Warum mir Italien so gut tut (Teil 2)

Vor langer Zeit, ich war noch recht jung, war mir völlig unverständlich, wieso in Italien Brot zu jedem Essen auf den Tisch gehören sollte. Mein Schwager bat darum, wenn es einmal nicht da war. Das passt doch gar nicht überall, etwa zu Nudeln? Ich Banause!
Heute steht es bei uns bei fast jedem Essen dabei. Für die vielen einfachen italienischen Gerichte, die fast nur aus der gekochten Zutat — wie etwa Roveja-Linsen — bestehen, ist Brot eine feine Einlage. Am meisten aber schätze ich es am Ende einer Mahlzeit: wenn von der Sauce noch etwas im Teller ist, wird dieser Rest auch noch mit ein paar Stücken Brot genüsslich gewürdigt. Das drückt eine Wertschätzung aus, die jeder Zutat und ihrem Zusammenwirken in dieser Mahlzeit entgegengebracht wird, Achtung all der Sorgfalt und der Liebe, die in der Zubereitung steckt, und nicht zuletzt Dankbarkeit, solche Stunden erleben zu können. Diese Hochachtung spüre ich in Italien immer wieder, von der Grundhaltung bis in kleinste Details.

Bei unserem letzten Besuch in San Galgano musste ich warten, die Frau vor mir trank einen Espresso. Dazu bestellte sie ein (!) Keks, das nicht nur einen beachtlichen Euro kostete (es war klein!), sondern auch liebevoll auf einem Tellerchen serviert wurde und mit Genuss in mehreren kleinen Bissen verzehrt wurde. In einer italienischen Bar bekommt man zu einem Glas Wein fast immer stuzzichini, sehr kleine Häppchen, oft so gut, dass man sich so durch den Tag kosten könnte.

Die Speisenfolge in einem klassischen italienischen Menü zeigt diese Würdigung ebenso: von den Antipasti — oft nur ein paar wenige kleine Kostproben erlesenster Speisen, über die primi piatti (für uns schon oft ein vollwertiges Essen) dann bei den secondi einem Stück Fleisch oder Fisch alleine einen Gang einzuräumen und es dadurch in seinem Wert auch besonders herauszustellen, finde ich sehr angemessen.

Aus all diesen Gründen fühlt sich beim Essen in Italien auch die Seele wohl — und da hab ich noch kein Wort darüber verloren, wie unglaublich gut die italienische Küche ist. Aber das weiß eh jeder.

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