Archiv für den Tag: 5. Mai 2019

Das Verbindende bleibt

Die letzten Wochen waren für uns eine Zeit des Abschiednehmens.
Einer davon von jener Frau, die mich seit Jahrzehnten mit ihren Wollsocken erfreut.
Die Ferse mit Netzpatent gestrickt.

Und Maxi ist in ihrer Küche aufgewachsen, bevor er in der Klockerei gelandet ist.
Er erfreut sich gerade daran, dass sein Dasein als Stubentiger ein Ende hat.

So viel Lebendiges und Wärmendes wird uns noch einige Jahre an sie erinnern und mit ihr verbinden.

Der Kompost — das schwarze Gold des Gärtners

Mit dem Umbau im Gehege wollte ich auch die Kompostbehälter an einen anderen Ort versetzen.
In der Klockerei arbeiten wir mit drei bis fünf Kompostbehälter um den bestmöglichen Reifegrad zu erreichen.
Es war eine Wonne, diese Knäuel an Regenwürmer in die Hochbeete einzuarbeiten.
Am neuen Standort habe ich zuerst die Behälter mit einem dicken Stoff, noch aus den Zeiten des Textilwerks in Reutte, ausgekleidet.
Der Grund dafür sind die langen, die sehr langen Hälse der Hennen und Enten, denen es gelingt, den Kompost derart anzuknabbern, dass er nur noch wie ein angebissener Äpfel ausschaut.
In diesen Behältnissen ruht nun gut abgelagerter Kompost und wartet auf einen weiteren Einsatz.

Der Löwenhof in Schongau

Wenn man nach einer Gaststätte Ausschau hält, ist der Name Löwenhof nicht unbedingt vertrauenserweckend: umso größer ist dann die Überraschung: ein kleiner, romantischer Innenhof, gepflastert, mit Efeu und Wein bewachsene Mauern, kleine Tische, ein Brunnen. Sofort fühlt man sich wohl, freundlichst wird man empfangen und die Zeit bleibt stehen. Verweilen, den Ort genießen (eine ehemalige Apotheke) und auch noch bekocht werden, ein kleines Paradies.
Eine kleine Speisekarte (warum mehr: das Gebotene ist sensationell; der Teil mit den Getränken ist beachtlich) bietet genug Anreiz, dass die Wahl schwer fällt: die Rohnen-Ravioli auf der Tageskarte werden von den Burgern knapp überboten, ein Kichererbsen-Gemüse-Frischkäse-Burger und ein Angus-Rind-Burger mit Spargel-Hollandaise sind dermaßen fein, dass eine Zeit lang nur mehr wenig gesprochen wird, der dazu servierte Salat ist gefühlvoll gewürzt. Urlaub. Dass es dann noch eine große Auswahl an guten Geistern und hierzulande kaum zu findende Mischungen (Whisky sour) gibt, ist eine Draufgabe.

Ein Urlaubstag in Schongau

Wieder einmal raus aus dem Hamsterrad und raus aus dem Alltag.
Über Land gondeln.
Tapetenwechsel.
Wohltat für Leib und Seele.

Unkomplizierte Wesen

Unsere Enten sind wahrscheinlich die einzigen, die Anfang Mai mit Schnee noch eine Gaudi — und überhaupt kein Problem — haben!

Zucchini mit Scamorza

Diesen Käse habe ich bis jetzt links liegen gelassen. Geräucherten Käse? Brauch ich nicht. (Niemals! würde Reini sagen, der alles Geräucherte meidet).
Aber die Neugier siegte dann doch und die Kombination mit Gemüse klang überzeugend. Und das ist sie auch — wunderbar, hat nix mit Speck oder Geselchtem zu tun sondern bringt eine eigenständige Herzhaftigkeit zustande. Mit Zucchini beispielsweise, für zwei Personen:
In einer Pfanne in Olivenöl 1 gehackte Knoblauchzehe und etwas Peperoncino anschwitzen, 4 kleine Zucchini (gewürfelt) dazugeben, mit heißem Wasser aufgießen, frischen Basilikum und einen Zweig Thymian dazugeben, einige Minuten dünsten. 150 g Nudeln (nach langem Horten und Herzen Paccheri aus Neapel, die wir von Nikos Eltern bekommen haben, endlich auch gekostet!) kochen, etwas vom Kochwasser zum Gemüse geben, mit Parmesan bestreuen, die Nudeln unterheben, gewürfelten Scamorza (100 g) dazugeben und nach dem Schmelzen sofort servieren.



Spaghetti Poveri

Die Kombination der Zutaten hab ich in verschiedensten Variationen schon selbst ausprobiert, weil Umami ohne Ende. Dass es das als Rezept gibt ist daher nicht überraschend, aber wie immer ist das Verhältnis der Zutaten entscheidend. Das von hier passt hervorragend, der Petersil muss nicht unbedingt unter dem Schnee hervorgeholt werden! Für eine Person (weil: Männer-Teller):
Aus einer halben kleinen Knoblauchzehe und einer halben kleinen Zwiebel ein Soffrito zubereiten, etwa 10 dag Spaghetti kochen, währenddessen einen EL gehackte Kapern, 25 g Sardellen (5 Stück) und ½ Chili in die Pfanne geben und alles ziehen lassen, dann gehackte Petersilie und 1 EL gehackte Oliven dazu, Nudeln und Kochwasser dazugeben, 1 EL geröstete Semmelbrösel unterheben.

Diesen Platz hat sie sich ausgesucht

In all den drei Monaten der Krankheit, der Genesung, der Hege, der Pflege, der Sorge und der Hoffnung ist sie nie bis zur Quitte gegangen.
Erst an ihrem letzten Tag und die Nacht vorher im Traum.
Ergo gab es nur einen Platz, um dort das Grab von Fany anzusiedeln.
Bei der Quitte.

Der alte Griller, der seine Farbe schon lange von metallgrau in rostbraun geändert hat, war das geeignete Behältnis.
Zahlreiche Grabbeigaben, die uns — sie und mich — in den letzten Monaten begleitet haben, sind beigelegt.
Zwei leere Flaschen von Starkbieren- ein starkes Wesen braucht ein starkes Bier- geben dem Herzen Halt.

Sogar die Quitte hat uns an ihrem Sein und ihrem Wissen teilhaben lassen.
Pfiati Captain und komm gut heim.

Ein Teller dampfender Nudeln

mit dem herrlichen Olivenöl von Nonno Vito, Parmesan, dem duftenden Pfeffer und ein Glas Rotwein sind in derartigen Situationen das Allheilmittel.
Wohlig und wärmend und ein Bad in den Erinnerungen.
Anschließend habe ich noch ein paar Schneebälle in Richtung Himmel geworfen.
Einer davon war für dich, Herlinde.

5. Mai 2019

Sie hat wohl noch einige Kurven geflogen, Loopings gemacht und sich dann mit Frau Holle auf einen Erkundungsflug begeben — unser Captain Fany.
Jetzt ist sie wohl drüben und hat, wie schon in ihrem Erdendasein, das Kommando übernommen.

Bäume, Büsche und Stauden neigen sich unter dem Schnee.
Mohn und Pfingstrose haben sich flachgelegt.
Wenn man sich diese Bilder anschaut, kann man gar nicht glauben, dass die meisten Pflanzen und Bäume das unbeschadet überstehen- so zumindest die Erfahrung der letzten Jahre.
Morgen ist der Spuk vorbei, so als ob nichts gewesen wäre.