Meinen eigenen Unkenrufen zum Trotz

haben die 10 Blüten, die den Frost im Mai diesen Jahres überlebt haben, Früchte hervorgebracht. Große, schöne Früchte.

Die erste Quitte hat sich auch schon vom Baum gelöst. Passend zur Lieferung dieses Buches. Jene Pasta Madre, die wir mit einer unserer Quitten hergestellt haben, hat überlebt und ist seither Triebkraft und Geschmacksverstärker in allen Broten der Klockerei. Mit diesem Büchlein tut sich, wie hinter so vielem, ein neues Universum auf. So viel steht fest: die heurigen Quitten haben einen besonderen Wert und auf all die neuen Brotvarianten und Kreationen kann ich mich jetzt schon freuen.

Mieze Schindler vom Stekovics auf Holzofenbrot mit Pasta Madre (Sauerteig)

Letzten Sommer waren im Burgenland beim Stekovics, bei dem es nicht nur Tomaten gibt sondern auch Erdbeeren: die beste von allen — Mieze Schindler. Gehortet haben wir das viel zu kleine Glas, wie immer, aber heute war einfach so ein besonderer Tag, zu dem man jeden machen sollte, wenns grad irgendwie geht.

Ich hatte gerade wieder frisches Roggenbrot gebacken, dieses Mal mit Pasta Madre statt Dinkel — und es ist einfach rasend gut geworden. Womit nun noch essen (nach der ersten Verkostung ohne und dann mit Butter?). Einen Hinweis haben wir gerade vor einigen Tagen bekommen, als Angelika aus ihrem 20 Jahre alten Janosch-Büchlein „Wörterbuch der Lebenskunst(-griffe)“ das Stichwort „Essen“ aufschlug:

Das Essen gilt mehr der Seele als dem Leib. Es gibt wenig auf der Welt, das so schmeckt wie ein Stück Krajanka mit frischem Brot und einem Budweiser. Das ist die ewige Seligkeit. Brot, eine Wurst, ein gutes Bier: mehr muss das Leben nicht hergeben.

Besser kann mans nicht sagen. Außer: statt (oder nach) der Wurst ist eine Mieze Schindler mindestens ebenbürtig. Es gibt halt mehrere Wege zur Seligkeit. Aber das Bier darf bleiben, es passt in beiden Fällen!

Brote im Topf/Töpfchen (mit Pasta madre)

Mit der Pasta madre hat man ja alle paar (fünf sagt die Anweisung) Tage den Anlass etwas zu backen. Also noch einmal, diesesmal die Töpfe variiert: ganz kleine mit einem Salzstangerlteig (wird berichtet sobald er so gelingt wie ich möchte). Und noch einmal das Weißbrot. Naja. Ich hab meine eigene Regel missachtet: der FERTIGE Teig will auch noch einmal gehen, es genügt nicht, die Pasta Madre in (sehr gutem) Zustand beizumischen. Daher immer noch nicht so aufgegangen wie ich gerne möchte. Geschmacklich allerdings sensationell! Noch immer will ich ohne Zusatzhefe auskommen. Also: die Idee war gut, das Ergebnis noch immer nicht zufriedenstellend. Dabei hätt ich’s eh gewusst.

Heilmittel und Wunderwaffe

Über das Brotbier der Firma Mölk/M-Preis habe ich schon berichtet. Jetzt gibt es von diesem Tiroler Traditionsbetrieb auch HERR FRIEDRICH. Gin, der aus altem Brot und nach alter Rezeptur hergestellt wird. Altes Brot zu vermeiden – es muss nicht immer alles zu jederzeit geben – erschiene mir sinnvoller, aber immerhin wird das alte Brot wiederverwertet und nicht weggeworfen.

Der Loza ist ein Selberbrennter aus Kroatien. Ein Grappa, der jedes Jahr anders schmeckt – so hat Sead dieses Geschenk beschrieben. Ich habe nachgelesen, wollte ich doch die genaue Wortbedeutung wissen. Dabei bin ich auf eine sehr treffende und nette Beschreibung dieses Getränks gestoßen: Das As im Ärmel, Heilmittel und Wunderwaffe gegen alles Schlechte.

