Archiv für den Tag: 6. Dezember 2016

Der heilige Zorn

Dieses Bier war heute in meinem Adventskalender. Das Etikett hat es mir sofort angetan. Das schaut aus wie der heilige Zorn, oder zumindest ein gekrönter Zorn.

Aber was ist Suffolk? Eine Grafschaft in der Nähe von London. Der Hauptort heißt Ipswich und liegt am Fluß Orwell. Seit 1746 gibt es dort die Green King Brewery, von der dieses Bier gebraut wird.

Dieser schnaubende Stier und der Zorn haben mein Interesse geweckt. Da gibt es doch ein Zitat von Dorothee Sölle, die ich seit meinem Studium sehr schätze. Eine ganz besondere Frau und Theologin. Und da gibt es doch noch ein Buch von ihrem Partner Steffensky Fulbert irgendwo in unseren Bücherregalen. Gesucht und gefunden.

Wie damals war ich beeindruckt von der Abhandlung über den Zorn, der eines der Charismen eines starken Herzens ist. Eh, der heilige Zorn.

Jetzt habe ich wieder Lesematerial und wie das Bier schmeckt weiß ich nach Feierabend.

#mea culpa

So steht es in meinem Tagebuch und so steht es auf einem der “geistlichen” Blätter, die mich in jeden Tag begleiten. Das Tagebuch, das ich momentan führe, wird wohl als #Tagebuch in meine Geschichte eingehen. Über den # (hashtag) schreibe ich noch an anderer Stelle.

Zurück zur Wortnärrin und der Schuld.
In diesem Drehen und Wenden der Schuld, im Sortieren des Schubmaterials und meinem Gewissen, lag sie noch einmal da – wie schon 100e Male vorher. MEINE Schuld. Und noch einmal erkannte ich, dass diese meine Schuld mit den zugeschobenen Caterpillarladungen NICHTS Gemeinsames hatte.

Das geht ja auch gar nicht. Ich kann die Schuld eines anderen Menschen nicht haben, ich weiß ja nicht, wofür sich der schuldig fühlt. Ich kann die Schuld eines anderen Menschen auch nicht nehmen – das hat schon EINER für uns getan. Vor 2000 Jahren.

Um für mich klar zum Ausdruck zu bringen, dass DIE Schuld mit meiner Schuld nichts zu tun hat, benenne ich meine Schuld #mea culpa.

Und da kommt jetzt meine Liebe zur Liturgie ins Spiel. Grundkonzept menschlichen Lebens in archaischer Form. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa – dabei berühren die Menschen mit ihrer rechten Hand dreimal das Brustbein. Einer jener Knochenkonstruktionen des Körpers, der sehr nahe am Herzen ist, es auch beschützt, so einiges zusammenhält und die Weite des Atmens ermöglicht.

Aber sprich nur EIN Wort, so wird meine Seele gesund.

Da lag sie dann: # mea culpa

Und die lass ich mir nicht nehmen – es ist MEINE.

Sie ist bunt, lebendig, vielfältig – ja fast schon hopfengereift.

Nur manchmal stöhnt und schnauft, quietscht und ächzt sie.

Sie erinnert mich stets an meine Würde und auch daran, mich an dieser wieder aufzurichten.

Und ich mag meine # mea culpa, weil sie mich noch jedes Mal zum Frieden gebracht hat.

Ehre sei Gott in der Höhe.

Schuld geben, zuschieben, in die Schuhe schieben

Der Wörternärrin erster Streich

MEINE GABI hat mir in einem Telefonat, das wir vor ein paar Wochen geführt haben, folgende Anregung (Hilfe! schon wieder so ein Wort) gegeben:
Schau dir in aller Ruhe (Rilke lässt grüssen) einmal ein paar Sachen an. Wo kann man bei dir noch andocken? Wo wird dir Energie entzogen? Als einen der Begriffe nannte sie die Schuld. Die Schuld, eines der zentralen großen Menschheitsthemen.
Also habe ich sie noch einmal hergenommen, diese Schuld, sie gedreht und gewendet, wie schon so oft in meinem Leben. In diesem Drehen und Wenden ist mir dann die Verankerung dieses Wortes in unserer Sprache aufgefallen.
JEMANDEM DIE SCHULD GEBEN. Um das tun zu können, muss ich sie haben, sonst kann ich sie nicht geben.
JEMANDEM DIE SCHULD ZUSCHIEBEN. Eine weit gewichtigere Formulierung. Wenn etwas geschoben werden muss, hat sich da meist schon eine ganze Menge angesammelt, die ich nicht ohne Hilfsmittel von mir weg schieben kann. Schubraupen heißen die entsprechenden Arbeitsgeräte, machen meist einen mords Grawall und ein mords Gschtank.
JEMANDEM DIE SCHULD IN DIE SCHUHE SCHIEBEN. Das Gehen erschweren oder verhindern.
Erkenntnis der Wortnärrin: Wo liegt die Schuld? Bei dem der schiebt und gibt? Zumindest liegt dort die Unfähigkeit die eigene Schuld zu drehen, zu wenden, anzunehmen? Oder, wieso, muss ich sonst die Schuld, die bei mir liegt, herumschieben?

Wörternärrin und Reden wenden

Wörter, Redewendungen und Sprache haben es mir angetan. Seit vielen Jahren, aber spätestens seit ich mir den GRIMM in digitaler Version gekauft habe. Das Herkunftslexikon der deutschen Sprache. Wie sind sie entstanden, diese Wörter, die wir verwenden? Welche Geschichte haben sie und welche Facetten enthalten sie? Dieses WÖRTERBUCH beginnt mit dem Buchstaben A. Der erste Laut, den jedes Neugeborene von sich gibt. Wohlig und warm ist dieses A. Und, wenn ich mich recht erinnere findet man in diesem Werk der Gebrüder Grimm eine 28 Seiten lange Abhandlung über das Wort Leben… oder über Sein, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau.

Wie so oft, sind es die Zufälle des Lebens, die mich wieder an diese meine Leidenschaft erinnern. Diesmal war es KURT FISCHER, DER Bürgermeister von Lustenau. Schon wieder zwei Wörter über die ich mich auslassen könnte: Ein Meister der Bürger, für die Bürger… und eine Au der Lust… in seinem Profil findet man das Wort WORD NERD – wördnörd ausgesprochen. Ich bin nicht alleine, da draußen gibt es noch ein paar dieser Wörternarren. Seine tweets zu Adorno, Arendt und Rilke erfreuen und bestärken mich. Und musizieren kann er auch noch. Wo man singt, dort lass dich nieder… Lustenau.

Aus den Wörtern haben die Menschen Redewendungen gebastelt. Aus ihrer Erfahrung und aus ihrem Wissen heraus. Viele dieser SPRICHWÖRTER, dieser sprechenden Wörter, haben mir auch heute noch viel zu sagen. Sie benennen Existentielles in großer Klarheit, meist in einem Bild. Man braucht nur HINSCHAUEN auf das Bild, oder eben HINHÖREN. In den folgenden Beiträgen gibt es an dieser Stelle gewendete Reden und erlebte Wörter.