Ganz Ohr sein

Du hast die Zeilen gelesen und dann zu deinem Telefon gegriffen. Du hast einfach angerufen.
Du warst am anderen Ende der Leitung.
Die Leitung war voll von Verbundenheit, Wärme, Verständnis und Herz. Du warst GANZ OHR.
GANZ da.
GANZ da bei mir.
GANZ neben mir.
GANZ Mensch.
Du hast alles verstanden.
Du weißt von mir – und vom Leben.
Danke.

Nein, nicht Luise, die habe ich nur symbolisch für GANZ OHR SEIN ausgesucht. Und sie hat auf diesem Foto auch diesen wissenden Blick.

Il lupo

Der ålte Toas und neue Muster

Geh, hear decht endlich amol au mit den ålten Toas!
Jå.

Es ist Zeit für neue Muster im Webrahmen des Lebens.
Jå.

Dem Himmel so nah

Zu verschiedenen Zeiten.
An verschiedenen Orten.
Der Himmel bleibt derselbe.

Die Schwermut und die Güte

Es ist dieser Marienfeiertag im Dezember und eigentlich wollte ich mir heute frei nehmen vom Schreiben. Da mir diese Ecke unseres Hausbuches aber weiterhin als Fährrinne dienen soll (in meinen Tagebücher suche ich oft sehr lange nach dem Satz, den ich gerade brauche), gibt es doch ein paar Zeilen. Nur ein paar, den Rest übernehmen Bilder, die auch mir als Wörternärrin oft mehr sagen als 1000 Worte.

zuständig sein

Die Wörternärrin werkelt weiter.
Heute humorig und launig, weil da liegt ein Kern im Pudel.

MEINE GABI hatte noch eine ganze Reihe an Wörtern auf Lager, die sie mir zum Überdenken mitgegeben hat. So auch das ZUSTÄNDIG SEIN.
zu – ständig sein.
Öha, da steht es ja schon geschrieben.
Ständig ist immer, dauernd, rund um die Uhr und wieder von vorne. Und zu ständig ist viel – zu viel.
Gute Anregung dieses Wort, drum tausche ich jetzt schtändig mit schtändby aus.

O felix culpa

Als Wörternärrin und Redewenderin mag ich an dieser Stelle noch einige ergänzende Gedanken zu den vorangegangenen Beiträgen benennen.

Neben Schuld haben und schuldig werden gibt es noch das schuldig bleiben. Was bleibe ich wem schuldig?
Was bleibe ich mir schuldig?
Was bleibe ich dem Leben, diesem einmaligen und einzigartigen Geschenk schuldig? Wieviel ungelebte Schuld ist Teil des ungelebten Lebens?
Fast eine Hamletfrage: Schuldig werden oder schuldig bleiben?

Zwangsweise kommt jetzt das Schuld-verschiebe-spiel auf die Bühne. Lieblingsspiel der Menschen seit Adam und Eva. Sie war es, nein er wars… und schon bin ich bei der Formulierung”seine Hände in Unschuld waschen”.
Als Urbild dieser Aussage Pontius Pilatus. Er hat das Volk befragt und nicht auf seine Frau gehört. Aber irgendwie hat das nicht funktioniert, das in Unschuld waschen. Seit hunderten von Jahren beten Christen im Gottesdienst “gelitten unter Pontius Pilatus”. Egal ob als zeitliche Einordnung oder als kausale, der Name Pontius Pilatus ist mit dem Leiden Jesu untrennbar verbunden.
UND in jeder Osternacht singen diese Christen “O FELIX CULPA” – o glückliche Schuld – du bist uns zum Segen geworden….

#mea culpa

So steht es in meinem Tagebuch und so steht es auf einem der “geistlichen” Blätter, die mich in jeden Tag begleiten. Das Tagebuch, das ich momentan führe, wird wohl als #Tagebuch in meine Geschichte eingehen. Über den # (hashtag) schreibe ich noch an anderer Stelle.

Zurück zur Wortnärrin und der Schuld.
In diesem Drehen und Wenden der Schuld, im Sortieren des Schubmaterials und meinem Gewissen, lag sie noch einmal da – wie schon 100e Male vorher. MEINE Schuld. Und noch einmal erkannte ich, dass diese meine Schuld mit den zugeschobenen Caterpillarladungen NICHTS Gemeinsames hatte.

