Archiv des Autors: Hermann

Über Genussintoleranz und Teresa von Avila

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Ich hab um meinen Vierziger herum im profil gelesen, dass es Fructoseintoleranz gäbe, erkannte mich im Artikel wieder – und hab mich gleich testen lassen (ziemlich zeitaufwendige aber harmlose Prozedur) und siehe da: mein Wert war bei über 300, die Intoleranz begann bei 80. Also nix mehr Honig, kein Obst mehr, Zucker sowieso schon lang nicht mehr, nur mehr Bitterschokolade (aber die hat eh ihre unvergleichlichen Reize, also gutes Beispiel dafür, dass, wenn eine Tür zugeht, eine andere aufgeht).

Ach ja, im selben Artikel gab’s dann auch noch die Laktoseintoleranz, natürlich hatte ich die auch (120 über 80). Ich möchte niemandem, der unter FI und/oder LI leidet zu nahe treten, aber meine Beschwerden waren im Vergleich zu schweren Fällen eigentlich ein Schas.
Aber: ich hab trotzdem all das aus meiner Ernährung verbannt, nur mehr laktosefreie Milch, und davon wenig.

Bis ich vor etwa gut einem Jahr, also fast 10 Jahre später, wieder vorsichtig anfing: ein bis zwei Marillenknödel (Mmh!), hie und da ein halbes Marmeladebrot zum Frühstück (Aah!), Honigbrot usw. Und siehe da: all die Genüsse, die ich mir jahrelang versagt hatte, waren derartig Lebensfreud-voll, dass ich gar nicht mehr so genau darauf achtete, was denn da an Folgen kam. Es kam was, aber es war noch nicht einmal Schall und Rauch!

Kurz: auf den Genuss von Früchten in jeder Form und auf Milchprodukte wie Joghurt zu verzichten, mag ich mir nicht mehr vorstellen, und es scheint schon auch so zu sein, dass je weniger ich darauf achte, desto weniger auch passiert. Also: da spielt der Kopf eine (zu) große Rolle! Ich litt wohl viel eher an meiner Unfähigkeit, all das genießen zu können (was übrigens ja auch automatisch die Mengen verringert).

Und daher: auf zu alten Ufern, ich hab heute eine Nachspeise probiert, die für mich noch vor kurzem aus Absurdistan zu kommen schien: Joghurt mit Feigen, und das geht so:

Joghurt mit karamellisierten Feigen (für zwei Personen):
200 g griechisches Joghurt (10% Fett, s. unten!), 3 Feigen, 2 EL Honig, 1 TL Butter, 1 EL Weißwein
Zwei der Feigen schälen, klein würfeln und mit 1 EL Honig unters Joghurt rühren, kalt stellen. Die dritte Feige in Scheiben schneiden, aus dem Rest Karamell machen (warm werden lassen, dabei rühren, und den Punkt, wo der Honig karamellisiert = alles braun wird, beherzt abwarten) und die Feigenscheiben darin schwenken, bis sie untrennbar verbunden sind. Darüber legen, Restkaramell als Deko darüber.

Nur ein Wort zum Joghurt/zur Butter: da halt ichs mit der Teresa von Avila: wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn! Weder Magerjoghurt noch Margarine kommen da auch nur in Frage! Gscheit oder gar nicht!

 

Flammkuchen und Ketzer-Wein

Gestern und heute waren Backtage und nachdem das immer auch heißt, den “Pizza”-Stein im Ofen gut vorzuheizen (mindestens eine Stunde auf 250°C), kann man eine Weile backen wozu man Lust hat.
Gestern war zuerst unser Weißbrot dran,

Französisches Brot:
3/4l Wasser, 2 EL Öl – nicht unbedingt Olivenöl, 2 TL Zucker, 2 TL Salz, 1 kg Mehl, 150g Hartweizengries, 3/4 Würfel Frischhefe
bei 220° backen bis es braun ist; gelingt auch bei etwas höherer Temperatur

…und weils gerade Abend war hatten wir Lust auf einen

Flammkuchen:
ein faustgroßes Stück vom Teig dünn ausrollen und mit Creme-fraiche (leicht mit Salz und Pfeffer gewürzt) bestreichen, ein paar Zwiebelringe drauf und wer mag noch ein bisschen Bergkäse.

