Archiv für den Tag: 8. Februar 2015

Lebensgeschichten

Bei uns auf dem Land gibt es sie noch, die Traditionen rund ums Sterben und rund ums Beerdigen. Wenn man zu einer Beerdigung oder zu einer Aufbahrung geht, bekommt man zur Erinnerung ein Sterbbildl mit.
In den letzten Wochen haben sich diese drei Bilder “angesammelt”. Sie stehen im weiß glasierten Keramikkunstwerk von Petra. Und, wie es bei uns so der Brauch ist, zünden wir allabendlich ein Kerzl für die Verstorbenen an. Damit sie einen guten Übergang haben.
Drei ganz besondere und vollkommen unterschiedliche Biografien begleiten uns zur Zeit. Mit allen hatten wir auf die verschiedenste Art und Weise zu tun. Und wenn ich mir dann zu späterer Stunde, wenn die Arbeit getan ist und der Feierabend zu Ende geht, eine Weile die Zeit nehme, um mir die Fotos anzuschauen, dann wird mir sehr bewußt wie einmalig ein Leben ist. Und mir wird jedesmal noch klarer, wie großartig alle ihr Leben gemeistert haben. Und jeder und jede hat uns etwas vom EIGENEN hinterlassen.

…, es schneibelet, es geaht a kuahler Wind

diese Zeilen eines Kinderreims, den mir meine Eltern immer wieder vorgesagt haben, sind mir bei dem heutigen Wetter in den Sinn gekommen. Wenn es so stürmt und schneit, ist der Kamin ein ganz feiner Ort zum FUIER SCHAUEN und wärmen. Für Tier und Mensch. Da werden die Plätze verlost, weil Katze und Hund und Angelika sich den wärmsten Ort aussuchen.

Stallgeflüster

Die zwei Leidensgenossinnen haben sich das feine Platzl geschwisterlich geteilt. Antonia ist soweit genesen, dass wir sie gestern wieder zu den anderen in den Stall gebracht haben. Ein frisches, rohes Ei wirkt manchmal Wunder. Immerhin hat es alles in sich, was ein Küken braucht, um sich nach 21 Tagen ins Leben zu schlüpfen.

Das haben wir durch einen Zufall entdeckt. Eines Tages ist uns ein Ei auf dem Weg aus dem Stall zu Boden gefallen. Alle Hennen haben sich wie wild draufgestürzt und getrunken und gepickt. Seitdem bekommen alle geschwächten Hühner ein frisches, rohes Ei zur Stärkung und zur Kräftigung.
Im Schupfele haben wir nach dem Umbau im Depot einen zweiten Tisch, eigentlich eine Bierbank hineingestellt und damit eine zweite Etage eingerichtet. Damit die Bruthennen sich ein wenig aus dem Weg gehen können. Hennen in der Brut verteidigen ihr Nest auch gegenüber anderen Hennen in der Brut. Ich kenne keine mutigeren Wesen als Bruthennen. Die nehmen es mit jedem und allem auf, wenn es darum geht ihr Nest zu verteidigen.

Stifter auf Schitour

Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Glänzen des Himmels, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß: das prächtig einherziehende Gewitter, den Blitz, welcher Häuser spaltet, den Sturm, der die Brandung treibt, den feuerspeienden Berg, das Erdbeben, welches Länder verschüttet, halte ich nicht für größer als obige Erscheinungen, ja ich halte sie für kleiner […]. Nur augenfälliger sind diese Erscheinungen und reißen den Blick des Unkundigen und Unaufmerksamen mehr an sich […]
(A. Stifter, Aus der Vorrede zu „Bunte Steine“, 1852)

Das kam mir in den Sinn, als ich, an einem herrlich sonnigen Tag, nicht eine der zahlreichen „großen“ Schitouren des Außerferns (die im Vergleich zu hochalpinen Touren auch schon wieder recht klein aussehen) sondern eine der kleinstmöglichen machte: in meinen früheren Jahren habe ich darüber nur gelächelt – das galt gar nicht. Aber das Älterwerden bringt Demut und zugleich eine Freude am Kleinen, die die kurzlebige frühere Freude am Großen bei weitem übertrifft: jeder einzelne Schritt auf diesem Weg war Genuss, sinnlichstes Erlebnis, war Erleben mit allen Sinnen.
Dass man auf solchen Touren recht allein ist im Vergleich zu den prominenteren ist ein zusätzlicher Vorteil: kein Lärm, kein Gedränge, kein Klappern, nur Sonne, Luft, Schnee und die Hunde. Was für eine Freude!

Spaghetti mit Sardellen – mit außerordentlichen Zutaten

Als ich das Originalrezept gelesen hab, dachte ich, naja, nur gute Sachen, kann nicht falsch sein. Aber die Wirkung der richtigen Kombination ist nicht erahnbar: auf der würzigen, animalischen (Danke – Andreas!) Basis, die aber nicht als Sardelle herausschmeckt, tanzen Knoblauch, Tomaten, Kapern und Oliven! Die Schärfe (so viel? hab ich mir gedacht) bringt das ganze zum Fliegen! Als Flugbegleiter unbedingt einen kräftigen Weißwein!

Beim Rezept muss man einerseits ein bisschen improvisieren – Tomaten braucht man jetzt nicht zu kaufen; die ahnungslos – nach Etikett und Herkunft gekauften – Sardellen erwiesen sich aber als Glücksgriff: zuerst geärgert – jedes einzelne Fischlein filetieren??? Das Ergebnis lohnt sich außerordentlich und bringt auch wieder Platz für die Ehrfurcht und Dankbarkeit, die jedem einzelnen gegenüber geboten ist: die sogar bei uns in Reutte erhältlichen Oroazzurro sind sensationell! Und die schwarzen Botija-Oliven sind ein Geschenk von den Wienern, etwas ganz besonderes: unfermentierte, ungesalzene, am Baum getrocknete Oliven. Wahnsinn! Dass sie nicht entkernt sind und ich daher ziemlich oft ehrfürchtig jeder einzelnen Olive gegenüber sein musste, war Meditation. Wie Kochen sein kann.

Rezept für zwei Personen – geht sich perfekt neben Nudelwasseraufstellen und Nudeln kochen aus (1 Espresso-Tasse Kochwasser aufbewahren und etwas vor dem Servieren unter die Sauce!):
4 Sardellen (siehe oben; filetiert und klein geschnitten); 3 Knoblauchzehen, gehackt oder gepresst, 1 Esslöffel(!) Chilipulver (vom Türken), eine Handvoll entkernte getrocknete schwarze Oliven, 1 1/2 Esslöffel Kapern, 1 Dose Tomaten (die vom Hofer sind wirklich OK), nur die ganzen Stücke aus der Dose, in dicke Scheiben geschnitten. Knoblauch, Chili und Sardellen in Olivenöl anschwitzen, Rest dazu und auf kleiner Flamme gerade kochen lassen. Bis die Nudeln fertig sind hat sich alles perfekt miteinander verbunden!