Archiv für den Monat: Juni 2019

Die Reibe von der Oma

Angelika hat diese Reibe, ein Erbstück von ihrer Oma, schon einmal aufwendig mit einem Sandstrahler von alten Lackspuren gereinigt. Der Holzpropfen allein zeigt schon, dass damit einmal sehr, sehr vieles gerieben wurde. Wir hatten sie vor Jahren schon einmal im Einsatz, danach aber hatte ich “vergessen”, die Nussreste herauszuholen. Ich hatte auf eine (zugegeben: magische) Selbstreinigung gehofft, Vertrocknen, Schrumpeln, leicht wie der Wind werden und mit Umdrehen herausschüttelbar. Geworden ist es ein fossil anmutender Belag, den man mit schwerem Gerät (Stahlwolle) durchaus entfernen konnte: aber wie hinkommen?
Nach einem Fehlversuch – die Nieten am Gussgehäuse kann man NICHT herausklopfen — versuchte ich es eben ohne Öffnung so gut wie möglich, fast unmöglich, heißes Wasser konnte gegen die Versteinerungen kaum was anrichten, mit Schwammerl kommst fast nirgends hin: ich wollte schon aufgeben.
Da entdeckte ich, dass die unterste Blechrinne in einer Art Hülse eingefädelt war und wohl herausnehmbar sein sollte. Mit etwas sanfter Gewalt, einem Schraubenzieher und behutsamem Klopfen kam ich einen Millimeter weiter, und dann konnte man das Ganze herausziehen! Für die große Umhüllung der Reibtrommel selbst (mit einem zweiten Reibteil – genial) musste das wohl ähnlich gelöst sein, nach etlichen Versuchen gelang es, auch das herauszuholen. Putzen, putzen, putzen und in umgekehrter Reihenfolge, leicht geölt wieder zusammenbauen!
Der nächste Einsatz wird nämlich ein ganz besonderer! Und ich zerleg und putz gleich nachher: Pfadfinder-Ehrenwort!

Il Dottore

Dieses Bild habe ich immer vor mir, wenn Hermann in seiner unendlichen Geduld, seinem Hang dafür, alle Gesetze der Physik und der Mechanik zu ignorieren — die gelten für ihn nicht — eines meiner Erbstücke wieder funktionsfähig zu machen.

Hausapotheke nach Tiroler Art

Selbsterklärend.
Daher keine weiteren Worte.

Wird das ein Angelikajahr?

Die Engelwurz/ Angelikapflanzen schauen zumindest so aus.
Sie wachsen gerade gscheit in die Höhe, fast in den Himmel hinein.
Ob ich dann auch etwas davon merke?

Die Abschiedsbilder

Auch die habe ich sehr bewußt gemacht.
Ich wollte nur schauen, was sie da am Hintern hat.
Das, was ich da gesehen habe, wollte ich nie sehen und ich wünschte mir einen anderen Abschied für sie.
Und für uns.

Braut und Original

Sind die Namen für der beiden Hortensien, so kann man es auf den Schildern lesen.
Wir haben diese beiden Pflanzen sehr bewußt ausgesucht, weil die Weiße an ihren Schopf erinnert und die Blaue an ihre wunderschönen Ohrscheiben.
Dass die Namen dann noch so passend sind ist ein schönes Zeichen.
Ja, das war sie, Braut und Original- unsere Gretl.
Am Dienstag ist eine Ära zu Ende gegangen, jetzt haben wir keine Seidenhühner mehr und mit Gretl ist unsere älteste Henne im satten Alter von 8 Jahren von uns gegangen.
Noch ist es nicht eingeordnet, dass dieser weiße Flauschknäuel nicht mehr da ist.
Das war mir zu schnell.
Für alle, die sie kannten, einfach auf ihren Namen im Hausbuch klicken und sich an diesem einmaligen Wesen erfreuen.