Wenn der Brotteig schon da ist, und der Stein schon heiß ist er in kürzester Zeit vorbereitet und gebacken: am liebsten (und da folgen wir der Herkunft dieser Brotteig-Pizza, halt ohne Flammen!) noch vor dem Backen, dann sieht man, ob der Stein schon schön heiß ist: dann gehts nämlich in Minutenschnelle! Und für den Flammen-Effekt zum Schluss noch ein bisserl mit den Heizringen drüberbruzzeln…

Dazu entdeckte ich einen Wein in unserem – ähm – recht kleinen Wohnort, der tatsächlich aus Orvieto kam: ein Cabernet Sauvignon – “Le Conce”. Ich wunderte mich kurz, nahm ihn aber mit und er ist hervorragend! Auf der Winzerseite kann man dann nachlesen, dass sie eh selbst wissen, dass sie da mehrfach aus der Reihe tanzen:

Meanwhile, in the San Valentino vineyard, today focal point of the estate, the Merlot and Cabernet Sauvignon vines, considered “heretical” in an area dominated by white wines, have matured. Notwithstanding, the “heresy” was widely accepted thanks to the quality and exceptional elegance.

Auf jeden Fall aber war für uns die Silhouette von Orvieto auf dem Etikett genau das, was wir noch brauchten, um trotz all des Schulanfangstrubels der Erinnerung an den Urlaub wieder näher zu kommen.

 

PS: am nächsten Tag bei der vorletzten Backrunde gab’s dann ein süßes Flammenbrot: gscheit saure Äpfel (aus Nachbars Garten) mit etwas Zucker und Zimt als Belag: herrlich!

PPS: die ausführliche (von Wikipedia überlieferte) Geschichte zum Flammbrot hab ich oben nur angedeutet: beim Anheizen eines Holzofens hat man noch während die letzen Flammen brannten, ebendiesen Flammkuchen aus einem Teil des Teigs für das zukünftige Brot in den Ofen geschoben, um die Temperatur zu testen. Wenn’s noch mehr Feuer brauchte, ging nichts weiter, wenn aber die Temperatur recht hoch war, konnte es sein, dass die Ränder recht rustikal wurden.

Essen, was geerntet wurde

Der Neuseeländer Spinat, den wir letztes Jahr gepflanzt hatten, hat sich im Kompost derart verbreitet, dass im gesamten rechten Hochbeet ohne Aussaat Spinatpflanzen sprießen. Während wir letztes Jahr noch die Blätter einzeln von den paar Trieben zupften hat uns der Überfluss heuer dazu gebracht, auch die Triebe zu ernten und erst am Tisch die Blätter zu zupfen (im Beet war kaum mehr Platz und Licht für anderes).

Daher: Spinat in rauen Mengen, viel Zupfarbeit, und, wie wir es heuer gerne haben, auch gleich ein Essen aus der frischen Ernte:

Die selbstgemachten Eierteignudeln vom letzten Sonntag mit einer Spinat-Käse-Tofu-Sauce. Kraftessen, wie Popeye schon wusste!

Heute dann als Abendessen (die restliche Ernte wird dann zu Spinatknödeln) eine Brennsuppe mit Spinat: sehr gemüsig (Brennsuppe mit etwas Rahm verfeinern, den Spinat in Streifen schneiden und etwas ziehen lassen. Pro Person zwei Handvoll)!

Sonntag, Montag – Nudeltag?

Nein, eigentlich wär das der Dienstag, aber das Wetter hat uns nahegelegt, den Nudelteig heute, Montag, fertigzumachen (einmal Hartweizengrieß: aus Italien haben wir zwei Pakete DeCecco-Grieß mitgenommen, einmal Unsere-Eier-Teig: 14 Stück auf 1 Kilo Mehl).
Nach dem Auswalken mit der Maschine
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dann Schneiden (Tagliatelle!) mit dem Messer und Auflegen zum Trocknen.
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Wir haben auch manche gehängt, damit sie die Sonne und die Luft dieses Sommers noch mehr genießen können.
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Am ersten Abend dann die Belohnung in Form einer Kostprobe: wie im Tintenherz von Cornelia Funke, essen wir Nudeln mit Salbei in Butter: die frischen Salbeiblätter in Butter knusprig rösten, dabei wird die Butter braun und die Nudeln darin schwenken.
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Pasta e fagioli – Grüße nach Wien

Letztes Jahr haben Freunde aus Wien ihren Urlaub zuerst in der Toscana verbracht (bei Montecatini) und waren dann bei uns. Sie haben als Mitbringsel Borlotti-Bohnen und Steinpilznudeln gebracht.
Mutig (Außerfern!!) haben wir die Borlottis bei uns eingepflanzt und sie sind in unserem Garten herrlich gewachsen – die ersten ansehnlichen Schoten haben wir nun geerntet.

