Ein Urlaubstag in Schongau

Wieder einmal raus aus dem Hamsterrad und raus aus dem Alltag.
Über Land gondeln.
Tapetenwechsel.
Wohltat für Leib und Seele.

Unkomplizierte Wesen

Unsere Enten sind wahrscheinlich die einzigen, die Anfang Mai mit Schnee noch eine Gaudi — und überhaupt kein Problem — haben!

Zucchini mit Scamorza

Diesen Käse habe ich bis jetzt links liegen gelassen. Geräucherten Käse? Brauch ich nicht. (Niemals! würde Reini sagen, der alles Geräucherte meidet).
Aber die Neugier siegte dann doch und die Kombination mit Gemüse klang überzeugend. Und das ist sie auch — wunderbar, hat nix mit Speck oder Geselchtem zu tun sondern bringt eine eigenständige Herzhaftigkeit zustande. Mit Zucchini beispielsweise, für zwei Personen:
In einer Pfanne in Olivenöl 1 gehackte Knoblauchzehe und etwas Peperoncino anschwitzen, 4 kleine Zucchini (gewürfelt) dazugeben, mit heißem Wasser aufgießen, frischen Basilikum und einen Zweig Thymian dazugeben, einige Minuten dünsten. 150 g Nudeln (nach langem Horten und Herzen Paccheri aus Neapel, die wir von Nikos Eltern bekommen haben, endlich auch gekostet!) kochen, etwas vom Kochwasser zum Gemüse geben, mit Parmesan bestreuen, die Nudeln unterheben, gewürfelten Scamorza (100 g) dazugeben und nach dem Schmelzen sofort servieren.



Spaghetti Poveri

Die Kombination der Zutaten hab ich in verschiedensten Variationen schon selbst ausprobiert, weil Umami ohne Ende. Dass es das als Rezept gibt ist daher nicht überraschend, aber wie immer ist das Verhältnis der Zutaten entscheidend. Das von hier passt hervorragend, der Petersil muss nicht unbedingt unter dem Schnee hervorgeholt werden! Für eine Person (weil: Männer-Teller):
Aus einer halben kleinen Knoblauchzehe und einer halben kleinen Zwiebel ein Soffrito zubereiten, etwa 10 dag Spaghetti kochen, währenddessen einen EL gehackte Kapern, 25 g Sardellen (5 Stück) und ½ Chili in die Pfanne geben und alles ziehen lassen, dann gehackte Petersilie und 1 EL gehackte Oliven dazu, Nudeln und Kochwasser dazugeben, 1 EL geröstete Semmelbrösel unterheben.

Diesen Platz hat sie sich ausgesucht

In all den drei Monaten der Krankheit, der Genesung, der Hege, der Pflege, der Sorge und der Hoffnung ist sie nie bis zur Quitte gegangen.
Erst an ihrem letzten Tag und die Nacht vorher im Traum.
Ergo gab es nur einen Platz, um dort das Grab von Fany anzusiedeln.
Bei der Quitte.

Der alte Griller, der seine Farbe schon lange von metallgrau in rostbraun geändert hat, war das geeignete Behältnis.
Zahlreiche Grabbeigaben, die uns — sie und mich — in den letzten Monaten begleitet haben, sind beigelegt.
Zwei leere Flaschen von Starkbieren- ein starkes Wesen braucht ein starkes Bier- geben dem Herzen Halt.

Sogar die Quitte hat uns an ihrem Sein und ihrem Wissen teilhaben lassen.
Pfiati Captain und komm gut heim.

Ein Teller dampfender Nudeln

mit dem herrlichen Olivenöl von Nonno Vito, Parmesan, dem duftenden Pfeffer und ein Glas Rotwein sind in derartigen Situationen das Allheilmittel.
Wohlig und wärmend und ein Bad in den Erinnerungen.
Anschließend habe ich noch ein paar Schneebälle in Richtung Himmel geworfen.
Einer davon war für dich, Herlinde.

5. Mai 2019

Sie hat wohl noch einige Kurven geflogen, Loopings gemacht und sich dann mit Frau Holle auf einen Erkundungsflug begeben — unser Captain Fany.
Jetzt ist sie wohl drüben und hat, wie schon in ihrem Erdendasein, das Kommando übernommen.

Bäume, Büsche und Stauden neigen sich unter dem Schnee.
Mohn und Pfingstrose haben sich flachgelegt.
Wenn man sich diese Bilder anschaut, kann man gar nicht glauben, dass die meisten Pflanzen und Bäume das unbeschadet überstehen- so zumindest die Erfahrung der letzten Jahre.
Morgen ist der Spuk vorbei, so als ob nichts gewesen wäre.

