Archiv des Autors: Hermann

Suppenfleisch nach Art Vitello tonnato

Wie bei der Hühnersuppe gibt es auch bei der Rindsuppe immer ein Stück gekochtes Fleisch als Ergebnis. Wenn es nicht in der Suppe gegessen wird (gemeinsam mit einem Teil des gekochten Suppengemüses und evtl. ein paar Nudeln) wird es anders verwertet. Da ist mir gestern Vitello Tonnato eingefallen — dass das kein Kalbfleisch ist, hat nur Vorteile: es schmeckt nach etwas! Als Kompromiss zwischen Original (z.B. auf diesem schönen Blog) und eher grauslicher Schnellvariante hab ich mich (für die Soße) wieder einmal an Marcella Hazan gehalten: wir waren sehr zufrieden! Die Menge reicht für 6 Portionen — wenns so schmeckt wie der Angelika für weniger!

Unter die selbstgemachte Mayonnaise (aus 2 Dottern, 300 ml Olivenöl, mit 2 EL frischem Zitronensaft und ¼ TL Salz abgeschmeckt) die mit dem Pürierstab zu einer feinen Creme gemixten Zutaten (200 g abgetropfter Thunfisch, ¼ l Olivenöl, 5 Sardellenfilets, 3 EL Kapern, 3 EL frischer Zitronensaft) heben. Evtl. mit Salz abschmecken. 24h marinieren lassen, wenn man’s aushält.

Gmåtschgert håt sie

Das einzige Bild vom Weinkeller im ersten 19er-Beitrag ist düster, zeigt keine einzige Weinflasche, a Heftl, das keiner versteht mit einer Fuzzelschrift, die keiner lesen kann! Wie soll man denn da 2019 Willkommen heißen und Lust drauf bekommen??? So viele schöne Flaschen, so viele Erinnerungen, die wir mitgebracht haben, weißt noch, wie wir beim Umathum waren? Da, auf dem Bild, steht “Genießen”! Und da, mei, die Mimi! Das möcht ich sehen!!!
Da hat sie sehr recht (I måg it recht haben!), auch wenn das Kleingefuzzelte eben eine Liste der verbliebenen Flaschen ist, also: auf die können wir uns freuen, da haben wir schon am Silvesterabend Ideen geschmiedet…

Sei willkommen 2019!

Die letzten Rituale für ein gutes Neujahr haben wir abgeschlossen: Dank und Verabschiedung — mancherlei, was an unserem Kamin gehangen hat, haben wir den Flammen übergeben; eine ganze Sammlung von Flaschenverschlüssen — immer wenn im letzten Jahr ein guter Tag war, haben wir den Kronkorken in dieses Einweckglas gelegt — wurde entlassen: nun ist wieder Platz für Neues! Die Inventur im Weinkeller und das Kerzl für Reinhold sind Blick zurück und gleichzeitig eine Liste von Schätzen für die Zukunft … und die bei uns schon fast traditionelle Linsensuppe (mit Hauswürstl) soll nach italienischer Tradition — die Linsen stehen für Geld — materiellen Wohlstand für das neue Jahr bringen. Den Weihrauch und den Segen haben uns heute die Sternsinger(innen) gebracht, Danke!

Sprossenkohl zum Heiraten!

Im Vorwort von Yotam Ottolenghis neuem Kochbuch “Simple” erzählt er, dass er schon wisse, dass über seine Rezepte gewitzelt werde: “Ich geh nur schnell Milch, die Zeitung und schwarzen Knoblauch holen”. Das trifft meine Erfahrung schon auch, obwohl es sich noch jedesmal mehr als gelohnt hat, “exotische” Zutaten zu besorgen. So auch bei diesem Rezept, wo ich nur über einen Online-Versand an eben diesen Knoblauch kommen konnte und keine Ahnung hatte, was das eigentlich sein könnte.

Die restlichen Zutaten sind einfach (der Titel des Kochbuchs ist ernst gemeint) und wenige: etwa 40 dag Sprossenkohl, halbiert, mit 1 EL Olivenöl und ¼ TL Salz vermischt in das auf 220°C vorgeheizte Rohr (Heißluft) geben auf ein Backpapier geben und etwa 10 Minuten rösten, sie sollten goldbraun werden. In einem Mörser einen ¾ TL Kümmel zerstoßen und dann 2 EL Thymian und etwa 12 grob zerteilte Zehen vom schwarzen Knoblauch dazugeben und vermischen.
In 30 g gebräunte Butter die Gewürzpaste, den Sprossenkohl, ⅛ TL Salz und 30 g geröstete Kürbiskerne dazugeben und ½ Minute mischen. 1 ½ TL Zitronensaft untermischen, portionieren und mit 1 EL Tahini (Sesampaste) beträufeln. Sofort servieren.