Auf Anregung von Angelika habe ich meinen zweiten Versuch pasta fazool gewagt und: es war herrlich: die ganzen Schoten (mit den noch zarten grünen Wachtelbohnen) in Tomaten-Zwiebel-Butter-Sauce (etwas Knoblauch und ganz wenig Bohnenkraut) und die Steinpilznudeln (mit etwas Parmesan und Petersilie) lassen den Schinken/Speck (Lardo/Pancetta) nicht vermissen! Vor allem aber war der feine Geschmack der Bohnen durch nichts übertönt sondern durch zarte Aromen ergänzt.

Auf diese Weise also einen kulinarischen Gruß und ein großes Danke nach Wien!

PS: Die Nudeln sind nun fertig, Borlottis haben wir für Jahre!

Ich bin ein Hu(h)n(d)

All die Köstlichkeiten, die Hühner bekommen, mögen wir auch: Melone sowieso, die mochten wir schon immer, aber auch das Körndlfutter essen wir, wo wir’s nur erwischen.
Nun, da die Küken jeden Tag Eier bekommen, habens wir beide Hunde nicht mehr ausgehalten und ein klassisches Lied zum Vorbild genommen: zwei Hund kam(n) in die Küche und stahlen viele Ei…
Das wurde nicht so gut aufgenommen und nun haben wir den Fasttag, den wir nie wollten!

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Der Pflanzenwolf

Schon mit dem Hintergedanken, damit später nicht Fleisch sondern anderes zu Zerkleinerndes zu verarbeiten haben wir beim Arche-Noah-Pflanzenmarkt im heurigen Frühjahr in Rotholz einen gebrauchten Fleischwolf erstanden – handbetrieben und ein beeindruckendes Stück Metall.

Heute war es soweit: unsere Kapuzinerkresse wuchs trotz anfänglich schlechter Bedingungen hervorragend und konnte geerntet werden – das Ziel war heuer ein Pesto und die Idee war, es mit dieser Maschine zu versuchen. Noch nie vorher hatte ich so ein Gerät in der Hand und konnte nur raten, wie das wohl funktionieren würde.

Nach den ersten Versuchen war klar, dass nicht die ganzen Blätter sondern bereits grob in Streifen geschnittene Blätter dafür geeignet wären.

Und siehe da: prächtig zerkleinerte die Maschine die Blätter zu einem saftigen, herrlich intensiv riechenden Brei, der dann mit Salz und Olivenöl sofort zu einem Pesto verarbeitet wurde.

Unser Abendessen war klar: wir mussten testen! Die gekochten Spaghetti mit etwas Kochwasser in die Pestoschüssel, Parmesan dazu und ein nussgroßes Stück Butter und …. wir waren einige Zeit sprachlos und wesentlich länger glücklich.

Einmal hinter’s Haus, Erdbadln und Mama-Kuscheln von oben

Die Ausflüge werden immer weiter, Entdeckungen werden gemacht – hinter unserem großen Hennenhaus ist eine Himbeerstaude – und natürlich gibt’s viel beizubringen! Die Gartenzwerge haben ein besonders feines Gstellele, finden zumindest die Küken!

Under der Himbeerstauden

Afra zeigt wie’s Erdbadln geht

Ich bin gleich groß wie meine Gina-Mami

Kükenstarter Ade!

Nun ist unsere dritte Brutzeit da und wir trauen uns ein bissl mehr – unter anderem den Verzicht auf das traditionelle Kükenfutter “Kükenstarter” das angeblich auch Antibiotikum enthält. Das beruhigte uns natürlich bei unseren Anfängen, unser erster Züchter hatte uns das auch empfohlen, aber heuer haben wir uns getraut, ein bisschen nachgeschlagen und ein Rezept aus einer landwirtschaftlichen Schule aus den 50er Jahren gefunden:

  • Brennnesseln, feingehackt
  • Gekochte Eier, feingehackt, etwa gleich viel
  • Getreideflocken: wir nehmen Hafer, Dinkel, Weizen, Kleie, Hirse, Leinsamen, Reis (zuerst eher Kleie, dann Flocken, dann auch ganz)
  • Manchmal kommt auch noch etwas Holzasche dazu, für die Verdauung

Dieses Futter mögen Küken wie Mütter so gerne, dass es immer rasend schnell weg ist und man die anderen Hennen davon abhalten muss, mitzunaschen (sie schleichen sich in den Brutbereich rein und mampfen, was sie erwischen können!)