Buchweizen-Ravioli mit Ziegenkäse, Brennnesseln und Walnüssen (von Herlinde)

Ich hatte: 1. Buchweizenteig von den Pizzoccheri, 2. Ziegenfrischkäse aus unserem Hofladen, 3. Walnüsse, die uns Herlinde geschickt hat und 4. Brennnesseln! Seit einigen Jahren sind die Brennnesseln immer wieder eine Bereicherung in unserer Küche, nun ist unser “Feld” mit jungen Pflanzen schon prächtig gediehen:
etwa 20 dag Ziegenfrischkäse und eine gute Handvoll Brennesselspitzen mit etwa 3 EL Walnüssen ergaben (gemixt) eine gute Füllung für Ravioli aus dem halben Buchweizenteig (also etwa ¼ kg). In Salzwasser gekocht, mit brauner Butter und mit ein paar der restlichen Nüsse bestreut — dazu etwas Salat und Rotwein. Sonst braucht’s da nichts mehr.

Hühnersuppe mit Spargel, Eierstich, Hühnerfleisch und Fleischbällchen

Klingt kompliziert, war aber in diesem Fall nur Resteverwertung: neben der Hühnersuppe hatte ich noch etwas Spargel, ein paar Polpette, das Fleisch vom Suppe-Kochen sowieso also fehlte nur mehr der Eierstich für diese Suppe, die leicht und herzhaft zugleich ist. Also hier der Eierstich:
1 Ei, 6 EL Süßrahm, eine Prise Salz und etwas Butter für die Form: in einer gebutterten Auflaufform die Mischung etwa 20 Minuten im Wasserbad (oder im Rohr) stocken lassen.
Grandios!

Pasta alla Norma

Schon öfter war ich diesem Namen begegnet (ohne das Gericht zu kennen — zuletzt wieder bei Donna Poldina) und phantasierte immer ein recht komplexes Rezept. Wie so oft ist es eigentlich recht einfach, allerdings lohnen sich — wie immer — gute Zutaten und sorgfältiges Zubereiten. Wieder einmal habe ich mich von den herrlichen Gedankenreisen auf a modo mio hinreißen lassen und dieses Rezept genau nachgekocht. Im Nachhinein war ich dann schlauer: wer im Außerfern lebt und Basilikum nur sehr mühsam kultivieren kann, kann mit gutem Gewissen zu den Tomaten mit Basilikum aus der Flasche greifen: dann ist das auch ein sehr schnelles Essen!
2 kleine Melanzani (gewürfelt oder in Streifen) salzen und auf einem Sieb austropfen lassen (½-1 Stunde). In der Zwischenzeit die Tomatensauce (1 Glas, 680 ml) mit zwei geschälten Knoblauchzehen ¼ Stunde köcheln lassen und mit einem Schuss Olivenöl abrunden. Die Melanzani in heißem Öl (nicht Oliven!) backen und auf Papier abtropfen lassen. 30 dag Nudeln (ich hab Penne rigatoni verwendet) bissfest kochen und (ohne Abspülen) mit der Tomatensauce vermischen, etwas Kochwasser dazu. Mit den Melanzani vermischt und (wichtig!) mit 20 dag Schafsfrischkäse bestreut servieren!

Pizzoccheri mit Mangold

Ich hab die Buchweizennudeln schon einmal nachgekocht, so wie wir sie in Chiavenna serviert bekamen. Heute hatte ich frischen Mangold und hab das Rezept von Alessandra Dorigato probiert: wunderbar, durch den geringen Anteil an (Weizen oder Dinkel-)mehl aber nicht ganz einfach zu verarbeiten. Ich hab die zweite Hälfte des Teigs für Ravioli verwendet, da riss der Teig dann schon manchmal ein bisschen auf (was aber kein Problem war).
40 dag Buchweizenmehl (lässt sich auch in der Getreidemühle wunderbar mahlen), 10 dag Dinkelmehl mit 285 g heißem Wasser (wichtig! sollte 50° haben, das liefert unser Boiler gerade noch) verkneten, auf 2 mm ausrollen. In Streifen schneiden und daraus dann etwa ½ cm breite Nudelstreifen schneiden. 6l Salzwasser mit 60 g Salz zum Kochen bringen, ¼ kg gewürfelte Kartoffeln hineingeben, nach 2 min dieselbe Menge Mangold, nach 6 Minuten die Buchweizennudeln dazugeben und bissfest kochen. In einer ofenfesten Pfanne 80 g Butter mit zwei (ungeschälten) Knoblauchzehen bräunen, den Knoblauch entfernen und dann die Nudeln abwechselnd mit Käse (etwa ¼ kg, zwei Drittel milder Bergkäse und Parmesan) Hineinschichten. Zum Schluss im Rohr wärmen bis der Käse geschmolzen ist, mit der Butter übergießen und mit Salat servieren.

