Archiv für den Tag: 22. April 2018

Viele Wege führen nach Rom

Die Route abseits der Autobahn versprach eine reizvolle Strecke — und keine Hektik: am Vorabend hatten wir in dunkler Nacht eine durchgehende Lichterkette auf der Autobahn Richtung Rom rauschen sehen — das wollten wir auf keinen Fall. Also: wir fahren entlang der Via Cassia.

Der Beginn der Fahrt, am Vormittag, entlang am Bolsena-See war uns noch bekannt, dann aber war alles Neuland. Nach Montefiascone bogen wir ab um Viterbo zu umfahren: das gelang, allerdings auf abenteuerlichsten Straßen! Manchmal, wie so oft auch in der Toskana, fühlte man sich mitten in der Wildnis: nur Gestrüpp, Bäume, weit und breit keine Behausung — und bergige Höhen, die wir hinauf- und wieder hinunterfuhren. Den ersten kleinen See, ein Naturschutzgebiet, sahen wir nur durch Bäume hindurch ein bisschen entfernt liegen: den Lago di Vico.

Über Ronciglione und Sutri ging es zum zweiten kleinen See — dem Lago die Bracciano: ein Ort, der so einladend wirkt, dass wir da sicher noch einmal hinfahren werden: ein Badeort mit einem unter Naturschutz stehenden See – eine lange Promenade. Als wir den See verlassen und Richtung Rom weiterfahren wollen, es ist etwa Mittag, springt plötzlich von links ein paar Meter vor uns ein Wildschwein auf die Fahrbahn — mit rasendem Galopp quer drüber — Angelika kann am Rain entlang der Straße noch einen kleinen Frischling und ein weiteres großes Schwein erkennen! Vollkommen überrascht sind wir nur fasziniert, und beglückt, dass diese Überquerung offensichtlich für die Familie gut gegangen ist, beim Zurückschauen sehen wir ein paar Männer am Feldrand, die die Szene ebenfalls gesehen haben.

Dann ist das Ziel nur mehr Rom: wir wissen, dass wir schließlich über die Via Flaminia unser Ziel erreichen werden, ankommend über die Giustiniana. Nach dem See erwartet uns zuerst noch Hügelland mit kleinsten Örtchen (einmal finden wir das Schild “Roma” nur durch eine kleine, einspurige Gasse), dann aber wird alles weiter und weiter, der Verkehr hält sich in Grenzen, aber die Straßen werden breiter und dann merkt man schon, dass Rom auf Hügeln erbaut wurde.

Orvieto, am Gründonnerstag 2018

So war der Plan: den Gründonnerstag wollten wir in Orvieto verbringen. Jener Tag, den ich liturgisch bis heute nicht aushalte.

Diese Verlassenheit von allen Menschen und Weggefährten und dieses Ausgeliefertsein im Garten der Todesangst.

Welcher Ort ist in der Lage, all diesen Schmerz aufzufangen? Orvieto.

Genau.

Anfänglich war es schon ein recht eigenartiges Gefühl nicht in die Stadt hineinzufahren, doch dann, beim Anblick dieses auf Fels gebauten Ortes- direkt vis-a-vis: wohltuend und beeindruckend wie immer.

Bei Nacht genauso anmutig wie bei Tag.

Der Besuch im Vinosus war dann doch sehr berührend.

Der inzwischen verstorbene Besitzer Luca, von dem es bis heute zahlreiche Erzählungen und wohl auch Legenden gibt, mitten in dem Gemälde vom letzten Abendmahl.

Die Worte von Fede, der uns damals bei der Wahl des Lokals für unsere Hochzeit behilflich war, klingen mir noch heute im Ohr.

Es ist ein ausgezeichnetes Lokal, aber der Besitzer ist verrückt.

So liebenswert können Verrückte sein.

Und so schön die Stadt, in der wir uns nach italienischem Recht das JA-Wort gegeben haben.

Cipollino, du fehlst schon recht

Dass ein Kater, der in den letzten Jahren gerade mal 1-2kg Lebendgewicht hatte, so fehlen kann. Das Haus ist um so viel leerer und manchmal wünsche ich mir, dass du mit deinem unnachahmlichen Gemaunze um die Ecke biegst.
Das mit den Tulpen hat nicht funktioniert. Die sind verfault. Daher hast du jetzt neue Blumen auf deinem Grabl. Und als Deko die Flasche Franciacorta aus Orta San Giulio.

Essen in der Trattoria Vinosus

Die letzten Male in Orvieto gehörte ein Besuch im Vinosus, wo wir unser Hochzeitsmahl hatten, einfach dazu.

Es war Mittag, für draußen zu kühl, daher das erste Mal innen, wo in einem kleinen Raum vielleicht acht Tische Platz finden. Wir waren die ersten, mit der Zeit kamen noch ein paar Gruppen dazu. Die Karte überschaubar, die Bedienung wie immer angenehm und kundig — die Weinempfehlung wunderbar.

Worauf wir Lust hatten und ein bisschen Neugier bestimmten die Auswahl: Angelika ein Kichererbsenpürree mit Garnele (sehr fein und zart), ich Sardellen, um Brotstäbe gewickelt, mit Broccoli (eine perfekte Kombination).

Danach nahm Angelika eine Bohnensuppe (drei verschiedene Bohnensorten, zum Niederknien) und als Hauptgang Cacio e Pepe (sehr gut, schafften wir auch zu zweit nicht mehr ganz; als Einstimmung auf Rom!). Ich traute mich über eine Taube — piccione all’orvietana, ein traditionelles Osteressen. Sehr intensiv, das Fleisch fast wie Wild, auch sehr dicht im Geschmack. Eine Nachspeise (Vin Santo mit einer herrlichen Creme und hausgemachten Keksen) war der krönende Abschluss.

Brennnessel-Suppe mit Muscheln

Unsere Brennnesseln schießen gerade in einem magischen Grün aus dem Boden, gerade handhoch sind sie, und daher perfekt für eine erste Ernte — später nehme ich dann nur mehr die obersten Triebe.

Die Suppe daraus, dieses Mal mit blauen Kartoffeln (schaut etwas gewagt aus),   ist eine gesunde, bekömmliche, herrlich schmeckende Wohltat.

Zu einem vollwertigen Abendessen wird sie mit etwas Zugabe: ich bin im Moment geradezu verrückt nach Muscheln (und alles aus dem Meer) und hab mich getraut: eine Handvoll ins Teller dazu (ich hatte geräucherte Austern aus der Dose; das aromatische Öl wer’s mag gleich auch noch dazu), ein paar Stücke meines schwarzen Vollkornbrots dazu. Als Ausgleich und Farbtupfer eine Viertel Chili in Scheiben. Göttlich!!

Dazu ein Viertel Pinot Grigio. Ja was will man denn mehr??