sei gesund. Das muss man bei dieser Rösti schon sein: Butter(schmalz), Schweineschmalz, Speck, Zwiebeln, Kartoffeln.

Ich hab das heute versuchsweise nachgekocht. Besonders überwältigt hat’s mich nicht. Vielleicht hat Suter, wie manch hinterlistiger Rezept-Weitergeber, eine wesentliche Zutat ausgelassen. Das hat er beim “Koch” aber nicht getan, im Gegenteil, das Buch enthält am Ende sogar die Rezepte, mit Ersatzmöglichkeiten für die exotischen Zutaten. Grandioses Leseerlebnis.

Beim nächsten Rösti werd’ ich mich auf jeden Fall mehr an die Gewürze halten: Majoran, Petersilie … Da geht noch einiges. Und den Speck braucht’s eigentlich gar nicht. Siehe unsere anderen Rösti. Geht also ganz leicht auch vegan. Weniger ist vielleicht hier mehr.

Aber an den Büchern von Martin Suter ist es für mich umgekehrt. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Da erwischt mich so vieles. Dazu ein andermal.