Pasta Madre (Sauerteig) – das erste Brot

Jetzt endlich ist es da, unser erstes Brot! Mit einem Teil unserer Mutterhefe — die aus den Schlehen war eindeutig aktiv(er) — der noch dreimal gefüttert werden wollte, war ich in der Früh bereit, um mit den Zutaten für das Brot zu beginnen. Auch hier hieß es wieder: kneten (händisch), rasten, kneten, rasten, falten, rasten usw. Fast ganz hab ich mich ans Rezept gehalten, dann war Schluss – um vier Nachmittag hab ich den Ofen angeheizt und statt des “Bräters” aus dem Rezept war eine Tadjine zu finden (in den Tiefen des Depots). Schon nach einer halben Stunde durfte man den Deckel lüften und die Kruste fertigbacken. Dann, so die Vorschrift – mindestens zwei Stunden warten. Das genaue Rezept kommt noch, ich probiers nächste Woche noch einmal mit kleinen Änderungen – u.a. will ich weniger Salz drin haben.

Aber: das Brot schmeckt unwiderstehlich, es ist für sich alleine schon so gut, dass man gar nichts zusätzliches mag: die leichte Säure und fruchtige Anklänge ergeben einen betörend-magischen Geschmack. Da versteht man, warum die Italiener zu allem Brot dazu essen wollen. Hier braucht es gar kein dazu.

 

Jetzt wirds ernst

UNSERE Pasta madre wird das erste Mal ausprobiert.

Pasta madre

Seit vielen Jahren wird das Brot in der Klockerei von Hermann gebacken. Über Tage liegt zuerst dieser säuerliche und dann der brotige Duft in der Luft. Wohl einer der heimeligsten Gerüche, die es gibt. Wer dem Haus- und Hofbäcker dabei zuschaut, erkennt recht schnell seine Leidenschaft für das Backen und wenn er jedem Laib den Brotstempel aufdrückt, liegt ein Hauch von heilig und Ehrfurcht in der Luft.
Angeregt von Nico und Claudio kultiviert er seine Backkunst jetzt zu neuen Höhen. Eine hofeigene Pasta madre/Mutterhefe wird hergestellt.

Pfingstbrot

Es ergab sich so und es fühlte sich auch richtig an: am Pfingstsonntag waren alle Teige backfertig: der Sauerteigansatz für das Roggenbrot und der Teig für das Weißbrot und das weiße Vollkornbrot über Nacht gereift, das neue Maisbrot auch schon angesetzt – also nur mehr backen. Nur mehr heißt aber, nachdem der Stein im Backofen vorgeheizt ist (etwa eine Stunde) für jede Partie eine halbe bis Dreiviertel Stunde dabeisitzen. Nach unserer Mittagspause mit einem Ausflug an den Hopfensee und den Besuch des dortigen Kunsthandwerksmarkts ging es weiter und am Abend um 10 war dann endlich alles fertig: etwa die Hälfte wurde sofort eingefroren, die andere konnte noch über Nacht auskühlen und wurde in der Früh verpackt und eingefroren: je schneller es in den Gefrierschrank kommt – ruhig noch lauwarm – desto frischer schmeckt es dann beim Auftauen. Fazit: 8 kg Mehle, 7 Päckchen Frischhefe, 11 kg fertiges Brot, 1½ Stunden Aufräumen. Und wieder Brot für ein paar Wochen, vor allem aber für den Besuch, der uns übernächste Woche geschenkt wird!

Kastanienmehl Nummer 2

Ein Brotrezept so ganz nach meinem Geschmack habe ich auf der Suche nach 6- Mehlsorten – gehören- verwertet gefunden. Diesmal habe ich das farro integrale mit dem Kastanienmehl gemischt. Dieses Volldinkelmehl aus der Nähe von Orvieto war die perfekte Ergänzung zu den Hanfsamen aus dem Waldviertel und den Walnüssen aus Osttirol. Was ich ganz besonders mag, einfach alles mischen, in eine Form geben, gehen lassen und backen.

Ein sehr ASIGES Scheibenbrot mit kernigem Geschmack ist entstanden. Meine persönliche Empfehlung: nur Butter drauf.

Regelmäßig werden unsere Obstkisten, gerade gegen Ende des Winters kontrolliert. Da gab es einige Quitten und Äpfel mit Faulstellen. Gerade soviel ist übrig geblieben, dass sich ein paar Gläser Gelee ergeben haben.

