Archiv für das Jahr: 2022

Tiramisù

Da hätt ich mich ja nie drübergetraut, wenn nicht meine Mutter das als Nachspeise für ihr Weihnachtsmenü gewünscht hätte. Ich wusste auch nicht viel mehr drüber als dass da Biskotten drin sind (ausverkauft! beim Händler meines Vertrauens, eine vor mir hatte die letzte Packung geschnappt) und dass der Name meinem italienischen Schwager zufolge „Zieh mich rauf“ heißt. Ich hatte dabei, wegen des Kaffees, an wach machen gedacht. Nicht ganz treffend.

Die ganze Wahrheit und wahrscheinlich das ultimative Rezept findet man, wie so oft, bei A modo mio, im Buch unter „Mammas Tiramisù“. Nachgemacht. Mitgebracht. Meine Mamma war begeistert, „Das beste, das ich je gegessen hab“ sagte mein Vater. Und das heißt was.

Pita

Es passiert mir immer wieder, dass ich beim Lesen, besonders wenn in den Romanen vom Essen die Rede ist, Lust darauf bekomme, so etwas zu kosten — bzw. es zu kochen. So auch dieses Mal beim Lesen/Hören der Romane von Petros Markaris. Klingt wie Pizza :-). Das Rezept dafür ist von Ottolenghi.

300 g Weizenmehl, 50 g Weizenvollkornmehl mit 1 TL Salz vermischen, mit 240 ml lauwarmem Wasser (mit 1-2 TL Zucker und 1 Packung Trockenhefe) und 1 EL Olivenöl mit dem Mixer verkneten. Dann 7 Minuten kneten (mit der Hand) und über Nacht in den Kühlschrank stellen. In 6 Kugeln teilen, zugedeckt warten bis sie ein bisschen gegangen sind und vor dem Backen mit 250°C (auf dem Backstein) mit dem Nudelholz flachrollen.

Schmeckt lauwarm natürlich am besten.

Jauchzen und jubeln

Dieser musikalische Adventbegleiter bringt mich jeden Tag zum Jauchzen und zum Jubeln.
Chormusik aus vieler Herren Länder, begleitet von einer vertrauten Stimme, die mir die Entstehung und den Inhalt des jeweiligen Stückes näher bringt.
Hosianna! kann ich da nur sagen und DANKE! Claudia, was für eine Idee.

Rindsvögerl (Rindsrouladen)

Das Hauptgericht beim Weihnachtsessen für meine Eltern. Im oft verwendeten (meine Mutter hat es inzwischen auch) Plachutta-Kochbuch ist ein sehr bodenständiges Rezept enthalten — das hat wunderbar funktioniert. Drei Kleinigkeiten hab ich nach dem Probekochen verändert: beim Plattieren großzügig ölen, die Schnitzel nur auf einer Seite salzen (auf der Speckseite ist das unnötig) und die Soße zur Hälfte mit Rotwein aufgießen (statt nur Suppe). Dass ich mir zum Flachmachen ein Plattiereisen gekauft hab, führte zu Anerkennung meiner Tochter (mein Freund will das auch!) und spöttischem Lächeln meiner Ehefrau („Bobozeugs!“). Tja.

100 g Karotten (ich hatte weiße und orange), 50 g Essiggurken, alles gestiftelt, 80 g Bauchspeck, 100 g Zwiebeln, gewürfelt, Estragonsenf. Zwischen geölter (!) Frischhaltefolie plattieren, einseitig salzen, anderseitig mit Senf, Speck und Gemüse belegen. Rollen (die schrumpfen noch!), verschnüren (Christo schau oba!), in der Pfanne anbraten, nach dem Rausnehmen die Zwiebel anrösten, mit 1 EL Tomatenmark beenden, mit etwas Mehl stauben und mit Suppe/Wein (¾ l) aufgießen. Die Rouladen darin im Rohr bei 180°C etwa 1½ Stunden schmoren. Evtl. Flüssigkeit nachgießen. Die Soße mit Senf abschmecken, fallweise binden.