Ich hatte das als Geburtstagsessen geplant (neben der Quitte), aber erst zwei Tage später serviert. Nach einiger Zeit sagte sie: “Dafür würde ich Dich (noch einmal) heiraten!”

Rohnen-Ingwer-Sauerrahm-Kuchen von Yotam Ottolenghi für David und Steffen

Wir sind große Freunde der Rohnen, heuer haben wir sie in zwei Hochbeeten angepflanzt — und viel geerntet. Süß haben wir noch nicht probiert und so haben wir anlässlich des Besuchs von David und Steffen uns an dieses Experiment gewagt: im Kochbuch “Sweet” von Yotam Ottolenghi war von einem Rote-Bete-Kuchen die Rede, der Esme, einer Kollegin in seiner Versuchsküche, so geschmeckt hat, dass sie ihn sich als einen ihrer drei Hochzeitstorten ausgesucht hat. Das klang verheißungsvoll. Angenehmerweise sind die Zutaten allesamt leicht erhältlich (ich hatte alles zuhause), ein großes Stück Ingwer braucht man aber schon. Die Walnüsse stammen aus der Villa Kunterbunt, die uns heuer ein großzügiges Paket voller Nüsse zukommen ließen.

Die Walnüsse (75g) werden im Rohr bei 160°C (Heißluft) 10 Minuten auf einem Backpapier gebräunt und dann in große Stücke gehackt; eine 20cm-Backform wird eingefettet und mit Backpapier ausgelegt vorbereitet, das Rohr auf 175°C vorgeheizt. Dinkelmehl (200g), 150g Staubzucker, 2 TL Backpulver, ¼ TL Natron, ¼ Salz in eine große Schüssel geben und vermischen,¼ kg geraspelte Rohnen (etwa zwei mittlere), 1 EL geriebene Orangenschale, die Nüsse und 10 dag feingehackten Ingwer dazugeben. 2 große Eier, vermischt mit 60g Sauerrahm und 125 ml Sonnenblumenöl dazugeben und alles am besten mit der Hand vermischen. 50-55 Minuten backen, dann eine halbe Stunde in der Form auskühlen lassen, dann auf einem Rost ganz auskühlen.
Für die Creme 150g Frischkäse (den Bio vom Hofer) mit 70 ml Mascarpone (Zillertal Milch) verrühren und mit 60g Staubzucker zu einer Creme mixen — die wirkte zuerst zu flüssig, aber das hat dann schon gepasst. Etwa 20ml Ingwersaft (etwa 6cm fein raspeln und durch ein Sieb drücken) einrühren. Mit einem flachen Messer auf dem Kuchen verteilen.

Im Originalrezept wird noch eine zerstoßene Vitamin-C-Tablette erwähnt (1500mg), die man in die Ei-Sauerrahm-Öl-Mischung geben könnte, um die Farbe der Rohnen zu verstärken. Hatte ich nicht, braucht’s auch nicht.

Sehr aromatisch, scharf und erdig, nicht sehr süß (angenehm!) und fast schon erfrischend!! Wir waren begeistert!

Quitten-Käsekuchen mit Haselnuss-Crumble

Auf der Suche nach Quitten-Rezepten ist auf die Engländer Verlass, und auf Ottolenghi sowieso: der Geburtstagskuchen für Angelika (in Einzelteile zerlegt 😉 ) nach dem Rezept auf dem Guardian: hier stimmt der Name “Käse”-Kuchen, es wird nämlich Ziegenfrischkäse verwendet. Um ehrlich zu sein: viel schneller und einfacher ist die Quitte nach Claudia, das hier ist halt ein bissl raffinierter…

