Donata, unsere Wirtin im wunderbaren L’oca mannara, und ihre Tochter Blu verabschiedeten sich herzlich von uns, wir bekamen als Geschenk von Blu noch Freundschaftsbänder – in der gleichen Farbe! Das Wetter war wieder herrlich, wir genossen jeden Meter und fuhren recht langsam den See entlang bis wir nach Omegna Richtung Lago Maggiore abbogen. Wieder hatten wir den dieses Mal letzten italienischen Ort im Visier – Cannobio – wo wir in der Sonne noch eine letzte Pause machen wollten. Und diesesmal lief alles wie geplant: die Sonne war herrlich warm, wir fanden gleich einen feinen Platz und das winzige Lokal hatte ein „Poretti 5“ – wunderbar.
Erst bei näherem Hinsehen entdeckten wir das schöne Symbol am Flaschenhals und erst zuhause konnte ich nachschlagen, was es denn damit auf sich hat: eine Initiative, gegründet 2013, mit dem Ziel, Italiens wichtigste Stärke – die in der Wichtigkeit von und dem Talent für Schönheit (in der Tradition der Renaissance) – gesehen wird. Daher der Name. Auf den zugehörigen Webseiten wird das ausführlich erläutert. Da findet sich wirklich viel, was diese Idee stützt. Natürlich soll diese (Eigen-)besinnung auf diese Stärke auch dazu führen, dass es mit Italien aufwärts geht. Einen prominenten Namen hab ich mir gemerkt: Die Ernesto Illy Foundation ist Unterstützer, Andrea Illy Gründungsmitglied.
Das Logo selbst ist offenbar auch aus einer Ideensammlung entstanden: es ist schön und hier anzusehen.
Dass eine der Stärken Italiens Schönheit ist, daran besteht für uns kein Zweifel. Aber man denke nur an all die anderen: der Reichtum des Landes an herrlicher Natur, der Reichtum der herzlichen Menschen, die vielen wunderbaren Lebensmittel, die Sonne…
Archiv für den Tag: 7. April 2016
(Kein) Reis aus Piemont und ein Essen in Varallo Sesia
Der Ostermontag begann wolkenverhangen und mit dem Gebimmel der Schafe und Ziegen, die an unserem Haus vorbeizogen. Kurz danach hörte man den Bauern, der mit seinem Traktor das Nachbarfeld bearbeitete, laut und fröhlich singen – es klang wie ein italienisches Volkslied, er war wirklich gut! Aber wir mussten los, ein großer Plan wartete auf uns, im letzten Moment noch um einen Abstecher zu Rovasenda inmitten von Reisfeldern erweitert – dort wollten wir Reis kaufen, den besten, einen aus dem Piemont. Der Wetterbericht versprach im Lauf des Tages entscheidende Besserung, sodass die Fahrt von Varallo über den Pass bereits malerisch werden sollte, der Besuch der Madonna del Sasso mit äußerster Aussicht über den Ortasee einer der Höhepunkte. Als Abschluss Heimweg über den Fabriksverkauf von Alessi in Omegna. Bei dieser Liste hat der (Wetter-)Gott vermutlich bereits das fünfte Mal gelächelt: über unsere Pläne…
Rovasenda erwies sich als praktisch menschenleer, ein alter Mann lächelte kurz aus einem Fenster, die Straßen waren ohne Menschen, alle Geschäfte geschlossen – eine Geisterstadt. Wir fuhren ein Stück zurück – am Weg, der von vielen, vielen Reisfeldern gesäumt war, hatten wir einen Hof mit einem Schild “Riso” gesehen. Wir läuteten. Keine Reaktion, keine Menschen oder Tiere. Uns beschlich gar nicht so langsam das Gefühl, dass Ostermontag vielleicht kein so guter Tag für sowas sei. Etwas weiter trafen wir Menschen – junge Männer, die gerade mit einer großen Privatgrillerei begonnen hatten. Reis? Nein, sie wüssten nicht, wo. Vielleicht im nächsten Ort. Aber eine Party hätten sie hier…
Auf dem Weg zum nächsten Ort, der Himmel war für eine Wetterbesserung eigentlich schon wieder recht dunkel, ein Schild und ein vielversprechender Hof: neben dem Haus lagen Reissäcke, die Tür hatte etliche Plaketten und Auszeichnungen zu bieten und ein kleines, sehr kleines handgeschriebenes Schild: “oggi chiuso”. Kurz liebäugelten wir mit dem Austausch eines Reissacks gegen einen hinterlegten Schein. Aber nein: das Schicksal war uns dieses Mal einfach nicht (Reis-)gnädig. Wir führen zurück auf unsere Route Richtung Varallo.