Pilz-Spinat-Lasagne

Nach dem bekannten Ottolenghi-Rezept für eine Pilz-Käse-Lasagne hab ich eine Variante gekocht, von der ich mir viel versprochen hab, vor allem mehr Leichtigkeit. Die zweite Lage hab ich statt der Pilze mit blanchiertem Blattspinat ausgeführt. Das hat funktioniert, das Ergebnis war (und ist: die Hälfte konnte ich einfrieren) wunderbar, nächstes Mal wieder!

Eine Besonderheit ist hier die Zubereitung der Pilze mit Thymian, Estragon und Petersilie — herrlich, das allein wäre schon ein wunderbares Gericht (z.B. nur mit Weißbrot).

Übrigens hab ich den Ricotta durch Topfen ersetzt, was einwandfrei geklappt hat.

Rückholaktion

Nachdem ich meinen treuen Rucksack (ein Deuter Rad-Rucksack mit Helmhalterung, damals, irgendwann in den frühen 90er-Jahren gekauft, also wohl mehr als ein Vierteljahrhundert alt, gemacht für die Transalp, eine Querung der Alpen mit dem Mountainbike, die ich nie befahren habe und auch nicht mehr werde; mit einer Öffnung für einen Trinkbehälter, den ich nie benutzt habe und auch nicht mehr werde; mit der Einlage im Rücken, die die perfekte Sitzunterlage für die Rast ist und manch anderes dort verstauen lässt: unzählige Male verwendet) bereits in die Garage getragen hatte, um ihn demnächst zu entsorgen, überkam mich — Angelika hat mir wieder einmal den richtigen Stupser gegeben — die Wehmut: zumindest einen Nachruf hat er sich schon verdient. Bei den letzten Hunderunden hatte der untere Reißverschluss versagt, was drin war (u.a. ein Bierlein für die Rast, Wechselkleidung) hätte auch in der Gegend verstreut sein können, erst bei der Rast hatte ich bemerkt, dass er zur Hälfte aufgegangen war. Dass die meisten Gurte zumindest an einer Stelle die Schließe verloren oder zerbrochen hatten, war kein Problem: für’s Gehen reichte es immer noch, das mag ich mittlerweile am liebsten. Auf fast allen Touren der vergangenen Jahre war er mein bevorzugter Begleiter: Lawinenschaufel und -sonde fanden darin Platz; eine große Jausenschachtel und allerlei Bekleidung für alle Fälle sowieso — im Sommer und im Winter perfekt.

Nun: beim Fotografieren wollte ich auch den kaputten Verschluss ablichten, machte mehrmals auf und zu. Ging nicht. Oder eigentlich: ging eben schon, der Verschluss schloss nach zwei, drei Versuchen so gut wie eh und je. Also: auf die nächsten Jahrzehnte!

Vor fünf Jahren

war das gleiche Traumwetter wie heute! Auf der Terrasse beim Fischer am See war ein Tisch liebevoll gedeckt, wir wurden von Drago herzlichst begrüßt und begleitet, die Wirtin schaute vorbei, beide gratulierten uns: es war fast wie damals, als wir unser Hochzeitsfest hier feierten. Wir sind nicht mehr die von damals, aber immer noch schneidig und unerschütterlich.

Wir schlenderten Hand in Hand zum See hinunter. Er hatte eine ganz eigene, milchig-grüne Farbe, die Schneeschmelze, heuer gerade erst richtig im Gange, liefert wohl Wasser ohne Ende: und so fühlte es sich auch an! Mutig war Angelika die erste im See, wie damals, im selben Kleid. Ich war als zweiter dran und bewunderte nach wenigen Sekunden Angelika: gscheit kalt war der flüssige Schnee, kaum angewärmt (was allerdings das Bierlein gut kühlte, das ich mitgenommen hatte). Wir ließen den Tag am Ufer gemütlich mit den Gedanken ausklingen, wie fein es wäre, wenn die, die damals dabei waren, jetzt hier wären.

Wir rollten dann nach Hause. Das Thermometer zeigte 30°.

