Die Freisinger waren da, herrlich erfrischend, herrlich zwanglos. Was für eine Wohltat für Herz und Seele — so lang kennen wir uns schon und gehen immer wieder Wegstücke gemeinsam.
Glückliche Biere von freilebenden Brauern
Und weil ich gerade über Besuche und Begegnungen schreibe passt dieser Beitrag dazu.
Die „Freisinger“- Claudia, Robert und die Mädels waren da und wie so oft haben wir gemeinsam einige der Freuden des Lebens erlebt.
Neben den Gesprächen, der Herzlichkeit, der Verbundenheit und dem Lachen haben wir uns hauptsächlich mit Essen und Trinken beschäftigt.
Und wir haben wieder einige Spezialitäten der bayrischen Braukunst bekommen.
Allein die Etiketten zeugen von der Freude an Hopfen und Malz.
GOTT ERHALTS.
Schwester Doris – Bierbrauen ist Frauensache
Einst, so erfährt man von Doris in ihren Gesprächen mit der FAZ (und hier), foodhunter, der Mittelbayrischen oder dem Bier-Lexikon, bei den Germanen, war Bierbrauen Frauensache. Im Mittelalter war der Braukessel Mitgift der Braut: Luther soll zeitlebens das Bier, das seine Frau Käthe, eine ehemalige Nonne, braute, als Leibgetränk geschätzt haben. Eine Frau, die gerade Bier gebraut hatte, lud zum Bierkränzchen – das erst später zum Kaffeekränzchen wurde. Die Meinung von Hildegard von Bingen zum Bier ist überliefert – uneingeschränkt voll des Lobes.
Nicht überraschend für Bierliebhaber, aber es geht noch viel weiter – abseits gängiger Vorurteile: Bier macht schlank (wenn man sonst nichts isst) und Bier ist gesund: daran hält sie sich auch selbst: ein halber Liter pro Tag am Abend gehört zum Tagesabschluss. Aber ihre Empfehlung ist einfach: ein Dreiviertel Liter für Frauen, Drei Halbe für Männer.
Besonders naturbelassen soll ihr Bier sein, wenn man zuviel der Haltbarkeit opfert, schmecken alle gleich – “wie die in München”, wie sie meint. Allerdings ist sie da zu vorsichtig: wir haben eine Flasche “Vollbier hell” gerade verkostet, die schon Jahre bei uns im Keller steht: wunderbar!
Der Hopfen wird eingekauft, aber gemälzt wird selbst – bei weitem nicht selbstverständlich. Und die Trebern werden als hochwertiges Tierfutter weiterverwendet.
Manche Geschichten im Leben haben viele Kapitel: die erste Erzählung über Schwester Doris, eine Nonne, die Bier braut, reicht zurück in die Zeit, in der Angelika Claudia am Jakobsweg traf und sie einige Hundert Kilometer gemeinsam gingen. Das zweite bringt uns nach Gottfrieding, den Heimatort von Claudia, wo Angelika das erste Mal ihre Familie traf und ihr klar wurde, dass Claudias Mutter Irmgard BESTE Beziehungen zu Schwester Doris hat. Dort hat sie das Bier das erste Mal getrunken und ein Flascherl von diesem Heiligtum für die Heimreise mitbekommen.
Bei einer der Begegnungen in Freising bekamen wir wieder dieses Bier und Gott sei Dank: wieder ein Flascherl zum Mitnehmen (das haben wir gerade getrunken). Eine weitere Begegnung ergab sich, als wir mit Riegele-Bier beschenkt wurden und wir beschlossen, die Brauerei Riegele in Augsburg zu besuchen: dort empfingen uns Sprüche an den Wänden – von von Schwester Doris!
Also musste das einfach erzählt werden! Dieses Doris-Bier trinken wir auf Hans, den Papa von Claudia. Und eigentlich würden wir spüren: wir sollen in guter christlicher Tradition die Bierkränzchen wieder einführen und uns von der Braumeisterin am Etikett anstrahlen lassen!
Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!
