Archiv des Autors: Hermann

Café – Restaurant Edelweiss

Gestern waren wir zu zweit im Edelweiss, dem einzigen Lokal in Reutte mit einem Biergarten. Liebevoll sind überall Tröge mit Blumen aufgestellt, es gibt eine Hütte, einen “Marterpfahl”, hinten ein großes Rasenstück. Dass man hier im Freien sitzen kann, wenn die Witterung mitspielt, ist großartig, die Straße ist durch eine Hecke getrennt, man merkt sie gar nicht mehr.

Franz und Renate mit Tochter Marina arbeiten hier mit vereinten Kräften. Auch und gerade in der Corona-Krise, um überleben zu können: die insgesamt 1.500 Euro, die sie bis jetzt von der Regierung für zwei Monate Ausfall bekommen haben, können nicht einmal gut gemeint sein, “zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig” hat man früher gesagt: viel zu wenig, um damit auch nur irgendwie über diese Zeit zu kommen. Dass es Reserven gab, war die Rettung, aber die sind jetzt auch alle verbraucht. Und die anderen “Massnahmen”: Abschaffung der Sektsteuer, Abschaffung der Mehrwertsteuer für alkoholfreie (!) Getränke??

Die Zimmervermietung, die zusätzlich zum Restaurantbetrieb im Gastgarten ein fixes Grundeinkommen garantiert hat, wurde von einem Tag auf den anderen abgedreht. Franz erzählt, er hat ein paar Tage vorher geahnt, was da kommen wird, und fieberhaft überlegt: wie Weitermachen? Wie Überleben? Die Idee mit dem Lieferservice schien eine Möglichkeit zu sein und tatsächlich wurde sie begeistert angenommen. Am Muttertag war es grenzwertig: 88 Essen mussten zubereitet und zugestellt werden.

Die Grundidee, “Essen, das mir selbst auch schmeckt” (Renate), frisch gekocht, zu äußerst fairen Preisen, die sich jeder leisten kann, anzubieten und zuzustellen, ist für viele interessant und wird es auch bleiben: von Anfang an für Menschen mit kleinem Budget — Pensionisten etwa — für die ein wechselndes Tagesmenü mit Vorspeise, Hauptspeise und Salat angeboten wird. Aber auch jetzt, erzählt Franz, können sich viele einen Restaurantbesuch einfach nicht mehr leisten — das Essen von uns geliefert, die Getränke selbst: das ist machbar.

Wir haben das Tagesmenü — Leberspätzlesuppe, Schweizerschnitzel mit Rösti und Salat — und einen Toast gewählt. Die Suppe war schon ein feiner Anfang — “die mach ich selbst, da kommt mir kein Pulver rein”, erzählt Renate. Das Schweizerschnitzel dann gschmackig, die Rösti genau passend und der Riesenteller Salat die perfekte Ergänzung. Wir nahmen einen Teil mit nach Hause, die Portionen sind großzügig.

Wir kommen wieder!

Endlich: Salat!

Gestern haben wir den ersten Salat aus dem Garten gegessen, einen kleinen grünen Kopf mit Pflücksalat und ein paar Blättern Rucola aus dem Kräutergarten.

So gschmackig, aromatisch, intensiv und frisch!

Ästling bei alten Hochzeitern

Schon seit Wochen sehen wir jeden Tag ein Meisenpärchen auf unseren Bäumen, Sträuchern und Rosen geschäftig Nahrung sammeln und dann zum Nachbarn fliegen: in deren Vogelhäuschen brüten sie. Geschäftigst und mit einem genauen Rhythmus, am Morgen etwa sind eine Zeit lang beide auf dem Weg.

Gestern entdeckten wir in unserer Weide, inzwischen Heimat unserer Hochzeitsenten von Mazi, ein sehr kleines Vögelchen sitzen, eine mindestens doppelt so große Meise flog blitzschnell hin, fütterte und war schon wieder weg. Wir wagten nicht, unsere Jalousie zu verändern, hatten wir doch Ähnliches letztes Jahr schon mit unseren Amseljungen gesehen: die aber waren am Boden unterwegs, während dieses Meiselchen ganz sicher am Baum saß. Hofften wir auf jeden Fall, schlossen auf jeden Fall einmal alle Türen um unseren Kater Maxi herinnen zu behalten und verbrachten einige Zeit nur mit dem Beobachten dieses Wunders. Nach einigen Fütterungen flog das Kleine dann anstandslos in die Quitte, wo es von Ast zu Ast weiterhüpfte.

Gartengenuss

Vor einigen Tagen war es wieder einmal so weit: im Frühling, an, zumindest für die Hennen, gezählten, Tagen, dürfen alle raus. Das ganze junge (erst einmal gemähte) Gras ist Genuss für die Hennen, sie probieren schon einiges andere auch aus. Von den Enten aber sieht man meistens nur mehr die Hinterteile, derart viel gibt es hier zu erschnabeln.