Das Sesia-Tal ist beeindruckend breit am Anfang und wirst erst langsam immer enger. Sehr bald waren wir in Varallo angelangt, es hatte inzwischen angefangen zu regnen.
Also: wir gehen Essen! Das beeindruckendste Lokal hatte geschlossen, die Pizzeria Le Sphinge, die wir als nächstes fanden, war aber sehr speziell (und gut) – wir erholten uns, wärmten uns auf und genossen das herrliche Essen. Ein Grappa am Ende durfte nicht fehlen!
Von schönen und alten Künsten
Varallo ist voll von schönen, alten und stilvoll renovierten Häusern. Der Ort ist sehr stolz auf seine Geschichte und lebt das auch im Fortführen einiger alter Handwerke.
Zwei Produkte haben auch den Weg in die Klockerei gefunden. Als Urenkel einer PATSCHENMACHERIN konnte ich nicht widerstehen ein Paar SCAPIN VALSESIANO mitzunehmen. Jetzt schreitet Hermann manchmal wie Don Pasquale durchs Haus.
Puncetto heißt das zweite Handwerk, das in diesem Ort immer noch praktiziert wird. Ich habe das vorher noch nie gehört oder gesehen. Inzwischen weiß ich, dass das in einigen Ländern eine lange Tradition hat. Ich war beeindruckt als ich mir auf Anraten der älteren Dame im Geschäft diese Technik in einem Video anschaute. Nur mit einer spitzen Stopfnadel wird in den Faden Knoten für Knoten gewickelt. Auf diese Art und Weise knoten sie Vorhänge und Taufkleider, Spitzen und Borten. Ich habe mich für diese Ohrringe entschieden. Der Aufwand ist mir gerade noch vorstellbar. Die Jungen lernen es immer noch von den Alten und- so die Aussage der Dame im Geschäft- am besten gefällt ihr, wenn die Frauen aus Marokko mit den Frauen aus Varallo ihre Knotenkünste austauschen.
Diese Tafel an einem der renovierten Häuser hat mein Herz zum Lachen und zum Schmelzen gebracht. Auch so eine Darstellung habe ich noch nie gesehen.
Varallo im Valsesia
Am Ostermontag wollten wir der gegenüberliegenden Seeseite einen Besuch abstatten. Von kurvigen Passstraßen und beeindruckender Aussicht war die Rede. Die Fahrt hatte einen Hauch von AUßER UNS IST NIEMAND AUF DER WELT und den Ausblick auf den See hatten wir dann zumindest am Ufer wieder.
Davon unbeeindruckt haben wir Varallo, das für seinen historischen Stadtkern und den ältesten der Sacro Monte bekannt ist erkundet. Wenige der Geschäfte hatten geöffnet, aber eines ist mir schon bei unserem ersten Rundgang aufgefallen. Da ich weiß, wie sehr Hermann gute Salami schätzt, zögerte ich nicht lange und erstand mit Hilfe des sehr netten Verkäufers ein weiteres Gustostückerl für unsere Vorratskammer. Dass ich dabei auch Kostproben aus der Metzgerei für die wartenden Hunde und weitere Kostproben für den wartenden Gemahl vor der Türe bekam gehört bei diesem Herrn anscheinend zum Service dazu.
Gesehen haben wir ob des Wetters nicht allzu viel, dafür umso mehr gekostet und probiert.