Wenn die Sonne scheint (was in diesem Winter selten war) und die Temperaturen endlich soweit passen — kann uns nichts mehr halten: das Essen auf der Terrasse gehört zu den schönsten Vorboten des Frühlings.
Dieses Jahr war es am 4. März soweit, der Aperitif, ein Hopfenauflauf von Brew Age — ein herrlich fruchtiges Pale Ale — noch innen, dann nix wie raus und in der gleißenden Sonne einige Spezialitäten in aller Ruhe genießen: in der Früh hatte ich schon den karamellisierten Fenchel zubereitet, dieses Mal das Rezept “ganz” (das lohnt sich!!), dazu eine der gehüteten Fischkonserven aus Portugal, etwas Romano-Salat und unser Weißbrot (mit Pasta Madre).
Den Weißwein dazu haben wir auch gehortet und jetzt, passender geht’s nicht, geöffnet: a bissl vor dem raufgeschriebenen Termin haben wir auf den Luis angestoßen!
In den Begegnungen der letzten Tage habe ich sie gesehen. Eure Zerbrechlichkeit, eure mit Tränen gefüllten Augen, eure fragenden Blicke, eure Verzweiflung nach dem Warum und euer Verlorensein auf der Suche nach dem Wie. Wie geht es jetzt weiter?
Da ist sie, diese große Dame Trauer, die gesehen werden will. Und sie will und braucht Orte, Zeiten und Zeichen.
Seit Tagen wäge ich Gedanken und Ideen zu diesem Thema hin und her, hat sich doch im Laufe des Lebens einiges an Erfahrung und Wissen angesammelt.
Ja, Lisa, vermutlich wird das mein erster Blogbeitrag, der deinen Einträgen ähnelt. Du hast immer viel zu schreiben und viel zu sagen gewusst. Und du hast die Leser an der Vielfalt deiner Gedanken teilhaben lassen.
Ich entscheide mich für eine Erzählung aus meiner Kindheit, weil sie so viele Zeichen gelebter Trauer beinhaltet.
I geah iatz aufn Friedhof. Geasch mit?
Diese Frage meiner Großmutter klingt mir noch heute im Ohr. Vor mir sehe ich die geöffnete schwarze Handtasche, gefüllt mit einem roten Grablicht, einer Zündholzschachtel der Marke Sirius, Taschentüchern und mindestens einem grünen Biomenthol. Ich bin mitgegangen.
Und ich bin gern mitgegangen.
Ich mag Friedhöfe.
Jene eingefriedeten Orte, an denen man zur Ruhe kommen kann. Auch als Besucher.
Auch wenn jedes frische Grab immer wieder denselben Stich und denselben Seufzer hervorbringt.
Die Oma hat einen feinen Gang gehabt, nie zu schnell.
Es war so ein Gehen und reden und gehen und schweigen.
Und wir sind Menschen begegnet, haben Halt gemacht, es wurde gefragt und geratscht und dann sind wir wieder weitergegangen. Bis wir oben bei der großen Kirche angelangt waren.
Beim Durchgang bei den Arkaden dann immer dieser tiefe Atemzug. Ein Eintreten in eine andere Welt.
Und dann sind wir zum Grab vom Opa.
Die Oma hat herumgewerkelt, dass ja alles ordentlich ausschaut. Das war ihr immer ein großes Anliegen.
Brennt ja eine Kerze- it, dass ma muant, i denk nimme dran.
Hol mir bitte ein Weihwasser, des schaut ja so aus, als ob niemand aufs Grab schauen würde.
Ab und zu haben wir auch das Glas in der Grablaterne von den ärgsten Rußspuren befreit. Mit Tempo und Spucke.
Wenn das nicht mehr half, hat sie Scheibe für Scheibe herausgenommen und daheim mit Prilwasser gereinigt, um sie am nächsten Tag wieder in die Laterne zu stecken. Nach einer Weile des Tuns und des Daseins sind wir dann wieder heim. Ganz aufgeräumt.
Und die halb erfrorenen Finger haben sich schon sehr auf die warme Küche gefreut.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich als Kind diese Form der Trauerkultur erlebt habe. So viele gelebte Zeichen, die an den Bruchstellen des Lebens Halt geben.
Jetzt schließe ich die Schatztruhe der Erinnerungen und komme zu euch zurück. Ihr seid noch so jung an Jahren und eine Welt ist für euch zerbrochen. Noch wisst ihr nicht so recht, wohin mit dem Scherbenhaufen. Aber ihr habt erfahren, dass der Rest der Welt stehen geblieben ist. Er ist noch da.
Ab und an huscht euch auch schon wieder ein Lächeln über die Lippen. Ihr habt euch auf den Weg durch eure Trauer gemacht…
…und JA, i geah mit aufn Friedhof.
Unser Energiebündel und fröhlicher Wirbelwind ist nun acht geworden! Wie es bei uns Tradition ist, hat es den ganzen Tag über Lieblingsspeisen für alle gegeben. Emma durfte sogar noch extra eine Runde draussen drehen, Maxi hat sie dabei begleitet und den Tag mit einem seiner Überraschungsangriffe gewürdigt!
Am Abend haben wir dann zu Cipollinos Ehren ein großes Festessen für uns gemacht! Der Basilikum ist frisch aus unserer “Orangerie”, der Rotwein aus Orvieto durfte natürlich nicht fehlen!