Die Quitte(n) (320g, in schmale 16-tel-Spalten geteilt, Kerngehäuse entfernt und in Zitronenwasser einlegen — s. Zitronensaft) werden in einer Mischung aus Wasser (120ml), Granatapfelsaft (100ml, 45 ml werden später zugegeben), Zitronensaft (1 EL, den Rest des Safts ins Nicht-Braun-Werde-Wasser für die Quitten), Rotwein (70ml), ¼ TL Piment, ½ TL Vanille (aus der Schote), Orangensaft (3 EL, frisch gepresst, davon die), Orangenschale (von 1-2 Orangen) in das bei 190°C vorgeheizte Rohr geschoben und 40 Minuten, mit Folie abgedeckt, gegart. Dann die Folie abnehmen, den restlichen Granatapfelsaft rübergeben und weitere 35 Minuten garen: manchmal wenden, mit Saft übergießen und darauf achten, dass nichts trocken rausschaut (das wird schwarz 🙂 ). 
In der Zwischenzeit den Ziegenfrischkäse (100g) mit Staubzucker (30g) und Mascarpone (200ml), ¼ TL Piment, ¼ TL Vanille (aus der Schote) und ½ TL Orangenschale(gerieben) mit dem Mixer auf geringer Stufe vermischen und kühlstellen. 
Für  die Crumble Haferkekse (50g) und Amaretti (50g) zerbröseln, mit Butter (70g, gebräunt) beträufeln, einer Prise Salz  und ¼ TL Piment vermischen. 
Zuerst etwas Crumble, dann die Käsezubereitung, dann etwas Saft von der Quittenzubereitung drüber, dann noch etwas Crumble und noch einmal Quittensoße!


Spaghetti Cacio e Pepe

Ein klassisches Rezept, an das ich mich lange nicht gewagt habe: zu genau musste man da wissen, was man tut, dachte ich, und die Zutaten muss man auch erst haben. Oder halt wissen, welche zusammenpassen.

Als wir heuer in Abbiategrasso waren, hat Fabrizio, er ist aus Rom, eine persönliche Variante für uns gekocht und mir ein spezielles Geheimnis verraten (“nimm zum Nudelkochen Wasser, das bereits die Stärke eines Nudelkochens in sich hat”) — also hab ich mich jetzt getraut: und es war gut, unglaublich gut!!

Hier also das Rezept, ergänzt um Alessandra Dorigatos Erläuterungen, die wichtigen Stellen sind hervorgehoben:

  1. Käse und Pfeffer frisch reiben/mahlen: 4 EL Käse (Pecorino romano, eher dolce!), ½ TL schwarzer Pfeffer pro Person. 100 g Nudeln pro Person. Einen kleinen Teil für die Schluss-Bestreuung aufheben.
  2. Nudeln (Spaghetti oder z.B. Rigatoni) in Wasser kochen, in dem schon einmal Nudeln gekocht wurden — bei uns einfach: die Hennen/Enten/Hunde/Wir  bekommen immer wieder einmal einfach Nudeln, vielleicht mit etwas Olivenöl, Parmesan und Pfeffer (nur bei “Wir”)!
  3. Mit dem Nudelwasser, das schon recht dick daherkommt, die Käse-Pfeffer-Mischung vorsichtig mit einem Schneebesen aufschlagen (in einer Schüssel, darf nicht mehr kochen) und zum Schluss die entsprechende Nudelmenge untermischen. Mit dem Rest bestreuen, dafür
  4. Vorgewärmte Teller! verwenden!!

Ein grüner Salat, Romano; und ein roter Wein; das passt immer!

Waldbier von Kiesbye

Das Waldbier begleitet uns schon von Beginn an, wir waren von der Idee (und dem Geschmack) sofort begeistert, ein Besuch bei Kiesbye im Bierkulturhaus am Obertrumer See blieb unvergesslich. Es begann 2011 mit Tanne, dann 2012 mit Zirbe, dann Lärche, Schwarzkiefer, und Fichte. 2016 kam dann Wacholder, darauf folgte Wilde Kirsche (unser Favorit im Moment) und heuer, 2018 die Holzbirne. Bei letzterer sind schon etliche Waldzutaten an verschiedenen Stellen des Brauprozesses beteiligt: Blüten und Blätter beim Läutern der Maische, gehäckselte und getoastete Zweige in die Würze und im Lagertank sogar getrocknete Früchte — all das kann man genüsslich herausschmecken!

Die Zutaten werden in Zusammenarbeit mit den Bundesforsten geerntet, das Bier, bei den Holz-Sorten hochprozentiges Bockbier, löst auch Harzaromen. Auch ein Sauerbier wurde gebraut!

Diese Biere sind herrliche Aperitife, passen aber auch gut als Essensbegleiter, viele etwa zu geräuchertem Fisch oder Wild.

Was für Kostbarkeiten!

Der Sommer ist schon lang dahin, die Erinnerung an den herrlichen Besuch aus Italien ist immer noch da, immer wieder intensiv und dicht. Die  mitgebrachten Weine waren ganz besondere, das war klar, aber erst beim Nachschlagen wurde uns klar, wie besonders: kostbare Tropfen, die auf spezielle Anlässe warten, um Schluck für Schluck genossen zu werden.

In der Zwischenzeit = Vorfreude-Zeit ist es schon allein eine Freude die herrlichen Etiketten zu betrachten!