Das geht ja auch gar nicht. Ich kann die Schuld eines anderen Menschen nicht haben, ich weiß ja nicht, wofür sich der schuldig fühlt. Ich kann die Schuld eines anderen Menschen auch nicht nehmen – das hat schon EINER für uns getan. Vor 2000 Jahren.

Um für mich klar zum Ausdruck zu bringen, dass DIE Schuld mit meiner Schuld nichts zu tun hat, benenne ich meine Schuld #mea culpa.

Und da kommt jetzt meine Liebe zur Liturgie ins Spiel. Grundkonzept menschlichen Lebens in archaischer Form. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa – dabei berühren die Menschen mit ihrer rechten Hand dreimal das Brustbein. Einer jener Knochenkonstruktionen des Körpers, der sehr nahe am Herzen ist, es auch beschützt, so einiges zusammenhält und die Weite des Atmens ermöglicht.

Aber sprich nur EIN Wort, so wird meine Seele gesund.

Da lag sie dann: # mea culpa

Und die lass ich mir nicht nehmen – es ist MEINE.

Sie ist bunt, lebendig, vielfältig – ja fast schon hopfengereift.

Nur manchmal stöhnt und schnauft, quietscht und ächzt sie.

Sie erinnert mich stets an meine Würde und auch daran, mich an dieser wieder aufzurichten.

Und ich mag meine # mea culpa, weil sie mich noch jedes Mal zum Frieden gebracht hat.

Ehre sei Gott in der Höhe.

Schuld geben, zuschieben, in die Schuhe schieben

Der Wörternärrin erster Streich

MEINE GABI hat mir in einem Telefonat, das wir vor ein paar Wochen geführt haben, folgende Anregung (Hilfe! schon wieder so ein Wort) gegeben:
Schau dir in aller Ruhe (Rilke lässt grüssen) einmal ein paar Sachen an. Wo kann man bei dir noch andocken? Wo wird dir Energie entzogen? Als einen der Begriffe nannte sie die Schuld. Die Schuld, eines der zentralen großen Menschheitsthemen.
Also habe ich sie noch einmal hergenommen, diese Schuld, sie gedreht und gewendet, wie schon so oft in meinem Leben. In diesem Drehen und Wenden ist mir dann die Verankerung dieses Wortes in unserer Sprache aufgefallen.
JEMANDEM DIE SCHULD GEBEN. Um das tun zu können, muss ich sie haben, sonst kann ich sie nicht geben.
JEMANDEM DIE SCHULD ZUSCHIEBEN. Eine weit gewichtigere Formulierung. Wenn etwas geschoben werden muss, hat sich da meist schon eine ganze Menge angesammelt, die ich nicht ohne Hilfsmittel von mir weg schieben kann. Schubraupen heißen die entsprechenden Arbeitsgeräte, machen meist einen mords Grawall und ein mords Gschtank.
JEMANDEM DIE SCHULD IN DIE SCHUHE SCHIEBEN. Das Gehen erschweren oder verhindern.
Erkenntnis der Wortnärrin: Wo liegt die Schuld? Bei dem der schiebt und gibt? Zumindest liegt dort die Unfähigkeit die eigene Schuld zu drehen, zu wenden, anzunehmen? Oder, wieso, muss ich sonst die Schuld, die bei mir liegt, herumschieben?

Wörternärrin und Reden wenden

Wörter, Redewendungen und Sprache haben es mir angetan. Seit vielen Jahren, aber spätestens seit ich mir den GRIMM in digitaler Version gekauft habe. Das Herkunftslexikon der deutschen Sprache. Wie sind sie entstanden, diese Wörter, die wir verwenden? Welche Geschichte haben sie und welche Facetten enthalten sie? Dieses WÖRTERBUCH beginnt mit dem Buchstaben A. Der erste Laut, den jedes Neugeborene von sich gibt. Wohlig und warm ist dieses A. Und, wenn ich mich recht erinnere findet man in diesem Werk der Gebrüder Grimm eine 28 Seiten lange Abhandlung über das Wort Leben… oder über Sein, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau.

Wie so oft, sind es die Zufälle des Lebens, die mich wieder an diese meine Leidenschaft erinnern. Diesmal war es KURT FISCHER, DER Bürgermeister von Lustenau. Schon wieder zwei Wörter über die ich mich auslassen könnte: Ein Meister der Bürger, für die Bürger… und eine Au der Lust… in seinem Profil findet man das Wort WORD NERD – wördnörd ausgesprochen. Ich bin nicht alleine, da draußen gibt es noch ein paar dieser Wörternarren. Seine tweets zu Adorno, Arendt und Rilke erfreuen und bestärken mich. Und musizieren kann er auch noch. Wo man singt, dort lass dich nieder… Lustenau.