Unsere Wesen scheinen manchmal nicht zu wissen, wo sie zuerst hinpicken sollen, so viel Prächtiges und Köstliches bietet sich ihnen. Uns geht es beim Zuschauen genauso.

Vega im Brunnen

Für Vega ist das Trinken aus diesem Brunnen nicht ganz einfach, aber irgendwie lehnt sie sich dann doch an und schafft es. Am Samstag kletterte sie dann einfach hinein und entschloss sich damit offensichtlich für die ganzheitliche Lösung.

Erst als ich ganz um den Brunnen herumging, sah ich, dass das ein doppelter Genuss für sie war!

Die letzten Max-Stiegl-Gläser

Nach der Böhmischen Rindsroulade, dem Szegediner Krautfleisch und dem Mangalitza-Sugo haben wir heute die letzten Gläser von Max Stiegl verspeist.

Wie bei allen anderen: sparsamst gewürzt, perfekt abgeschmeckt. Das Hendl ein Genuss, die Bohnensuppe einwandfrei. So ein Gasthaus in Reutte zu haben wär herrlich!

Licht und Schatten

Ziemlich kühl war’s und bewölkt, ein bisschen Sonne versprochen. Sie kam dann auch, manchmal. Zum Schauen gab’s genug für uns alle.

(Kulinarischer) Urlaub im Piemont

Es gäbe keinen Mittelweg, schreiben sie auf ihren Webseiten, beim Gorgonzola scheiden sich die Geister: lieben oder hassen. Wir mögen ihn beide, haben geschwelgt in diesem Genuss, und beim Herumschmökern über dessen Herkunft — den Hügeln nördlich von Novara — war auch gleich ein Schwelgen in Erinnerungen da: wie oft waren wir da schon auf dem Weg, im Piemont, zwischen dem Ortasee und Mailand, nördlich, im Val Sesia.

Viel vom Urlaub war da dabei, ein bisschen war das wie das Sitzen bei einem Glas Wein, zu dem stuzzicchini serviert wurden. Mit jedem kleinen Bissen und jedem Schluck Wein.

Heute, am Sonntag, war noch ein Restl da und bei den Brennnessel-Taubnessel-Palatschinken bot es sich an, ein paar Stücke dazuzugeben. In diesem Fall gilt nicht “Viel hilft viel” (altes Tiroler Sprichwort) sondern eher genaues Balancieren: sonst schmeckt man nur mehr den Käse. Das gilt insbesondere dann für die Variante mit Räucherlachs und Zwiebeln. Aber wenn man’s richtig erwischt: traumhaft!

Im Garten mit den Hunden sitzen

ist einfach ein Genuss. Vega mag es besonders gerne im kühlen Gras (wenn da Schnee wäre, wär’ es ihr vermutlich noch lieber). Manchmal aber auch auf der warmen Holzterrasse (ein komisch widersprüchliches Wort) in der prallen Sonne. So wie ich.

Eine Berghenne?

Schon gestern hatte ich beim Sitzen eine Art Gurren gehört, es aber nicht ernst genommen: Tauben hier heroben auf der Alm? Vielleicht ein Stück Holz, das im Wind irgendwo scheuert…

Heute hörte ich es wieder, dieses Mal aber war klar, dass die Geräusche von einem Baum kamen: da saß eine Henne auf dem Gipfel einer Fichte! Größe, Form … eindeutig, genau wie unsere Welsumerlen! Abwechselnd schoss ich ein paar Bilder, dann ging ich langsam in Richtung der Henne … die plusterte sich manchmal kurz auf, bald war der rote Kamm erkennbar und das dunkle Federkleid, wo aber auch weiße Stellen zum Vorschein kamen. Faszinierend!

Sie flog weg und war ein er, wie ich jetzt weiß: Ein Birkhahn!

Rösti? Nach Martin Suter??

Es ist nicht so, dass ich in der Zwischenzeit nicht etliche Bücher gelesen, viel mehr aber gehört hätte (das ist nach dem Weihnachtsgeschenk von Bianca komfortabler denn je). Dieses aber hat mich nach dem vorvorletzten (Der Koch) und dem vorletzten (Der letzte Weynfeldt) schon wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Martin Suter Essen immer wieder in seinen Romanen einbaut. Und Rösti ist schon was Herrliches.

Im, für mich, aktuellen Roman, “Die Zeit, die Zeit” (der meist als langatmig, wenn nicht überlang besprochen wird) kommt dieses Gericht zweimal vor: einmal, um jemanden, den Erzähler, einzukochen, und, ein zweites Mal, um ihn wieder aufzupäppeln: diese Stelle hat mir besonders gefallen, sie enthält Marthas Idee, “den Körper zu täuschen” — Essen wie ein Gesunder, dann glaubt der Körper, man sei gesund. Das muss man bei dieser Rösti schon sein: Butter(schmalz), Schweineschmalz, Speck, Zwiebeln, Kartoffeln.

