ist schon seit Ewigkeiten fester Stern am Außerferner Gasthaushimmel. Dieses Mal waren wir mit unseren Freisinger Freunden dort, es gab zu meiner Überraschung eine Fisch(= Muschel) Suppe, herrlich, und das beste Kalbsrückensteak meines Lebens. Muss ich (als Schonauchsehrgut-Vegetarier) leider zugeben.
Und halt sonst alles, was dort zu Recht gepriesen wird. Ich sag nur Steirischer Kartoffelsalat, Backhendl und so.
Archiv für den Tag: 6. September 2020
Wochenmarkt in Füssen
Füssen liegt “vor unserer Haustür” — 12 km oder 20 Minuten Fahrzeit. Da wir jetzt zwei Wochen jeden Werktag dort waren, haben wir manches (wieder-)entdeckt.
Den Markt hab ich vor zwei Wochen besucht, einiges mitgenommen und letzten Donnerstag die zwei Stände besucht, die besonders beeindruckend waren. Der eine, aus Seeg, hat ein auffälliges Schild vor seinem Stand — “BIO — aktiver Tier- und Umweltschutz”. Seine Rindfleischwurst (mit und ohne Paprika) schmeckt wirklich sehr gut! Daneben gleich ein Jäger aus Marktoberdorf (er ist auch Koch), der zu seinen Waren gleich Kochtipps und Rezepte mitliefert — ich hab Rehragout erstanden, Rezept und ein Gläschen Jus gab es dazu.
Und dann die Babelskiste, ein mobiler Dorfladen, der nicht nur hier sondern 20 km im Umkreis von Lechbruck Halt macht. Da hab ich mich mit der Inhaberin, sie und ihr Mann sind in Lechbruck zuhause, am längsten unterhalten, einerseits wegen der Produkte, die sie anbietet und andererseits über die Philosophie, die dahintersteckt. Eine Chorizo aus Rind gibt es, die wir inzwischen schon probiert haben. Herrlich! Das würzige Fett aus der Wurst verbindet sich wunderbar mit der Beilage, hier ein Kartoffelpüree.
Die Herstellung der Würste erfolgt in Zusammenarbeit mit einem Metzger, es werden die eigenen Vorstellungen realisiert. Das Fleisch für die Würste — dieses Mal hab ich noch zum Kennenlernen Salsicce mitgenommen — stammt aus artgerechter Tierhaltung. Das ist bei weitem nicht dasselbe wie “Bio”, wie wir ja aus den jüngsten Diskussionen in Österreich leider wissen: “Bio” erlaubt ja sogar Massentierhaltung. Die beiden haben sich aber trotzdem zusätzlich für die Bio-Zertifizierung entschieden, die ist noch nicht durch, im Gange — der Markt verlangt das.
Die artgerechte Haltung ist ihnen aber viel wichtiger, die ändert wirklich das Leben der Tiere!
Manchmal sind es Kleinigkeiten: Espresso und Milchschaum
Zwei Sachen soll unsere langerwartete Espressomaschine angeblich gut können: Espresso (!) und Milch schäumen (brauch’ ich nicht unbedingt, hab’ ich geglaubt, bis gestern). Beides gelang nicht auf Anhieb. Die Ratschläge für den guten Espresso (von Tante Google bzw. den schon studierten Seiten) waren aber völliger Unsinn. Das mit dem Schaum ist eine ganz andere Geschichte. Und für beides ist die Lösung einfachst. Wenn man halt nicht auf die Experten hört. Wer lang fragt, wird weit gewiesen, heißt’s. Aber so weit? Und dann noch in die völlig falsche Richtung??
Die Maschine hat nach der vorgeschriebenen Einfahrzeit (12 Stunden!!) auf Anhieb guten Kaffee gemacht, wir haben es zuerst einmal mit dem Kimbo (Gold, gemahlen) versucht, den wir seit Jahren trinken und mit unserer Alessi-Schraubmaschine zubereiten. Aber doch noch anders als der erträumte Espresso. Hmmm.
Viel Schnöseliges findet man da. Man brauche den richtigen Kaffee (Arabica? Robusta??), auf jeden Fall aber eine Kaffemühle, nur frisch gemahlener Kaffee sei zumutbar, ab vier Hundertern sei man dabei, ab dem Doppelten beginne dann der wahre Genuss. Alles andere produziere eher Spülwasser. Keine Frage, dass frisch gemahlen besser ist, aber entscheidend?