Korbinian
war der erste Bischof von Freising und ist dort überall – auch als Schutzpatron – präsent. Überall in Freising ist man von Bärenfiguren umgeben und auch auf dem Etikett dieses Bieres ist die zentrale Geschichte symbolhaft dargestellt: der wilde Bär, der auf der Pilgerfahrt Korbinians dessen Tragtier gerissen haben soll, wurde von dem Heiligen verpflichtet, an seiner Statt die Lasten zu tragen – was er auch getan haben soll – im Wappen von Freising ist er ebenfalls dargestellt.
Das Bier selbst ist wirklich würdig, diesen Namen zu tragen: das Dunkle, das Malz und das Geräucherte sind stark im Geschmack vorhanden, aber weich, leicht, nicht zu stark süß, fruchtig, wie von reifen Zwetschgen. Die sanfte Kraft des Doppelbocks nimmt Dich in den Arm wie eine warme, braune Bärentatze eines Kuschelbären…
Brrrrrrrummmmmm!
Die versteckten Winkel von Freising
Zu diesen Bilder kann man eigentlich nur mehr sagen: selbst hinfahren! Diese versteckten Gässchen, wie etwa am “Naviglio piccolo”, der Moosach in Freising, an der ein Gefängnis zur herrlichen Schenke umgebaut wurde, sind abseits von Marienplatz und Hauptstraße zu finden. Wenn man einen kundigen Führer wie Robert hat. Danke!
Der Advent naht
Ensemble Cantabile Freising – Marienvesper von Monteverdi
Claudia singt im Vokalensemble Cantabile, und lädt uns zu ihren Konzerten immer ein. Ehrlich gesagt, haben wir nicht einmal geahnt, was uns da erwartet: die Marienvesper von Monteverdi. Aufgeführt in der Pfarrkirche St. Georg in Freising, gemeinsam mit sechs Gesangs-Solisten und dem Barockorchester La Banda. Und mit einer Theorbe (=Bass-Laute)-Spielerin – Petra Burmann – deren Instrument nicht nur optisch herausragend war, sondern die durch ihre Spielfreude in den vielen beschwingten Passagen der Vesper hin- und mitreißend war, in den Solopassagen, gemeinsam mit einem Sänger (einmal als Echo vom anderen Ende der Kirche aus), fesselnd.
Diese Beschreibung trifft auf die gesamte Aufführung zu: der Chor und die Solisten wechselten die Orte, an denen sie sangen, die Takte, die Rhythmen, die Stimmungen und jedesmal wieder war es ein Fest: zu Beginn und am Ende jubilierten alle, der Klang hallte gefühlt noch Minuten nach. Am Ende wollte der Applaus kein Ende nehmen. Jetzt noch klingt es in unseren Ohren.
Von Ziegenbauern und Destillerien
Schon bei einem unserer früheren Besuche in Freising haben wir von Claudia Tipps erhalten, wo es denn guten Käse und noch köstlichere Pralinen gibt. Wir haben die Künstler dieser Gustostücke auch diesmal besucht. Mei,sou guat. Neu sind für uns der Whisky vom Schliersee, davon habe ich bisher nur gelesen und die Edelbrände. Für kalte Winterabende und für geselliges Zsammsitzen -und- beste Medizin!
Der Marienplatz
Byrek oder Börek
Freising heißt für uns die Familie von Claudia und Robert zu besuchen. Bereits am Hauseingang ist zu erkennen, dass Genuss in diesem Haus seinen gebührenden Platz hat. Ein wunderschön gebundener, duftender Kranz aus Hopfenzweigen und Hopfenblüten lädt zum Riechen ein. Und wie bei jedem Besuch erwarten uns kulinarische Köstlichkeiten und Bereicherungen. Diesmal ein COUSCOUS mit einer wahren Kräutervielfaltgeschmacksorgie ( wann ich nur aufhören könnte?) und einem Byrek. Ich mag als alter Griechenlandfan und oftmalige Albanienbesucherin bei dieser Schreibweise bleiben. Ich erinnere mich noch an die erste Byrek Shqiptar, die Adela für mich gekocht hat. Von Claudia haben wir die türkische Variante, ein Börek bekommen. ZUM NIEDERKNIEN!!! Ich habe nicht mehr aufgehört. Zum Drüberstreuen gab es noch sächsische Mohnknödel mit Vanillesauce und eingelegten Kirschen von der Mama. Jetzt rinnt mir das Wasser im Mund zusammen.