Ich hab das heute versuchsweise nachgekocht. Besonders überwältigt hat’s mich nicht. Vielleicht hat Suter, wie manch hinterlistiger Rezept-Weitergeber, eine wesentliche Zutat ausgelassen. Das hat er beim “Koch” aber nicht getan, im Gegenteil, das Buch enthält am Ende sogar die Rezepte, mit Ersatzmöglichkeiten für die exotischen Zutaten. Grandioses Leseerlebnis.

Beim nächsten Rösti werd’ ich mich auf jeden Fall mehr an die Gewürze halten: Majoran, Petersilie … Da geht noch einiges. Und den Speck braucht’s eigentlich gar nicht. Siehe unsere anderen Rösti. Geht also ganz leicht auch vegan. Weniger ist vielleicht hier mehr.

Aber an den Büchern von Martin Suter ist es für mich umgekehrt. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Da erwischt mich so vieles. Dazu ein andermal.

Der Apfel im Mund hält dich gesund

(hab ich vom Leo, wo einige andere lesenswerte Übersetzungsversuche zu finden sind). Auf jeden Fall hat sich in den letzten Wochen für uns drei das Ritual eingespielt, als Belohnung am Ende des Aufstiegs Vitamine zu uns zu nehmen. Mit größtem Vergnügen grascheln die kleinen (für Vega) und großen Apfelstücke (für mich und Emma) beim Zerbeißen, ein bisschen Erfrischung und guter Geschmack als Draufgabe.
Das kleine Bier teile ich dann nicht mehr, aber das gönnen sie mir gerne!

Linsen-Karotten-Aufstrich

Im REHA Zentrum Münster ist das Essen grandios! Das haben wir innerhalb kürzester Zeit von zwei unabhängigen älteren Damen gehört, die dort einige Zeit verbrachten — eine davon ist meine Mutter. Und die kocht sehr gut, ich hab’s von ihr gelernt.

Als wir dann einmal darüber gesprochen haben, hat sie von den Aufstrichen geschwärmt, allesamt auf Topfenbasis, da hat es sich gerade gut getroffen, dass ich etwas viel Topfen (8 Packungen) eingekauft hatte, aber nur ein paar davon dann für den ursprünglichen Zweck verwendet habe (siehe hier). Jetzt hält der zwar ewig (Monate über das MHD hinaus), aber das traf sich gerade gut. Meine Mutter hatte um die Rezepte gefragt und sie sofort bekommen: zwei Doppelseiten, 17 Rezepte. Dieses hab ich schon probiert: einwandfrei!

200 g Linsen in 200 ml Gemüsesuppe in 15 Minuten weich kochen, inzwischen 1 Zwiebel und 1 Karotte (gewürfelt) in 4 EL Olivenöl anbraten. Ausgekühlt mit 250 g Magertopfen vermischen und mit Salz, Pfeffer, Petersilie und Schnittlauch würzen. Kann man pürieren, falls nicht, mindestens einen Tag im Kühlschrank ziehen lassen.

Die Gams!

Von einer Sekunde auf die andere ist Emmas Gesichtsausdruck völlig verändert: vom entspannten In-die-Gegend-Schauen wechselt sie in hochkonzentriertes Beobachten, ein bisschen kommt ihr ein leises Winseln aus, der ganze Körper ist in Bereitschaft loszurennen. Nur meine Ansage “Bleib!”, einen Wanderer vermutend, hält sie noch zurück.

Es ist aber etwas anderes, das sie erspäht hat, es ist eine neugierige Gams, die etwas oberhalb der Alm einmal schaut, was da unten los ist. Dass wir zu dritt sind — zwei davon wolfähnlich — macht ihr nichts aus, eher hat sie offensichtlich Lust ein bisschen genauer zu schauen, was für eigenartige Gesellen das sind. Und überhaupt sind wir da eher Nebendarsteller. Minutenlang schaut sie in die eine, dann in die andere Richtung. Dann irgendwann geht sie wieder. Man hat Besseres zu tun.

Emma entspannt sich wieder.

Ach, Vega

Du Lebensgeschenk. Eigentlich gehst Du immer hinter mir, höchstens einen Meter Abstand. Beim Aufsteigen nie abseits, manchmal bleibst ein bisschen hinten, ein bisschen Schnüffeln, aber dann wird gleich aufgeschlossen.

Manchmal, ganz selten, läufst Du ein paar Schritte voraus, immer genau im Blick, wo ich grad bin, und kommst wieder zurück.

Beim Rasten dann, nach dem Gutele und dem Apfel (das ist eine andere Geschichte) strawanzt Du ein bisserl durch die Gegend, begrüsst andere Wanderer, die vielleicht was Gutes im Rucksack haben könnten und kommst dann wieder (wenn nicht).

Beim Abstieg dann, bist immer die erste, hüpfst und läufst, als ob die Jüngste von uns allen wärst. Vor Emma, vor mir. Das Mittagessen wartet ja schon!