Und dann das “Tampern”. Das Einfüllen und Andrücken des Kaffeepulvers im Siebträger. Seitenlang wird da erörtert, was man da alles an magischen Bewegungen ausführen sollte, Nord-Süd und Ost-West-Methode. Selbstverständlich gibt es da auch eine unglaubliche Auswahl an Gerätschaften, eine Seite listet 11 verschiedene Modelle, dazu Unterlagen und Halter. In einem Testvideo unserer Maschine haben die Tester den mitgelieferten Andrücker ungläubig betrachtet und mit einer Mischung aus Ekel und Staunen in hohem Bogen in die Ecke geworfen.
Geht’s noch? Dass das so eine Rolle spielt, konnte und wollte ich nicht glauben.
Die Anzeige an der Maschine (der untere Zeiger, der Brühdruck) bereitete mir Kopfzerbrechen: er war nur etwas höher als drei bar, aber 9±1 sollte eigentlich der Standard-Druck sein. Das kann mit dem Frisch-Mahlen nichts zu tun haben. Und Andrücken konnte ich, soviel ich wollte, das gab höchstens ein paar Zehntel her. Hmmm. Hmmm.
Ab zum (einzigen) Supermarkt, der den Kunden noch eine Mühle für die dort gekauften Bohnen anbietet, ein halbes Kilogramm auf feinster Stufe gemahlen, nach Hause, rein ins Sieb und zuerst einmal: andrücken wurscht. Und? 10 bar!!! Dünnstes Fädchen schwarzer Kaffee, das dann in hellen Schaum überging: eine Crema! Also: der Kaffee für eine solche Maschine muss fein gemahlen sein, feiner als der gemahlene, den man kaufen kann.
Das mit dem Schäumen war dann vergleichsweise einfach. Auch hier Anleitungen, die einem fast den Winkel für den Dampfrüssel vorschreiben. Aber nix ging, auch Eva, fast dauerschäumend im Kaffee, (Kinderkaffee = latte macchiato, und Cappuccino werden dort gefühlt öfter bestellt als ein Espresso) schaffte es nicht. Grund: meine Milch ist meist eingefroren und aufgetaut, weil wir so wenig verbrauchen. Geht gar nicht. “Frische” Milch — funktioniert prächtig, sofort.
Deshalb gibt es jetzt für mich zumindest einmal am Tag einen doppio macchiato — die aufgeschäumte Milch in kleiner Menge ist durchs Schäumen warm, der Kaffee intensiv.
Ich mach mit jeder Tasse Urlaub.
Nachtrag:
Es ist ganz normal (“Das ist NICHT normal”, sagt Angelika, “viele Wege führen nach Rom, man muss ja nicht jeden nehmen”) , dass man, wenn man sich mit etwas beschäftigt, immer mehr Details kennenlernt, immer mehr kleine Besonderheiten schätzt oder eben nicht. Dass man dann, wenn man darüber spricht, schon recht eigen daherkommt ist auch von vorneherein nicht überraschend. Man kann sich für vieles begeistern. Auch für Buchhaltung angeblich, hab ich vor kurzem gelesen.
Das ist nicht nur beim Kaffeemachen so. Dasselbe gilt auch für Liebhaber toller Musikgeräte (manche glauben, dass vergoldete Stecker den Klang der Anlage verändern), für Fotografen, die das magische Aussehen von Bildern auf die Eigenschaften der verwendeten Linsen zurückführen, für Weinliebhaber, die Geschmacks- und Geruchsfeinheiten aus der Erde, auf der die Weinstöcke wachsen, herausschmecken können. Mag sein.
Man muss ja nicht gleich alles als nichtig erklären, wie der Erzähler in Daniel Wissers großartigem Roman “Königin der Berge”: „Jedenfalls trinkt man Pentobarbital nicht, weil man an seinem kräftigen Körper, komplexen Bukett oder an seinem runden samtigen Abgang interessiert ist. Es hat Turin immer geärgert, wenn Säufer sich hinter Geschmacksbeschreibungen, Kenntnissen über Weinbau oder den Punktesystemen von Gourmetmagazinen verschanzt haben. Nichts da! Man trinkt Wein, um betrunken zu sein.“