Prager Gulasch

Manchmal meine ich, schon einiges zu wissen, was so das Wesentliche an einem Rezept oder einer Speise wäre. Dass das Gulasch einige Varianten hat, war mir klar, aber erst, als ich diese Woche auf Anregung von Angelika ein Rezept suchte, bei dem Sauerkraut (unser eigenes, vom letzten Sommer) dabei war, wurde mir klar, dass es da eine riesige Anzahl gibt, gerade in der österreichischen Tradition. Eine wunderbare Website listet alle auf und so wurde mir klar, dass mein naives Verständnis — mit Sauerkraut = Szegediner — schon gscheit daneben liegt. Daher nun diese Bezeichnung für das, was ich, angeregt durch dieses Rezept, gekocht habe:
½ kg Zwiebeln in etwas Öl goldgelb rösten, mit 2 EL Paprika (edelsüß) vermischen und gleich aus der Pfanne nehmen; 1 kg Rindfleisch anbraten, mit Gemüsesuppe aufgießen (bis bedeckt) und aufkochen lassen. Alles in einem größeren Kochtopf gemeinsam mit 3 EL Tomatenmark, ¾ kg Sauerkraut, 1 TL Kümmel, 2 TL Majoran, 1 Lorbeerblatt und 1 Chili und ⅛ l Rotwein vermischen und auf kleiner Flamme köcheln lassen — mir schmeckte es nach drei Stunden erst richtig gut ‘verheiratet’. Am Ende 1 geraspelte Kartoffel einkochen lassen und mit ¼ l Sauerrahm und ⅛ l Süßrahm abrunden. Jetzt erst salzen.
Weil auch gerade frisches Brot aus dem Ofen kam, war die Meine nicht mehr zu halten. Ich mag einen Semmelknödel noch lieber.

Hartweizen-Dinkel-Brot mit Pasta Madre (Sauerteig)

Eine Variante des Originals aus dem früher erwähnten Buch, das so gut wurde wie nie vorher. Ich komm’ immer mehr drauf, dass man zwar Geduld haben und manchmal länger warten muss als erwartet (deshalb in den Rezepten auch die Angabe ‘oder bis sich das Teigvolumen verdoppelt hat’), aber egal ist es keineswegs, wie lange man den Teig gären lässt: wenn man zu lange wartet, verliert der Teig nicht nur wieder seine Triebkraft, sondern er übersäuert und schmeckt dann viel zu sauer. Daher hier auch genaue Angaben zu den (meinen) Zeiten.
Zu Mittag 600 g aufgefrischte pasta madre vom Hartweizengries (= die 200, die ich zum Auffrischen vom Vorrat wegnehme, mit 200 ml Wasser und 200 g Mehl aufgefrischt). Drei Stunden gären lassen, dann mit 1360 g lauwarmem Wasser gut vermischen, mit 1,8 kg Hartweizengries und 20 dag frisch gemahlenem Vollkorn-Dinkel gut verkneten, am Ende 20 g Salz einarbeiten (das ist die Hälfte des Originalrezepts). Über Nacht gehen lassen, am nächsten Tag in der Früh mehrfach falten, wieder einen halben Tag gehen lassen, dann, im Abstand von einer halben Stunde immer wieder falten. Am Nachmittag dann auf dem gut bemehlten Nudelbrett Brote formen — große, ringförmige aber auch kleine Schlapfen funktionieren einwandfrei, bei 220°C etwa eine halbe Stunde backen.
Das ergibt etwa 4 kg Brot, das ich noch lauwarm, in Stücke geschnitten, einfriere. Dann ist es aufgetaut wie frisch aus dem Ofen, während einer Arbeitswoche geht sich Backen nicht immer leicht aus. Die halbierte Salzmenge hat nur damit zu tun, dass wir sehr gern Salziges essen, Käse, Speck, Schinken, Aufstriche oder auch nur Schnittlauch auf Butter (mit gerösteten Korianderkörnern) — das harmoniert mit einem solchen Brot einfach besser.