Vielleicht zum letzten Mal für längere Zeit besuchen wir Orvieto, eine Stadt, in der unsere Freunde mehr als ein Jahrzehnt verbracht haben. Dass es überhaupt möglich war, einen gemeinsamen Termin zu finden, grenzt an ein Wunder – so vielfältig sind die Aktivitäten aller Beteiligten. Wie so oft nehmen sie uns zu sich auf, wir leben einen Abend und einen halben Tag miteinander, die Blicke zu diesem und von diesem Balkon sind voller guter Erinnerungen und nur ein bisschen wehmütig.
Wir essen gemeinsam beim Vinosus, reden miteinander über die Vergangenheit und viel über die Zukunft und machen am nächsten Tag eine Abschiedsrunde zu den für uns so geschichtsträchtigen Plätzen: zur Piazza Duomo (hier begann fast jeder Tag in Orvieto bei einem Glaserl), zum Teatro, in dem wir geheiratet haben. Glücklich fahren wir wieder in die Marken.
Perugia
Auf dem Weg nach Orvieto geht es an Perugia, der Hauptstadt Umbriens, vorbei – und diesesmal machen wir einen Abstecher (auch vom Lago Trasimeno aus hätte es sehr nahe gelegen).
Das historische Zentrum liegt auf einem Hügel, den man zuerst hinauf fährt. Benutzt man einen der zentralen Parkplätze gelangt man fast „unterirdisch“ in die Stadt: entlang und durch die alten Stadtmauern geht es über mehr als zwei Stockwerke hinauf: Emma fährt das erste Mal mit einer Rolltreppe (bravourös!), Vega erledigt das im Liegen (in den Armen).
Perugia ist eine Universitätsstadt (Floriano hat dort studiert) und im Vergleich zu den Örtchen, die wir sonst besuchen, doch recht groß. So war auch dieses Mal die Stadterfahrenheit unserer Hunde sehr angenehm – sie können und kennen das schon. Wir schlendern ein bisschen durch das alte Zentrum, besuchen die berühmte Konditorei Sandria und finden in einer Seitengasse ein sehr angenehmes Lokal, in dem wir nicht nur sehr gut gegessen haben sondern auch von zwei Praktikantinnen aus Kärnten bestens bedient wurden: wir aßen außergewöhnlich gut italienisch, die beiden freuten sich schon wieder auf das Schnitzel daheim.
An einigen Punkten sieht man hinaus in die Gegend, in der vor Jahrhunderten Franziskus auf dem Weg war – bis weit in die Marken ist er ebenfalls gewandert. Am Ende verlassen wir wegen eines heftigen Gewitter fast fluchtartig die beeindruckende Stadt.
Crescia: gefüllte umbrische Piadina
Eine Urform der Pizza soll sie sein, schreibt Maria Luisa Scolastra im Rezept in der SZ, und da wir gerade im Kräuter-Schwelgen sind hat das gut gepasst. Ganz eigen die Würze im Teig: viel Salz und Pfeffer, den man dan auch gut rausschmeckt.
Wir haben für die Füllung den Mangold verwendet, der da war und zur anderen Hälfte Brennnesseln, Taubnesseln, Spitzwegerich und Liebstöckel (ruhig viel!). Das hat perfekt gepasst!
War auch nach einem Tag noch gut und dann aber restlos weg!
Kastanienmehl Nummer 1
Beim durchforsten und durchwühlen( im wahrsten Sinne des Wortes) der Lebensmittel im schwarzen Kasten waren am Ende der Reinigungsaktion 6 angefangene Mehlpakete verschiedenster Herkunft und Machart übrig. Zwei davon Kastanienmehl aus Italien, das Eva früher gerne für ihren Kuchen verwendet hat. Ich habe mich auf die Suche nach Rezepten gemacht und habe ob der Zufälle recht geschmunzelt. Kastanienmehl war das Mehl der ärmeren Bewohner der Bergdörfer Süditaliens.
Das erste Rezept, das wir ausprobiert haben, galt als arme Leute Essen in Umbrien.
Eine Castagnaccio. Die Pinien habe ich durch Onkel Anders Walnüsse ersetzt, der Rosmarin stammt von unseren Urlaubsreisen in die Toskana und nach Umbrien. Das Rezept habe ich von mestolo, einem vegetarischen Kochblog, der schon länger auf Hermanns Leseliste ist.
Das Ergebnis: ein Duft- und Geschmacksbad in mediterraner Lebensfreude.