Schieren

heißt das Durchleuchten der Eier, um deren Entwicklung sehen zu können. Dieses Mal haben wir darauf verzichtet – man sollte das schon während des Brütens machen, um Fehlentwicklungen zu sehen, aber wir vertrauen immer mehr der Natur (an). Als eigentlich schon klar war, dass sich nichts mehr entwickeln wird und manche auf einer riesigen Menge an Eiern saßen, sodass für geschlüpfte Küken kein Platz mehr war, hab ich den Vorschlag gemacht – dann geh ich eben schauen. Die leeren können auf jeden Fall raus!
Dacht ich mir. Und da ich das so lange nicht mehr gemacht hatte, wurde ich mir zusehends unsicher: die leeren erkennt man leicht, sie sind durchsichtig. Aber bei denjenigen, wo eine zumindest teilweise Entwicklung stattgefunden hat, müsste man genauer schauen (und eigentlich schon früher). Also hab ich nach dem vierten Ei alle, die dunkel waren, wieder zurückgelegt. Wer weiß. Aber eigentlich hatte ich keine Hoffnung….
Auf dem Bauch liegend begann ich bei Anna, Ei für Ei, nur ja keines fallen lassen. Und so ging es weiter, Henne für Henne, Ei für Ei. Am Ende bei Afra wieder dasselbe, ein leeres, ein dunkles, und: noch ein dunkles – aber da turnt was rum drinnen! Wie Schattentheater! Überrascht und mit einem Freudenausruf (hoffentlich hat sich’s nicht gschreckt!) lege ich es vorsichtig wieder zurück. Kontrolliere noch einmal die weggelegten. Und klopf mir dann die Einstreu von Hemd und Hose und gehe es Angelika erzählen. Eines kann noch kommen. Vielleicht heute nacht!
Und dann kam es so. Und dann noch einmal vollkommen anders und unverhofft. Weiterlesen!

Meine Schierausrüstung ist meine Stirnlampe von Petzl (Tikka irgendwas mit einer Fernsicht-Taste: die ist perfekt!), die ich vom Tourengehen schon hatte. Das Ei kann man sicher zwischen Daumen und Zeigefinger einlegen, die Lampe leuchtet mit der Taste kurz rein.

Wider der Vernunft- für das Leben

Es gibt Hühnerrassen, die als ausgezeichnete Brüter gelten. Zum Beispiel Seidenhühner!!! Jeder, der mit ihnen zu tun hat, weiß das. Sie werden gerne mit anderen Vögeln gehalten, um deren Eier auszubrüten. Sogar und speziell in der Falknerei. Manchmal habe ich das Gefühl, sie sehen Brüten als ihre Bestimmung.

Wir haben ein paar Mädels, allen voran Afra, Little Miss Sunshine und Lotte, die alle paar Wochen brüten. Leer brüten. Wer damit konfrontiert ist, brütenden Hennen die Eier weg zu nehmen, weiß wie herzzerreißend ihre Schreie dabei sind. Zudem kann dieses Zu-oft-Brüten die Hennen schwächen. Letzte Woche ist dann etwas eingetreten, womit wir alle nie gerechnet haben. Unsere Anna, die ob ihrer Fähigkeit zu singen, nach DER Netrebko benannt wurde, hat zu brüten begonnen.

Zwei Hennen haben wir das Versprechen gegeben, wenn sie jemals brüten wollen, dann dürfen sie das auch. Berta und Anna. Berta hatte nie das Bedürfnis und Anna hat sich einige Jahre Zeit gelassen.

Jetzt war da zum einen das Versprechen und zum anderen die Sorge um die anderen drei, ob die je wieder aus ihrer Brüterei rauskommen. Nach einigen Überlegungen, von den Sommerferien rückgerechnet, die übrigen Reisepläne dazugelegt, war für mich die Entscheidung klar.

Jetzt galt es noch, mir Hermanns ergänzende Überlegungen abzuholen und einmal darüber zu schlafen. Die Anzahl der Eier – es sollten befruchtete sein – hat er (“ich hab gesehen, wie patschert die Hähne sind!”) mit vier je Henne angesetzt – ich hätt nur drei genommen. Hab ich damals gesagt.

Der Holzschupfen wurde umgestaltet und Brut- und Kükengerecht hergerichtet. Die Damen einzeln übersiedelt und dann kam der Moment ihnen die Eier unterzuschieben. Diese Blicke bleiben unvergesslich. Der Hals wurde schon recht lang und der Schnabel bereit, diesen Schrei auszustoßen. Ich habe ihnen die Eier ganz nah an den Körper gehalten und dann war da diese Bewegung des ganz weich und breit auf die Eier niedersinken, begleitet von diesem zufriedenen Gurren. ALLES IST GUT.

19 Eier liegen unter vier Damen. Selig sitzen sie und trauen mir langsam wieder, wenn ich sie streichle, dass sie ihre kostbaren Eier behalten dürfen.

Manchmal entscheiden wir uns wider die Vernunft, aber hoffentlich für das Leben.

Unsere Bruthennen


Gina,Hannerl,

Paula, Afra,Ida geht es gut.

Unsere Bruthennen

Haiderl

Little Miss Sunshine

Paula und Gina

Da gibt es dann den Moment,

da gelingt es mir nicht mehr, den schreienden Hennen die Eier, die sie brüten wollen, wegzunehmen. Vier unserer Damen sitzen gerade.
Der gestrige Abend war dann der richtige Zeitpunkt, Überlegungen anzustellen und eine Entscheidung zu treffen. Wir haben uns für das Leben entschieden: Sie können brüten.
Und schon ist es wieder da, dieses Gefühl des Wunderbaren, dieses Wissen um die heiligen Momente! Mit großer Vorfreude hat Hermann heute die Eier markiert:
Paula sitzt auf 2 (bekommt morgen noch dazu).
Gina auf 4.
Haiderl auf 6 und
Little Miss Sunshine auf 3!!!!!!!!!!!!

Seidenhühner sind ausgezeichnete Brüter

Gretl und Zipi

Anna und Afra

Jule und Lena

möchten soooooooooo gerne brüten.