Ammersee im November
Die Tage vor einer Reise sind meist von Organisation und Management geprägt. Darin sind wir jetzt schon wahre Profis. Selbst Ereignisse, die uns im letzten Moment ereilen (Legenot von Tau), bringen uns nicht mehr aus dem Konzept. Es ist ein gutes Konzept. Und wie so oft, wenn wir im Frühjahr oder im Herbst verreisen, gibt uns der Wetterbericht zusätzliche Aufgaben. Aber wie gesagt, wir haben ein gutes Konzept.
Der Garten winterfest, die Tiere in besten Händen, das Haus in guter Ordnung, vorbereitet und vorgekocht, alle Mitbringsel eingepackt, sogar ein wenig Information über Monteverdi und die Marienvesper hatte noch Platz- so haben wir uns in Richtung Freising aufgemacht.
ÜBER LAND fahren, weil wir Zeit haben. Weil wir die Gemächlichkeit, die reizenden Orte, das jederzeit stehen bleiben können, sehr schätzen.
Impressionen von unserem Halt am Ammersee. Strömender Regen im November.
Freising
Wieder einmal wurden wir zum Chorkonzert in Freising eingeladen. Wie so oft, wenn möglich, entschieden wir uns, Autobahnen zu meiden. Und so bogen wir bei Fuchstal von der B17 ab und kurvten (ganz toskanamäßig) durch Mini-Urwälder und Hügel Richtung Ammersee, den wir noch nicht kannten: ein sehr romantisch gelegener See, an dessen Ufer feine Gastgärten zu einer Rast einladen. Grad richtig zur Weißbier/-wurst-Zeit (von der Frühstückskarte) genossen wir an einem kleinen Pavillon die Ruhe am Seeufer.
In Freising dann das Wiedersehen mit der Pilgerschwester und ihrer Familie – wo wir herrlich (vegetarisch) bekocht wurden, wo alle unkompliziert und voller Lebensfreude sind. Ein Ausflug an die Isar mit Kindern und Hunden war ein Tollen und Laufen, den Rest des Nachmittags lagerten wir auf den Wiesen, die Hunde waren im Mittelpunkt: sie zeigten, was sie konnten!
Das Konzert des Vokalensemble Cantabile Freising in der Pallottinerkirche in Freising war beeindruckend und wunderbar: die Kirche war mit Zuhörern gefüllt, der Chor füllte die Kirche mit festlicher Chormusik aus vier Jahrhunderten: bekannte Komponisten wie Palestrina, Haydn, Mozart, Mendelsson, Bruckner, Rachmaninov wechselten mit uns unbekannten: alle mit religiösem Bezug, mit tiefstem Gefühl aus Höhen und Tiefen berührendst gesungen. Über den Beginn “Wie der Hirsch” musste ich recht schmunzeln (und erst im Nachschlagen verstand ich den Text), das Ende “All My Trials” tröstend.
Die Heimreise auf leeren Straßen bei Sternenhimmel war magisch. Wir flogen nach Hause, reich beschenkt.
PS: den nächsten ganzen Tag verbrachten die Hunde schlafend, aber man konnte immer ein sanftes Lächeln in ihren Gesichtern sehen.
Was bleibt
sind die Erinnerungen an Spiel und Spaß, an gehen und Wasser, an tollen und toben und wie immer wurde auch das Wissen erweitert. Jetzt haben wir Hühnergötter in Haus und Hof.
Hühnergötter aus Rügen, Steine in denen ein natürliches, vom Wasser ausgeschwemmtes Loch zu finden ist! Im Volksglauben ein besonderer Schutz für das Federvieh!!
Jetzt ist einer im Stall und einer im Haus- Hund und Katz brauchen ja auch einen Schutz.
Levantisch und Bayrisch
Der Besuch in Freising, dessen Anlass das SOMMERSERENADENKONZERT von Claudia war, war geprägt von ausgezeichnetem Essen. Mit orientalischen Grüssen hat uns Claudia verwöhnt und ihre Kochbücher haben uns viele Ideen mit auf den Weg gegeben. Im Bräustüberl im Hofgarten haben wir uns dann durch die bayrische Küche gekostet. Leib und Seele juchezen!!!!