Advent 2022

Innig, still und vielfältig- so kann ich den heurigen Advent beschreiben.
Ohne großen Aufregungen, eine tragende Stabilität liegt in der Luft.
Mit viel geteilter Freude aneinander.
Eine stimmige Vorbereitung auf die Weihnacht.

Der heurige Craftbeer-Adventskalender ist frei

von Alkohol. Angelika hat ihn aufgestöbert, seit einer Woche steht der Karton mit Türchen auf meinem „Schreibtisch“. Nachdem ich seit über einem Jahr nur mehr in Ausnahmefällen Bier trinke (wenn ich Besuch von meinem Freund bekomme 🙂 )hatte ich schon lange kein Craftbeer mehr probiert. Was für ein Versäumnis!

Jedes einzelne dieser Biere, die ich bis jetzt gekostet habe, ist tatsächlich umwerfend gut! Keine Spur von seltsamen Neben-Geschmäckern.

Es sind einige „normale“ Biere darunter, alle schmecken hervorragend, der Großteil aber sind IPAs. Sehr hopfig, starke Aromen, unglaublich erfrischend.

Ein paar bleiben wegen ihrer Besonderheiten in Erinnerung: das „Finne“ vom Aasee — während dieser Zeit waren uns Börne und Thiel ständige Fernseh-Begleiter. Das „Freedl“ aus Südtirol — mit Basilikum, den man auch gut schmecken kann, der aber überraschenderweise auch gut passt. Das Hamburger Freihafen wegen des netten Texts, das Brewdog „Nanny State“, Anlass für Witzeleien. Das Liefmanns, als belgisches Kirschbier wohl nur mehr von wenigen als Bier akzeptiert.

Fast jeden Abend war eines dieser Biere der Abschluss: auch die alkoholfreien machen Spaß beim Trinken, beruhigen, löschen den Durst. Sie machen nur nicht so müde, aber das bin ich am Abend sowieso!

Danke für dieses herrliche Adventsgeschenk!

Puttanesca-Eintopf vegetarisch nach Ottolenghi

Wenn ich wirklich viel Zeit hab und (wie meistens) zur Entspannung koche, dauert das zwar ziemlich lange (das Einlesen beginnt Tage vorher), aber ich genieße jede einzelne Phase. Manchmal finden sich dann so herrliche Artikel wie im Guardian über das gewählte Thema. Der Anlass ist meist vielfältig: Lust auf bestimmte Geschmäcker oder Zutaten — in diesem Fall waren es Kichererbsen. Das Rezept hab ich aus dem Flavour (für 4 Personen):

50 ml Olivenöl, 6 Zehen Knoblauch, gequetscht, 2 TL geräucherter Paprika, 2 TL gequetschter Kreuzkümmel, ¾ EL Tomatenmark gemeinsam mit 240 g gekochte Kichererbsen 12 Minuten in einer Pfanne knusprig rösten. Ein Drittel zum Garnieren beiseite legen. 40 g Petersilie hacken, mit 2 TL gehackter Zitronenschale, 3 EL Kapern und 125 g gehackten (grünen) Oliven mischen, zwei Drittel davon in die Pfanne gemeinsam mit ¼ kg Kirschtomaten, 2 TL Zucker und ½ TL geröstetem Koriander geben und 2 Minuten mitkochen. Mit ½ l Hühnersuppe aufgießen, einen ¾ TL Salz und 200 ml Wasser dazugeben und ¼ kg Orechiette hineingeben. Mit Deckel 12 Minuten kochen bis die Nudeln bissfest sind. Beim Servieren die restliche Petersilmischung einrühren, die Kichererbsen draufstreuen, mit 2 EL Olivenöl beträufeln und mit Pfeffer würzen.

Garam Masala Curry

Der Herbst wird kühler, der Wetterbericht gibt den Niederschlag schon in Centimetern an, der Winter ist auf den Bergen schon angekommen. Da ist ein wärmendes Essen genau das Richtige.

Bis auf die Champignons hatten wir alles zuhause, auch dank Gabi, die uns mit herrlichen Ingwer und Garam Masala mitgebracht hat. Unsere Karotten hat Angelika in Erde eingelagert, sie sind wie frisch aus dem Garten. Und von den ganz besonderen Kichererbsen aus Castelluccio war auch noch eine Portion da. Kokosmilch lassen wir in der Südsee.

