Zusammenkommen und Auseinandergehen

Für mich gibt und gab es Situationen, in denen vieles zusammenfindet, plötzlich zusammenstimmt und unwiderstehlich ruft: das ist jetzt der Zeitpunkt, alles liegt vor Dir zum Greifen nah. Das passiert mir auch manchmal mit Gegenständen: das sind nur Dinge, sage ich mir dann und doch finden da weit entfernte (Lebens-)geschichten zusammen.

Eine dieser Situationen erlebte ich als 18-jähriger in Florenz. Wir waren auf Maturareise, 1982, ich schlenderte mit einem meiner Mitschüler durch die malerischen Gassen. Bei einem kleinen Laden, der gebrauchte Fotoapparate anbot, blieb ich wie elektrisiert stehen: eine Rollei 35 TE.

Sie war gebraucht, hatte eine kleine Delle, der Preis war vermutlich unverschämt (und ich hatte jetzt nicht besonders viel Geld; mein Kollege Gottwald versuchte, mir diese Idee mit größtem Eifer auszureden) aber all meine schrägen Gedanken waren hier vereint. Von dieser Kamera hatte mir mein Onkel Oswald (der auch den Volvo hatte) erzählt, er habe sie mitgehabt auf seiner Aconcagua-Besteigung, eine unverwüstliche Kamera die zusätzlich zur (damals) modernen elektronischen Belichtungsmessung eine mechanische Einstellung (1/60) besass, sodass man damit IMMER, auch wenn die Batterie versagte, ein Foto machen konnte. Bei jeder Temperatur, unter widrigsten Bedingungen. Da schlug mein Yps-Bubenherz auf Anschlag.

Das unverwüstliche Metallgehäuse (Delle??), das Kleinbildformat (35 mm, also auch für Dias brauchbar), die Kompaktheit … ich konnte nicht widerstehen und hab es dann nie bereut. Jahrzehnte hat mich diese Kamera begleitet, bis zum Umstieg auf digital. Unzählige Berg- und Schitouren hat sie mitgemacht, ein paar mehr Dellen abbekommen, aber sie hat mich nie im Stich gelassen.

Dass ich jetzt bei einer (wiederum gebrauchten) Fuji X-Pro2 gelandet bin, die sich nicht nur anfühlt, wie eine erwachsene Version der Rollei, ist kein Zufall. Es ist ein Heimkommen und Wiederfinden. Wieder ein Metallgehäuse, wieder eine Sucherkamera, wieder die Einstellmöglichkeiten, mit denen ich Fotografieren gelernt habe: Blende, Belichtungszeit, ISO. Einen Kodak-Film, oder doch den Fuji? Dem damaligen Objektiv — ein 40/3.5 — entspräche das Fuji 27er. Hmmm.

Ich habe die Rollei im Zuge einer ganz großen “Ich räum auf und trenne mich von altem Ballast”-Aktion getrennt. Sie auf Ebay eigentlich verschenkt. Platz für Neues — die Erinnerungen bleiben.

Eine andere Geschichte ist die von meinem ersten Macbook. Auch hier gab es Anlässe, Vorbilder. Ein Traum, seit ich von Computern wusste. Ein Apple II war Erzählung, Sage (für die Nerds halt), einen IIc hatte ich für ein Projekt einmal leihweise zur Verfügung.

Das war das erste Macbook (meines Lebens) — davor hatte ich geglaubt mir keinen Apple leisten zu können und war halt irgendwie stolz darauf, einen Windows-Laptop zu haben, weil ich kein Schnösel bin!

Das Design des MacBooks, die Tastatur, die Handhabung, all das war fast zu schön um wahr zu sein. Schon. Für mich halt. Ja mei. Nach der ersten Begeisterung kam dann die noch fundiertere dazu: ein winziger Laptop, eigentlich ein bisschen Schickimicki-Aussehen aber mit dem Innenleben eines wahren Biests: Unix und alle Kommandozeilen-Macht der Welt — das sollte mich noch Jahrzehnte begleiten. Sieben Jahre lang einwandfrei, dann Zweitgerät. Das Upgrade zum Macbook 2013 war logisch, bis jetzt reuefrei. Die aktuellen Neugeräte sind schneller. Aber meines läuft immer noch einwandfrei.

Es funktioniert nach wie vor einwandfrei, manche allerneuesten Programme laufen darauf vielleicht nicht mehr, aber alle wesentlichen nach wie vor.

Im Zuge einer Aktion von Peter Bernscherer werden Geräte an diejenigen verteilt, die sich Computer nicht leisten können.

Mit größter Freude und einem wehmütigen Abschiednehmen haben wir unsere iPads (auch Angelikas Geschichte ist eine ganz besondere) und eben dieses Macbook dorthin verschickt.

Welches Theaterstück wird denn gespielt?

Bevor ich mir über diese Frage Gedanken mache, mag ich etwas zu diesen Masken sagen.
Danke Petra, so liebevoll gemacht und so angenehm zu tragen- Baumwollband statt Gummiband- herrlich.
Jetzt aber zum Stück: Also ich spiele einmal die Henne und Hermann ist mein Grün, in der zweiten Variante bin ich das Blütenmeer und er mein Himmel. Sehr treffend. Um die nächste Ebene des Geschehens zu benennen schwanke ich zwischen: Michael Häupl “Mei Österreich is ned deppet”
und in Anlehnung an ein Zitat meines Großvaters “Ihr seids noch in den Windeln gelegen, bin ich schon …”
Ja, Jungspund bleibt Jungspund- es fehlt halt recht an Lebenserfahrung und Lebensweisheit.

Von meinem iPad gesendet