Archiv für den Tag: 1. Juni 2020

Il Centro — Pizza Lounge: Habemus Italicum!!!

Vorgestern kam Angelika nachhause und erzählte, in der ehemaligen Postpassage habe sie ein neues Restaurant gesehen, mit schön dekorierten Tischen innen und einem Außenbereich — italienisch. Auch eine Webseite war schnell gefunden, viel versprechend. Heute waren wir dort.

Was versprochen wurde waren original italienische Gerichte, gutes Essen, guter Wein! Auf der Karte fanden sich gleich einige Spezialitäten, die echte neapolitanische Pizza (“Margherita verace D.O.C.“), hausgemachte Pasta (“Pasta fatta in casa — Orecchiette con pesto Genovese”). Das gibt es in hier nirgends, entsprechend groß war die Vorfreude. Auf der Webseite hatten wir bereits vom speziellen Pizzaofen gelesen — nur 60-90 Sekunden benötigt eine Pizza hier bei etwa 500°C.

Als wir ankamen waren nur wenige Gäste hier, sehr gemütlich, der kleine Tisch wurde von der zuvorkommenden Bedienung gleich zum Vierertisch umfunktioniert, den brauchten wir auch. Wir begannen zu zweit mit einem Vorspeisenteller verschiedener Aufschnitte (“Affettati”, eigenartigerweise mit ein paar Pfefferoni ergänzt), einigen salami, prosciutto crudo, pancetta: wunderbar, mit dem Weißbrot und dem Hauswein (“Apassimento” — einem Valpolicella, bei dem ein Teil aus getrockneten Trauben gepresst wird) eigentlich schon eine Mahlzeit für zwei.

Ein gemischter Salat (dieses Mal war Mais die Überraschung) war eine feine Abwechslung — die Menage aus Öl und Balsamico hatte auch als Ergänzung ein sehr scharfes Öl mit Peperoncino zu bieten.

Dann aber kamen die Hauptspeisen, und die waren überwältigend! Die versprochenen Orecchiette waren eigentlich Strozzapreti, frisch hausgemacht und perfekt gegart, mit einem traumhaften Pesto, das mit Rucola, Zitrone und Parmesan göttlich abgeschmeckt war. Einer der beiden Inhaber, Enzo Cervello, erzählte lachend, dass heute seine Hände eben bereit für diese Nudeln gewesen seien — was will man mehr?

Die Pizza, eine Margherita, gut wie ich sie noch nie gegessen habe, hat natürlich auch ihre Geschichte: im “Ferrari” unter den Pizzaöfen gebacken, beste Zutaten (San Marzano Tomaten, Büffelmozzarella, der Pizzateig — Geheimnis!): das Ergebnis ist wirklich unvergleichlich, ich legte einige Scheiben von der Vorspeise auf einen Teil der Pizza, aber wozu: etwas Perfektes kann man nicht mehr verbessern!

Ali Genc, der zweite Inhaber des Lokals, verabschiedete uns, wir liessen noch das Essen gemütlich ausklingen, die Mannschaft begab sich in die “Zimmerstunde” um am frühen Abend wieder bereit zu sein.

Auch beim Grappa ist eine große Auswahl vorhanden, wir schlenderten glücklich nachhause, wissend, dass wir wieder zurückkehren werden.

Das Falter-Radio (Podcast)

Podcasts (regelmäßig erscheinende über das Internet erhältliche Hörsendungen — vergleichbar einer Radiosendung) waren einmal eine aufregende Sache: vor gut 15 Jahren haben wir versucht, sie in der Schule zu etablieren — es gelang weder dort noch in der Öffentlichkeit.

Obwohl wir den Falter nun schon seit einigen Jahren abonniert haben, zögerte ich doch, mir auch einmal den Podcast — der Falter nennt das noch mehr retro “Falter-Radio” — anzuhören. Heute war es so weit und ich war überwältigt!

Im Gegensatz zu den so geschätzten Artikeln der Journalisten, die recherchieren, berichten, einordnen, bewerten und in Beziehung setzen, kommen hier Gäste von Raimund Löw zu Wort: im Original, höchstens kurz ergänzt, man hört Menschen reden, ihre Stimme, ihre Meinung, ungefiltert, ungekürzt.

Eigentlich haben mich in beiden Podcasts die Gäste beeindruckt: Im Podcast #338 (“Die geizigen Vier”) der Ökonom Stephan Schulmeister, der klar formulierte, dass das Nein der Vier nicht nur kurzsichtig, sondern auch unsinnig ist: da wird Populismus (“die ‘faulen’ Südländer, die wir finanzieren sollen!”) vor (möglicherweise vorhandenes) Grundwissen um wirtschaftliche Zusammenhänge gestellt (Der Staat, der öffentliche Güter schützen bzw. bereitstellen soll, kann nicht gleich behandelt werden wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen). Solidarität kommt da schon gar nicht mehr als Aspekt vor und doch geht es letztlich nur mehr darum: ist die EU eine Union, oder soll sie zerfallen?

Im Podcast #337 (“Wie Corona die Gastronomie verändert”) hatte jeder etwas Interessantes zu sagen. Alle stimmten überein, dass die Unterstützung der Gastronomie katastrophal ist: seit dem Zeitpunkt, wie Barbara Eselböck erläutert, wo das Pandemie-Gesetz außer Kraft gesetzt wurde — das für eine Entschädigung bzw. Unterstützung gesorgt hätte — ist man auf Einzelunterstützungen angewiesen, für die jeweils ein absurder Aufwand für das Ansuchen getrieben werden muss: was dabei herauskommt sind bestenfalls symbolische Beihilfen.

Also: nichts Tröstendes; oder eben doch, weil man hört — die Stimmen transportieren da weit mehr als nur den Inhalt — dass man nicht allein ist, mit seiner Meinung, seiner Verzweiflung, seinem Zorn.