Für zwei Personen: kg gekochte Kichererbsen (12 Stunden einweichen, Wasser wegschütten und in 1-2 Stunden weichkochen – damit also beginnen!). 1 kleine Zwiebel und 1 Knoblauchzehe in 1 EL Olivenöl andünsten, 150g feingeschnittene Karotten mitdünsten, 1 TL Ingwerpulver, 1 EL Currypulver und 1 EL Tomatenmark dazugeben und mit ¼ l Gemüsebrühe und ⅛ l passierten Tomaten aufgießen. ½ TL Garam Masala und 1 EL Ahornsirup dazu. Evtl. mit ⅛ l Süßrahm abschmecken. In der Zwischenzeit ⅛ kg Champignons in 1 EL Butter/Olivenöl-Mischung anrösten und mit Salz und Pfeffer würzen. Zum Schluss gemeinsam mit den Kichererbsen dazugeben, mit Blattkoriander und etwas Salzzitronenjoghurt servieren. Weißbrot dazu!

Nüsse, die Generationen verbinden

Onkel Anda- so schreibt er sich selber- ist der Taufpate von Hermann.
Bei unserem Besuch in Osttirol hat er uns einen Ableger seines stattlichen Nussbaums mitgegeben.

Es war ein winziger Ast und vor meinem geistigen Auge sehe ich jetzt Eva so richtig schmunzeln, wenn sie sich daran erinnert, was Hermann wegen diesem Ableger aufgeführt hat.
Stichwort: Hasengitter

Die Mühe hat sich gelohnt, nach vielen Jahren hat Hermanns Nussbaum heuer erstmals Früchte getragen.
7 Stück.

Vor wenigen Tagen hat uns Onkel Anda EINEN TEIL seiner Ernte ins Haus kommen lassen.
Wohlschmeckende Hirn- und Nervennahrung.

Danke Anda!

Der Hermann, der måcht Knödeln

Da hatten wir noch altes Brot, eingesandete Rohnen, den Speck vom Thaleropa und Spinat.
Der Winter und Besuche können kommen- wir sind vorbereitet.

Sich Wünsche erfüllen

Die Christrose hat es mir ob ihrer Geschichte immer schon angetan.
Seit vielen Jahren wächst und gedeiht eine Weiße in meinem Garten.
Und seit vielen Jahren träume ich von einer in dieser Farbe.
Jetzt habe ich sie mir gegönnt und ihr Anblick bereitet mir jeden Tag Freude, die mit Dankbarkeit und Ehrfurcht verbunden ist.

Eine Gartenrunde am 18. November 2022

Ein wahrlich goldener Herbst und all das Gute, das uns im Moment widerfährt, sind die Auslöser dafür, dass ich den „Oberländer fölsefescht“ beiseite lege und dem Hausbuch der Klockerei seinen Wert zurückgebe.
So oft blättere ich darin und es ist mir immer Trost und Freude.

Nudelauflauf sizilianisch

Wenn das Ragù aus den Vorräten kommt (ich mach da immer einen Riesentopf) ist das sehr schnell gemacht: ¼ kg Nudeln, sehr al dente gekocht, zwei Handvoll Erbsen, eine Handvoll Bergkäse, gewürfelt für die Überraschung in der Mitte, 1 kg Ragù. Mischen, mit Parmesan und Bröseln bedecken, etwas Olivenöl und Butterflocken drüber. 20 Minuten bei 180°.

Mühler Hof

Zu dritt, Angelika mit Emma, spazieren zu diesem Gasthof in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Eine sehr schöne Speisekarte (seniorenfreundlich in großer Schrift :-), gerade richtig im Umfang, glänzt mit toller Getränkeauswahl, Weine vom Saletz. Wir entscheiden uns für einen Primitivo, sehr gut! Das Essen ist hervorragend, die Nachspeise wunderbar.

Wir genießen jede Minute, es ist Urlaub pur, entspannte Gelöstheit, glücklich schlendern wir nach zwei Stunden wieder nach Hause.