Aus den Wörtern haben die Menschen Redewendungen gebastelt. Aus ihrer Erfahrung und aus ihrem Wissen heraus. Viele dieser SPRICHWÖRTER, dieser sprechenden Wörter, haben mir auch heute noch viel zu sagen. Sie benennen Existentielles in großer Klarheit, meist in einem Bild. Man braucht nur HINSCHAUEN auf das Bild, oder eben HINHÖREN. In den folgenden Beiträgen gibt es an dieser Stelle gewendete Reden und erlebte Wörter.

Und das tut auch gut

Jeden Tag

Sterntaler

Ich kann mich an das Märchen nicht mehr erinnern, aber an das Bild in meinem Märchenbuch.Ein Mädchen mit gelocktem Haar in einem blauen Kleid. Und Sterne fallen vom Himmel. Sie hält das Kleid hoch und fängt die Sterne auf.

So ähnlich fühle ich mich in den letzten Tagen.
Wie Sterntaler.

Von so vielen Seiten kommen die Sterne der Stärkung,der Seelennahrung, der Aufmunterung, des Trostes und der Zuwendung daher.

Vergaltsgott enk alle.

Sall isch a wåhre Pråcht

Das Leben hat so einiges auf Lager. Auch jene Zeiten, in denen der Leib ganz klare Grenzen zieht. Fast schon die Notbremse zieht. Dafür bin ich diesem Körpe sehr dankbar, erweist er sich doch immer als der, der es schon richtig macht (Zitat). Und wenn dann der Tag da ist, wo diese Bühne der Seele merkt, jetzt kann ich die Bremse wieder ein wenig lockern. Ja dann, und erst dann, sieht mein Frühstückstisch manchmal so aus.

Und erst dann kommen wieder Gedanken wie: SALL ISCH A WÅHRE PRÅCHT, då denk i miar hålt ållemål, HERRGOTT, SCHIAN HÅSCHS GMÅCHT.(In Anlehnung an Mei Imscht)

Von Einsiedlern und Eremitagen

Angelika, der Beitrag ist jetzt nur für dich. Einsiedlers Waldweihnacht und deine Eremitage.

Ma woaß es lei it

Der Advent ist da und mit dem heutigen Tag auch der Adventskalender, der die Tage bis zur Heiligen Nacht begleiten wird.
Jene Nacht, in der sich die Christen alljährlich an die MENSCHWERDUNG ihres Gottes erinnern. Es menschelet an vielen Ecken und Enden, auf die eine und die andere Art.
Für diesen Advent 2016 finden an dieser Stelle unseres Hausbuches so ab und zu Fragen der Menschwerdung ihren Platz.
Die Eiszeit der Herzen treibt die abartigsten Blüten. Einige davon haben in unserem blog an der einen oder anderen Stelle schon ihren Ausdruck gefunden. Andere wiederum sind seit längerer Zeit ein Thema und erhalten jetzt ihren Platz.
Themen, die vielleicht einen gemeinsamen Nenner haben: MA WOAß ES LEI IT- oder – man WILL es nicht wissen.

Sie hat so geschrien.
Geschrien vor Schmerzen.
Immer lauter wurde ihr Schreien bis es ein Brüllen war.
Um sich hat sie geschlagen.
In ohnmächtiger Wut zerstört, was ihr wichtig und heilig war. Und dabei immer noch mehr von sich gefordert und verlangt.
Übermenschliches.
Selbstauferlegt und Selbstgegeißelt.
Und aus.

Mei, ma håts hålt it gwisst.
Sie håt jå nia eppes gseit.

Du
Du warst da.
Einfach nur da.
Fassungslos und mit einer Eselsgeduld.
Du warst da und hast die Schreie gehört.
Die Schmerzensschreie.
Und du hast sie ausgehalten – diese Schreie, den Anblick der Zerstörung, die Wut und das Brüllen. Übermenschliches.
Selbstverständlich bis zur Selbstaufgabe.
Du bist über dich hinausgewachsen und hast HALT gesagt und HALT gemacht. Und NICHT aus.
Haarscharf.