Liebe geht durch den Magen oder Pasta e Roveja

Hermann dabei zuzusehen, wie er das Essen für uns vor- und zubereitet, ist für mich zum Sinnbild dieser alt hergebrachten Redewendung geworden. Jetzt kämpfe ich gerade damit, ob ich heute mit oder ohne Beistriche schreibe. Manchmal nehme ich mir die Freiheit, zu schreiben, wie mir ist – ohne Regeln. In allzu vielen Fällen dienen diese Regeln nur der Beschäftigung von Oberstudienräten – irgendeine Berechtigung brauchen die TITEL ja auch. Die Fehler(alle Gefundenen dürfen gerne behalten werden) lasse ich jetzt einmal bei dieser Berufsgruppe und widme mich wieder dem Lebenselixier ESSEN.

Ganz abgesehen davon, dass die Zutaten unserer Mahlzeiten ausgesucht, qualitativ hochwertig und unseren Werten entsprechend sind, ist da noch die Art und Weise der Zubereitung, die in jedem Handgriff Sorgfalt, Fürsorge und Liebe ausdrückt. Allein die Geruchsorgien, die da in unserem Haus zu erschnuppern sind, entlocken Herz und Magen ein Lächeln. Dann kommt noch das Köcheln, Bruzzeln und Würzen dazu. Abschmecken. Ziehen lassen. Dekorativ angerichtet servieren. Eine tägliche Liebeserklärung.

Wenn meine heißgeliebte Roveja, diese spezielle Urlinse aus den Marken, mit Nudeln aus eigener Produktion auf dem Teller liegt, dann liegen nicht nur die Erinnerungen an den heurigen Sommer auf dem Tisch, dann haben wir wieder einmal ein Stelldichein. Ein romantisches Treffen, bei dem die Liebe mit jedem Bissen durch den Magen geht.

Castelluccio in den Sibillinischen Bergen Teil 3

Castelluccio, die Linsenhochburg der Marken und so ganz nebenbei Gleitschirmfliegerparadies, ist ein kleiner Ort, der sich wie eine Festung über die Hochebene erhebt. Ja genau, wegen meiner Liebe zu Linsen sind wir dorthin gefahren und wurden nicht enttäuscht. Sogar meine heißgeliebte Roveja, die Urlinse habe ich nach zweijähriger, erfolgloser Suche dort wieder entdeckt- und gleich den gesamten Vorrat dieser Verkaufsstelle mit nach Hause genommen. Wie im Himmel war dieses Linsenparadies für mich.

Linsensuppe italienisch

Wir haben vor kurzem unsere Roveja (Urlinsen) gekocht, dabei die Hälfte zurückbehalten (mit dem Kochwasser). Daraus dann eine Linsensuppe zu machen war der Plan und heute wurde er in die Tat umgesetzt. Angelehnt an ein (von mir vereinfachtes und erweitertes – siehe unten) Rezept von der Marcella recht einfach in der Idee und trotzdem ganz überraschend eigenständig: herzlichst herzhaft und gschmackig!

Linsensuppe: In einer Butter-Olivenöl-Mischung eine feingeschnittene Zwiebel und etwas Pancetta (Bauchspeck) anrösten, bis die Zwiebeln braun sind. Dann mit einer Dose Tomaten mit dem Saft aufgießen und einen Liter Gemüsebrühe dazu. Die Linsen im Kochwasser ebenfalls dazu und auf kleiner Flamme kochen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Falls man normale Linsen verwendet, wären festkochende (runde) von Vorteil – wie man im Bild sieht sind sie bis zum Schluss als ganze Stücke erhalten. Bei den von uns verwendeten Urlinsen geht das von alleine, die zerfallen erst sehr spät und wurden außerdem in Salzwasser gekocht.
Die Krönung war aber dann der Einfall, die gesammelten Parmesanrindenstücke Mittwochen zu lassen (eines sieht man im Bild oben): der Geschmack durchzieht die ganze Suppe, die Stücke selbst sind so weich geworden, dass man sie fein essen konnte.
Unbedingte Empfehlung – mit ein paar Stücken Brot (und Wein oder Bier) ein Festessen!

Roveja – Wilderbse oder Urlinse

Als wir letztes Jahr in Orvieto waren hat Angelika bei den Standln von Slow-Food-Anbietern diese linsenähnlichen Kugerln – Roveja – mitgenommen – und uns seit damals darauf gefreut, sie zu essen.

Die Zuordnung, ob nun Erbsen oder Linsen, ist angeblich noch nicht geklärt, klar aber ist, dass es sich um eine antike Sorte handelt, die schon lange (fast) nicht mehr angebaut wird. Diese Sorte wurde von Slow Food als “presidio” (Posten) aufgenommen – im Bemühen um Biodiversität werden hier vom Aussterben bedrohte wertvolle Arten gelistet und kultiviert. Dort wird auch betont, dass sich diese Sorte besonders für Suppen eignet.

Da auf dem Sackerl ein Rezept angehängt war, das recht puristisch klang, haben wir aber das heute probiert:

1/4kg Roveja 12 Stunden einweichen, dann in Salzwasser (!) 50-60 min. kochen. In (reichlich) Olivenöl Knoblauch anschwitzen, 1 Peperoncino dazu und zwei Sardellen(filets oder wohl auch: Anchovis) mitziehen lassen, dann mit den Erbsen gut durchmischen und durchziehen lassen. Mit Rotwein und Weißbrot servieren.

Es gibt noch andere, und das hat uns auch gleich angeregt, beim Essen Brotstücke dazuzugeben: perfekt!

PS: Auf einem Bild sind deutlich Tiroler Ersatz-Anchovis zu erkennen…