Schneidig, schneidig!

Sich allein auf eine dreimonatige Reise ans andere Ende der Welt auf den Weg zu machen! Diese Mischung aus Neugier und Mut wurde ihr sicher nicht in die Wiege gelegt. Dass sie dann auch noch alle Vorbereitungen selbst in die Hand genommen und alle Rückschläge weggesteckt hat zeigt, dass sie sich von nichts abhalten lässt, diesen Traum zu leben.

Heute haben wir eine Abschiedswanderung gemacht, haben zurückgeblickt auf die Vergangenheit. Übermorgen geht’s los in die Zukunft.

Baba und fall net, pfiat Di Gott!

Senfgurken aus dem eigenen Garten

Das Rezept ist abgebildet, daher nur ein paar Bemerkungen (nach der ersten Verkostung):

Die Gurken werden im Sud mitgekocht! In kleine Gläser eher keine Knoblauchzehen miteinlegen. Nach zwei Wochen ist das ganze noch etwas resch, eher länger ziehen lassen.

Quitten-Datschi mit Pasta Madre (Sauerteig)

Weil jetzt Quittenzeit ist habe ich auch den Zwetschken-Datschi noch einmal mit Quitten probiert: noch in den Vorräten hatten wir Quittenmarmelade und Quittenkompott: in dieser Reihenfolge auf den Teig und zuletzt nicht vergessen etwas Zucker drüberzustreuen. Sehr empfehlenswert!

Quitten-Rösti

Nach unserer heurigen Traumernte ist klar: auch neue Rezepte wollen ausprobiert werden. Als erstes ein Kartoffel-Quitten-Rösti, das uns sehr beeindruckt hat:

400g Quitten und 400g Kartoffeln raspeln, mit ¼ l Sahne vermischen und mit Salz, Pfeffer und Koriander würzen. In einer Pfanne rösten (zuerst breit verteilen und kurz scharf anbraten, dann Temperatur runter und mit Kochlöffel zusammenschieben, so dass die Rösti eine fingerdicke Scheibe wird, die in der Pfanne herumrutschen kann. Schonend garen, nach etwa einer Viertelstunde wenden — mit einem Hilfs-Teller am einfachsten!).

Mit einiger Säure und dichter Frucht sehr aromatisch! Wir haben dazu panierte Sellerieschnitzel und Salat dazu gegessen. Sonntäglich!

 

Rohnen und Erdäpfel in Heu und Backpapier (statt Alufolie)

Rohnen gare ich schon lange in Folie (statt sie in Wasser zu kochen), einige andere Gemüse wie Spargel oder Erdäpfel auch. Unsere heurigen Rohnen und ganz spät erst im Juni angesetzten Kartoffeln haben wir nun im Heu (mit Wasser abgespült und ausgedrückt), mit ein paar Gewürzen (Knoblauch, Zwiebeln, Salbei) einfach in Backpapier gewickelt und bei 180°C im Rohr etwa eine Stunde gegart.

Das Ergebnis: ein unglaublich intensives Heuaroma, das die Früchte durchdringt und fein würzt, die Knoblauchzehen zergehen wie die Zwiebeln auch auf der Zunge!

Da kann man also getrost auf die Alufolie verzichten, die mir eh immer schon nicht ganz so sympathisch war. Müsste eigentlich auch ohne Heu funktionieren, ich werde berichten.

Damit’s no a Zeitl hebt

Vor gut 35 Jahren, am Beginn meines Lebens nach der Schule (wo noch alles möglich war und nix fix), wollte ich mir einen Bubentraum verwirklichen: eine Ledertasche als Begleiter (zumindest dass ich weder Bauer, Tischler oder Förster werden würde, schien klar: das wär jetzt ganz anders…). In Wien, in der Spiegelgasse, fand ich die Tasche, die es mir angetan hatte, auf einer Vespa im Regen fuhr ich damit nach Hause und hatte den ersten Wasserfleck drauf, bevor ich sie überhaupt benutzt hatte.

Viel, sehr viel Verschiedenes, viel Unerwartetes kam auf uns beide zu und hat Spuren hinterlassen. Jede mag ich. Auch die aufgegangene eine Naht war eine Zeitlang kein Thema.

Jetzt aber wollte ich uns in Ordnung bringen. Angelika wusste um das richtige Werkzeug, eine Nähale, letzte Woche kam sie mit der Post und nach einer Übungsnaht traute ich mich ans Werk. Was für eine schöne, handgreifliche Tätigkeit, schnell lernt man das ganz flott zu machen und im Nu ist die Naht fertig! Der obigen Liste also angefügt: Taschner!