Jahrestag

Ich sitze am selben Platz, am Tisch. Es ist noch dunkel. In ein paar Stunden ist es genau ein Jahr her.

14. Oktober 2021

Ein Gummiband zerreißt in meiner Brust. Eigenartig. Das Aneurysma, eine Aufweitung meiner Hauptschlagader auf mehr als das Doppelte, war zufällig im Frühjahr entdeckt worden. Ich wähle ruhig die 112. Ob die Adresse noch stimme und ob jemand die Tür öffnen könne. Ich gehe die Treppe hinauf und wecke meine schlafende Frau „Die Rettung kommt gleich, kannst Du die Tür aufmachen?“. Drei Minuten später steht die Notärztin mit einem Team im Wohnzimmer. Ein brennender Schmerz, schnell unerträglich stark. Atemnot und ein Druck wie Tonnen. Die Ärztin gibt Kommandos, der Koffer mit den tausend Ampullen ist geöffnet, es wird injiziert, gemessen, ein eingespielter Ablauf. Bei der dritten Spritze lässt meine Anspannung nach, Atmen. Maxi unser Kater hat mittendrin hat den Platz seiner Wahl gefunden: er liegt in den Armen eines Sanitäters (diese Uniform!!) und schnurrt.

Nach den Untersuchungen wird fieberhaft versucht, ein Krankenhaus zu finden. Innsbruck hat vor 10 Minuten einen Notfall reingekriegt, die sind zu. Nebel verhindert Flüge in den Rest von Österreich. Augsburg nimmt mich dann endlich. Angelika, zuhause, ohne zu wissen, was mit mir ist, sieht irgendwann den Hubschrauber fliegen. So oft haben wir den schon gesehen.

Ich versuche beim Flug aus dem Fenster zu sehen: da ist der Dürrnberg, da wollt ich heute rauf, mit den Hunden, herrliches Herbstwetter. Die Ärztin schaut mich kurz an, berührt mich am Arm, füllt dann das Formular weiter aus. Der Hubschrauber ist laut, alles vibriert, wie auf Schienen geht es nach Norden. Bei der Landung wieder routinierter Ablauf und Protokoll: Übergabe. Name, Daten, Verlauf . Das empfangende Team mit dem später operierenden Arzt auf der anderen Seite. Wie im Film.

Die Wand meiner Hauptschlagader, dreilagig, hat sich, beginnend beim Herzen, aufgespaltet, dadurch dünner kann jederzeit ein Riss auftreten. Sofort tödlich. Die Aufspaltung wird über den gesamten Arterienbogen bis hinunter in den Bauchraum zu den Verzweigungen zu den Organen, zuletzt zu den Nieren gehen. Die Operation dauert sieben Stunden, der Bogen kann ersetzt werden, auch die Herzklappe. Angelika erhält erst um 10 am Abend einen Anruf. Sie soll das Handy auf den Nachttisch legen. Wenn kein Anruf kommt, hab ich die Nacht überlebt.

Monate

In den ersten Stock zu kommen, 18 Stufen.

Am unerträglichsten: auch mein Geist und meine Seele sind so kraftlos.

Angelika ist allein in der Klockerei, mit mir, mit all unseren Wesen. Sie ist da, immer, in den schwersten Zeiten.

Unglaublich, was für ein Geschenk!

Erst in den letzten Monaten wird all das, was passiert ist, gegenwärtiger und realisierbarer. Eigentlich: leben zu dürfen.

Mit jedem Tag wird alles spürbarer und einordenbarer. Ich habe mein Leben ein zweites Mal geschenkt bekommen. Unglaublich.

Ich bin mir meiner Sterblichkeit bewusst. Täglicher. Jede Freude ist ein Fest. Jedes Lächeln, jedes gute Wort. Jeder Apfel, jedes Erdbeermarmeladebrot.

Leider bekommt man Fähigkeiten nicht gleich dazugeschenkt. Ich bin immer noch ich (eh auch eine gute Nachricht :-).

Das größte Geschenk: miteinander zu leben.

Was bleibt

Das Leben und das Lebendige.

Jede Sekunde in Liebe.

„Unser Leben kann nicht immer voller Freude sein, aber immer voller Liebe“ (Thomas von Aquin)