Wir haben uns ein Herz gefasst und Cipollino gut sterben lassen. In großer Ruhe hat unser Maestro Hans noch einmal ganz genau hingeschaut und ihn mit großem Feingefühl begleitet.
Dann haben wir auf unserem Blog die letzten Jahre mit Cipollino Revue passieren lassen und mit vielen Achs! und Mei!s sind Erzählungen aus 19 Jahren Leben wieder aufgetaucht. Eine Geschichte ergab die andere und nicht selten haben wir herzhaft gelacht — so viele Erlebnisse!
Nachdem wir die Seele bei uns ausgeistern haben lassen, war klar, dass sein Ruheplatzl unter der Lockenweide (eine so gute Beschützerin) sein wird — neben Marylin, auch so ein schneidiges Wesen!
Cipollino und ich haben uns in den letzten Wochen die Küchenecke geteilt, von seinem Futterplatz konnte er immer sehen, was gerade brutzelte, am Boden hat er mich immer verfolgt, damit ich ihn ja nicht vergesse: Essen war die Leidenschaft, die uns beide verbunden hat. Deshalb hat er nun etwas ganz besonderes mit auf die Reise bekommen: die einzige Dose Kaviar ihrer Russlandreise hat Angelika ihm mitgegeben!
Der Zufall wollte es, dass Eva uns von ihrer Amsterdam-Reise Tulpenzwiebeln mitgebracht hat. In der Farbe des Himmels einer italienischen Sommernacht! Wir haben sie auf sein Grabl gesetzt — sie werden uns anzeigen, wenn es wieder Frühling wird!!
jetzt habe ich mir deinen blog noch einmal durchgelesen, wir waren eine deiner Abonnenten und so im Nachhinein liest sich vieles noch einmal anders.
Deine Bilder auf instagramm noch einmal angeschaut und mich für diese hier entschieden. Die gefallen mir besonders gut.
Und beim Essen haben wir beide uns wohl getroffen.
Nein, nicht nur dort.
Mei Lisa, du warst so ein herzlicher und lebensfroher Mensch, man nennt es wohl ein sonniges Gemüt- im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe dich nur freundlich und strahlend erlebt.
Und du hattest immer etwas zu sagen, egal ob du die Runde begonnen hast, oder so als Sahnehäubchen am Ende.
Dein Platz ist jetzt leer.
Sehr leer.
Und er wird leer bleiben.
Für immer.
Mein Kopf weiß es, aber ich kann es weder fassen, noch begreifen. Du wirst uns fehlen.
Sehr sogar.
MIR werden deine Anregungen in deinem blog fehlen und deine Wahlstrategien. Und dein Lächeln und deine strahlenden Augen.
Gut, dass du noch am Technikerball warst, obwohl du am nächsten Tag arbeiten musstest.
hat diesen Sonntag eröffnet. Gedichte zu den Themen Gelassenheit, Gleichmut, innere Ruhe. Die hier haben mir besonders gefallen.
Am besten nachhören, seine Stimme macht Balsam aus den Worten.
Ein Satz in einer Mail- DANKE CLAUDIA- war es, der ein wahres Feuer der Erinnerungen in mir wach gerufen hat und so ganz nebenbei den fehlenden Mosaikstein der Erkenntnis gebracht hat. Wie Schuppen ist es mir von den Augen gefallen.
Die Treppe rauf zu meinem Lebensregal und eins, zwei, drei,…. da lagen all die Bücher und mit Ihnen all die Erinnerungen.
Teresa von Avila und Juan de la Cruz( da mag ich den spanischen Namen lieber).
Zwei Biografien, die mir wieder einmal aufgezeigt haben, dass es Menschen gibt, die das Leben so sehr lieben, dass sie bereit waren 1000 Tode zu sterben- im wahrsten Sinne des Wortes.
Und ihre Leben kreisten um Gott.
Diesen uralten Turm.
Gottverbunden- so heißt diese Darstellung.
ist dieses Gärkörbchen gedacht, ein “Simperl”, wo der Teig noch einmal “ruaseln” darf, bevor er in den Ofen kommt. Einmal mit dem Emmer und Hartweizen und Pasta Madre, ein andermal dem Sauerteig vom Roggenbrot , nicht ganz stilecht, aber auch nett!
gibts weltweit (mit strengen Regeln für diese Bezeichnung). Vier davon haben schon den Weg in die Klockerei gefunden, das Quadrupel ist unser aktueller Favorit: das kleine Bier zum Tagesabschluss, zum Feiern des Gelungenen, zum Auslassen und Einstimmen: auf den Schlaf!
Es gibt noch (mindestens) eine Bäckerei, die die Faschingskrapfen ernst nimmt: es gibt sie nur im Fasching, sonst nie. Als ob das nicht Grund genug wäre, die Vorfreude darauf zu genießen, sind sie auch noch ganz und gar nach allen Regeln der Kunst zubereitet.
Da ist jeder Bissen ein Genuss, die Marillenmarmelade schon fast zuviel des Guten! Wir brauchen da immer gleich eine ganze Lage (oder ein paar halbe Meter) weil die fanatischsten Faschings-Feierer bei uns sind Kater, Hennen und Hunde — ganz narrisch werden sie, wenn sie Faschingskrapfen auch nur riechen!