Archiv für den Tag: 18. April 2018

Borgo Pirolino

Dieses Mal wollten wir uns Orvieto aus der Umgebung anschauen — dass es so eine berauschende Aussicht werden würde, war ein Glücksfall.

Der sehr nette Vermieter wartete gerne auf unsere etwas spätere Ankunft und erklärte alle wichtigen Details unserer Unterkunft: ein kleines abgeschlossenes Häuschen, mit Wohnzimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer mit einem kleinen Gärtchen davor. Das beste war aber die riesige Wiese im Anschluss an den Garten: weit hinunter reichte das Gras, unsere Hunde konnten laufen wann immer sie wollten. Am Ende dieser Wiese ist Orvieto zu sehen.

Die Küche war sogar mit einfachen Zutaten wie Öl und Salz ausgestattet, das Geschirr mehr als vollständig: wir konnten also gleich am ersten Abend, es war bald recht kühl, eine Kleinigkeit kochen!

Bei der Abreise, nahmen wir dann noch zwei Flaschen des selbst gemachten Olivenöls mit: 11 Euro verlangen sie und ich fragte nach: etwa 1,5 Liter Ertrag bringt die Ernte eines einzigen Baumes in guten Jahren — sie haben 400. Da ist dieser Preis schon wieder niedrig, wenn man an all die Arbeit denkt, die da dran steckt. Und: wenn man schmeckt, wie gut es ist!

Auf neuen und alten Wegen

Ein letzter Blick zurück auf San Galgano — auf nach Orvieto! In diesen Gegenden waren wir schon oft unterwegs, und so ist es auch eine Fahrt durch unsere Geschichte. Zuerst wurden wir von den Winden des Schicksals etwas abgetrieben (dafür kamen wir auch an der Crete Senesi vorbei), in Sinalunga schließlich setzten wir wieder auf Bekanntes: Nach Süden, an der Abfahrt nach Montepulciano vorbei, auf immer wieder bekannten hügeligen Wegen. Recht allein auf den guten Straßen sausen wir in der feinen Mittagssonne an Pienza vorbei, wo Federico und Ines geheiratet haben (und wir auch später schon waren), vorbei an den Bagni di Vignone bei San Quirico d’Orcia, wo wir in den Thermalquellen gelegen haben (das Orcia-Tal ist Unesco-Kulturerbe), vorbei an der Fortezza di Radicofani, wo der italienische Robin Hood gelebt hat (an der Via Francigena, mit herrlicher Aussicht), dann über Acquapendente und San Lorenzo Nuovo und San Giorgio dann plötzlich über die Hügel ins Tal hinunterfallend zu unserer Unterkunft: in der zweiten Kurve der Serpentinen, die nach Orvieto hinunter führen!

Warum sind wir eigentlich damals nach San Galgano?

An Ostern 2015 haben wir diese Abbazia das erste Mal besucht. Den Grund wissen wir beide nicht mehr. Damals waren wir im Chianti und von dort aus ist es schon einige Zeit zu fahren.
Während meiner langen Krankheit, in der es mir so ergangen ist, wie dem Mann mit dem Raben auf dem Bild von Siger Köder, ist mir eines unserer Fotos der damaligen Reise zu einem Heilungsbild geworden. Die Ähnlichkeit der Umrisse waren wohl der Auslöser dafür. Seit ich wieder in der Lage war auch nur darüber nachzudenken, dass wir vielleicht wieder einmal Richtung Süden fahren können, war dieser Wunsch: NOCH EINMAL NACH SAN GALGANO Halt, Hebstecken und Richtungsweiser.

Und jetzt bin ich wieder da.
Noch nicht ganz wieder hergestellt- aber da.

Es hat sich gelohnt, diesen weiten Weg auf uns zu nehmen, um an die Heilung und die Auferstehung erinnert zu werden und diese auch zu feiern.

Es erscheint mir wie ein Wunder.

Auch jetzt noch, im Nachhinein.

Danke Heiliger Galgano, der du das Schwert mit der Einkehr getauscht hast.

Mitten in den Weiten der Maremma: San Galgano

Ich mag diese Ruhe und diese Langsamkeit mit der wir uns abseits der Autostradas durch dieses Land bewegen. Wir haben auf all unseren Reisen durch Italien mehr Hügel, Bergstrassen und Pässe befahren als am Meer oder am Strand zu sein. Das Abgelegene, das Ursprüngliche hat es uns angetan. Bei der Routenplanung war eine Station von Anfang an klar: San Galgano. Schau mal nach, ob man dort auch übernachten kann. Gesagt und gebucht. Es war nur mehr ein Appartement frei, der Preis hat gepasst.

Auf den letzten Kilometern, wir waren inzwischen schon seit einiger Zeit allein auf der Strasse, war ich schon recht aufgeregt, ging doch ein Traum in Erfüllung: Wir werden diesen Ort nicht nur besuchen, wir werden dort auch übernachten.
Der freundliche Herr an der Rezeption, der seinen Dienst wegen uns verlängert hat, erledigte die Formalitäten und zeigte mir dann das gebuchte Zimmer im oberen Stock. Ich war sprachlos. Wir sind in einem Schloss gelandet. Großzügige, sehr geschmackvoll eingerichtete Räume. Ein riesiger Aufenthaltsraum mit Küche, zwei Schlafzimmer mit Doppelbetten, zwei Bäder.

Contenance Angelika, das lässt du dir jetzt gegenüber Hermann, der inzwischen das Auto geparkt und die Hunde versorgt hat, nicht anmerken. Diese Überraschung möchte ich auch ihm ohne Vorbereitung oder Vorwarnung überlassen. Gelungen. Einige Minuten später sind wir dann alle vier in unserer Unterkunft und können unser Glück kaum fassen.

Ja, in den Weiten der Maremma stehen eine verfallene Abbazia, ein Agriturismo und ein Ristorante. San Galgano.