Tip: Beim Ernten der Brennnessel sind Handschuhe ganz fein, nach dem ersten Schneiden kann man sie dann ganz gemütlich angreifen und fein hacken.

Wir sind eine Woche alt und erobern den Garten für uns!

Gemeinsam mit unseren Brutmamas sausen wir im Garten herum: zunächst nur in der Nähe der Stalltür (beim Aufgang), dann schon um’s Eck und Amalia ist dann heute schon weit, weit weg zum Gartenzaun und hat dort ihr eigenes Erdbadl eingerichtet.

Drei kurze Videos:

Gina mit ihren beiden unterm Schattenspender

Haiderl ist schon fast ums Eck und Traudl taucht auf

Haiderl mit ihren 5 beim Durchgang

 

 

Früh übt sich

wer ein Meister werden will. Das war nur ein bisschen Probe und heute ging’s rauf im Kindergarten. Toll! Bei 10m Höhe haben dann die Meinigen die Leiter geholt, nur weil mein Maunzen ein bissl lauter war als sonst. Angelika hat mich nett gelockt, dann bin ich halt mit dem Hermann wieder runter!

Schmatz!

Nach einem guten Essen könnte man jedem vergeben, selbst seinen eigenen Verwandten. (Oscar Wilde)

Nach meiner kopernikanischen Wende ergab sich sofort die Frage, wie denn nun mit den noch vorhandenen Vorräten, etwaigen Einladungen vor allem aber auch mit den eigenen Gelüsten, die man als einge-fleisch-ter Tiroler, der vielleicht als ersten Kaugummi eine Speckschwarte bekommen hat, schon kurz nach der Wiege eingeimpft bekommt. Es mag ja eigentlich kein Kind Fleisch essen, wenn es wüsste, wie es auf seinen Teller kommt, aber gerade etwa Wurst hat ja nichts mehr, was an Lebendiges erinnert. Das Frankfurterle war in unserer Familie dann das erste Fleisch, das gegessen wurde, sogar als Weihnachtseinlage in der (Hühner-)Nudelsuppe.

Also: ich gestehe, ich mag den Geschmack all dieser Speisen auch immer noch: Speck, Frankfurter, Hühnersuppe. Ich darf mir nur nicht zuviel vorstellen, oder halt eine nette Geschichte erdenken (glücklich gelebt, …). Aber ganz fein ist das nicht und meine Ess- und Kocherfahrung haben eines nahegelegt: das, was bei diesen Speisen “schmatzig” ist, wird wesentlich durch die Gewürze bestimmt (den wesentlich kleineren animalischen Anteil gibt’s halt dann nicht aus dem Essen).

Daher begab ich mich auf die Suche nach guten vegetarischen/veganen Wurstschmatzereien (Currywurst!!!). Recht schnell wurde ich fündig und Tofu (den ich inzwischen liebe – das in einem anderen Beitrag) schied für dieses Ziel aus, dafür erschien Seitan und die gute Nachricht: das kann man selbst machen, d.h. ich kann auch selbst die Gewürze und deren Menge steuern: Zwiebel, Knoblauch, Paprika, Senf – und das Räuchern müsste schon viel hergeben.

Das Räuchern kann man überlassen – geräucherter Paprika, wie auf dem Bild zu sehen (“La Chinata”) gibt herrliches Aroma und wenn man dann noch viel Koch-Englisch kann und cloves nicht mit Knolle sondern Zehe übersetzt stimmt auch die Knoblauchmenge (9 Zehen). Mit einer Spezialzutat aus Südamerika (heißt: vom Wiener Naschmarkt – Danke Margit!) ist dann in der dritten Runde eine Chorizo gelungen, bei der kein Wunsch offen bleibt: Basis für vielerlei Gerichte, zuletzt ein Reisfleisch damit: wirklich herrlich!

Das Colman’s-Senfpulver (das ich selbst schon aus Norwich mitgebracht habe) ist dann die Zutat, die ich für meine zukünftige Bratwurst brauche!

[Essen, Ernährung, Freunde]

Das Leben blüht auf

beim Grabl unserer Zipi.

Ein Männer- und ein Frauenteller

zum Frühstück in der herrlichen, langersehnten Morgensonne.

Trotz der Bezeichnung natürlich beide vegetarisch!

Da sieht mich niemand

aber ich seh alles. Unter dem Hühnerstall ists immer trocken, kühl und man hat seine Ruh. Und wenn dann Angelika ruft, saus ich einfach raus und rein in die Hütte!