Parmigiana

Mit Federico und Ines (und einem guten Teil der ganzen Familie!) waren wir in Kampanien zu Gast bei Nonno Vito und Zia Caterina: dort haben wir dieses herrliche Gericht kennengelernt. In der Erinnerung daran hab ich wieder ein bisschen gestöbert, bin ich auf dieses Rezept aus dem Corriere gestoßen und hab es nachgekocht: recht einfach und sehr gut! Schmeckt auch kalt, lässt sich aber auch gut aufwärmen.
Ganz klassisch werden die Melanzani (2 Stück mittlerer Größe) zuerst entwässert (angeblich auch entbittert): in Streifen schneiden, salzen, aufeinanderlegen und beschweren, mindestens eine Stunde lang. In der Zwischenzeit eine Tomatensauce zubereiten: eine halbe kleine Zwiebel in etwas Öl anschwitzen und mit ½ l passierten Tomaten aufgießen, frische Basilikumblätter (insgesamt 1 Bund) zugeben, ¼ Stunde köcheln lassen. 20 dag Mozzarella in Scheiben schneiden, damit sie entwässern können, die Melanzani vor der Zubereitung mit einer Küchenrolle trocknen.
Vier Eier mit einer Prise Salz verquirlen, die Melanzani in einem Sackerl mit etwas Mehl schütteln, im Ei wenden und in ½ l heißem Pflanzenöl backen, auf Küchenrolle abtropfen lassen. Dann in eine Auflaufform schichten: Sauce, Melanzani, Mozzarella und Parmesan (etwa 80 g insgesamt) und einige Blätter Basilikum drauf streuen. Wiederholen. Die Oberfläche mit Sauce und Käse abschließen, einige Blätter Basilikum zum Dekorieren vor dem Servieren aufheben. 180° Heißluft für etwa 20 Minuten.

Oh Captain, my Captain

Jene, die den Film “CLUB DER TOTEN DICHTER“ gesehen haben, wissen was diese Worte bedeuten:
Achtung
Anerkennung
Respekt
Ehrerbietung
und die Zustimmung und Bekräftigung zur Essenz des Lebens.

Um jetzt den Bogen zu spannen gehe ich zurück zum gestrigen Tag.
Beim Frühstück erzählt mir Hermann, dass er von Fany geträumt hat, sie sitzt am Zaun, verweilt dort und schaut, unbeeindruckt vom Graupelschauer.
Ja, ihr Zustand hat sich gebessert, sie dehnt ihre Spaziergänge aus und fliegt zum Schlafen schon wieder in eine stattliche Höhe.

Zu Mittag dann die nächste Erzählung, sie ist bis zur Quitte gegangen. Der Ort, der dem Traum entspricht.
Ich bin sehr glücklich und voller Hoffnung.
Am späteren Nachmittag gehe ich zum Schupfele, um nach ihr zu schauen.
In sich zusammengesunken steht sie da und schaut mich an.
Nur zu gut kenne ich diese Haltung und diesen Blick.

Nach einer weiteren Runde zum Gehege und zum Stall kehrt sie in ihr Domizil zurück.
Ich weiß, sie geht jetzt.
Noch einmal in den Arm nehmen.
Streicheln.
Sich der gemeinsamen Jahre erinnern.
Meine letzten Worte an sie wähle ich sehr bewusst: OH CAPTAIN, MY CAPTAIN.

Meine Lehrmeisterin der Lebenskraft, mein Paradiesvogel, meine Himmelsgrenzenstürmerin legt in der Walpurgisnacht ihren geschundenen Körper ab und fliegt mit all den Wesen guten Willens in eine neue Zeit.

Pfiati und Vergeltsgott CAPTAIN, MY CAPTAIN.

Ob deis Bier bei dem Wetter hilft?

Neben grässlichem Wetter gibt es wirklich auch grässliche Etiketten.
Hoffentlich schmeckt es nicht den Namen entsprechend.

Wenn der Frühling kommt, dann

schaut es im Außerfern so aus.
Wir haben ja erst Ende April und Anfang Mai, sagen die Prognosen, schaut es ähnlich aus.
Mei, wer’s mog.