Kochnotizen: Pizza (und Brot für zwei Wochen)

Schon einige Male hatte ich geglaubt, den idealen Pizzateig gefunden zu haben. Teilweise mit exotischen Zutaten wie Weißbier.
Nachdem die Pizza gestern – überraschenderweise, nämlich mit meinem Brotteig – nahezu perfekt gelungen ist, hier das (einfache) Rezept (für meine Brotmenge):

0,8 kg Dinkelmehl, 1,2 kg (Rieper) „00“ Universale, 0,2 kg (Caputo) Hartweizengrieß, 2 Würfel (80g) Frischhefe, 1,6l Wasser, 4EL Öl (Olivenöl), 2 TL Zucker, 1/2 TL Salz. Diesen Teig gut durchkneten. Dann am kühlsten Ort (unser Lagerraum, etwa 8°) einen ganzen Tag lang gehen lassen und dabei einige Male zusammenschlagen. Ich hab den Teig in der Frühe gemacht und am Abend gab’s Pizza – und vom Rest Brot!

Den Pizzastein auf 230° eine Stunde vorheizen, dann den ausgetriebenen Teig (ich walze den letzten Rest immer auf dem Stein direkt) auf den Stein und mit den Pizzazutaten belegen. Braucht schon 10 Minuten, aber ist unvergleichlich knusprig auf der Unterseite und brotig-hefig im Teig.

Aus dem Rest aus den inzwischen gerasteten Teigstücken (orangengroß oder Salzstangerl-förmig) Brote backen: dabei beim Einschießen mit Wasser besprühen, bis sie ganz nass sind. Wird saftig und vor allem mit herrlicher Kruste.

Anmerkungen: 1. Ich verwende meine Brotbackmaschine inzwischen nur mehr zum Kneten – das geht in zwei Ladungen. 2. Die geringe Menge Salz ergibt „italienisches“ Weißbrot, also ideal für salzige Beläge. Mit etwas Olivenöl darf man dazusalzen. 3. Diese Menge Teig hat in einem großen Weitling gut Platz! 4. Mein Pizzastein ist ein Marmor-Terrassenstein aus dem Baumarkt, 3cm dick. 5. Das Brot sollte möglichst noch lauwarm eingefroren werden, dann ist es beim Auftauen wie frisch aus dem Backofen.

Gaudete

heißt der dritte Sonntag im Advent. Freut euch im Herrn zu jeder Zeit…. so beginnt die Tageslesung.
Früher hat man aus diesem Grund am Adventkranz eine Kerze in einer anderen Farbe genommen. Der Gaudetesonntag, der Tag der Freude. Im Sinnieren über diesen Tag, den wir heuer schon von Anbeginn an als einen ganz besonderen erwartet haben, ist mir aufgefallen, dass dieses lateinische Wort auch im Dialekt verwendet wird. Eine Gaudi machen, eine Gaude haben…Gaudete- freut euch!

Ich freue mich über jeden Abdruck, den unser Brotstempel in Hermanns herrlichen Brotlaiben hinterlässt. Das bedeutet ganz oft, dass viele Menschen ins Haus kommen.

Über die Nachricht, die mich an diesem Tag erreicht hat.

Über den überraschenden und unerwarteten Besuch.

Über “Das ist für Dich” beim Paktl überreichen.

Über die herrliche Ruhe, die die drei Kerzen über unseren Feierabend legen.

Erster Sonntag im Advent 2015

Er war sehr stimmungsvoll und sehr ruhig, mit netten Begegnungen und guten Gedanken und liebevollen Worten. Nein, wir waren nicht im TIAN essen, Hermann ist der Künstler der Brote- und Könner am Klavier.

Wenn es nach mir ginge

Jedesmal, wenn Hermann Brot bäckt, ist mir danach, die Ergebnisse mit der Kamera festzuhalten. Es ist für mich jedes Mal der Ausdruck reiner Lebenskraft. Jedes Mal schaut es anders aus, riecht es anders und schmeckt jedes Mal noch besser. In letzter Zeit experimentiert er mit Waldviertler Staudenroggen, Emmer und Einkorn. Ein Hochgenuss, allein ob der Geschmacksvielfalt. Urkorn bleibt einfach Urkorn. Der Brotstempel als krönender, ritueller, segnender Abschluss darf nicht fehlen. Ich bin jedes Mal aufs Neue dankbar, derartiges Brot essen zu dürfen. Unseren Gästen scheint es ähnlich zu ergehen. Der Brotkorb ist meist recht schnell leer.

Küchenkräuter

Brotklee, Schwarzkümmel und Koriander reifen vor sich hin. Ich freue mich jetzt schon wieder darauf, wenn beim Flocken dieser Gewürze Duftwolken durchs Haus ziehen… und erst der Geschmack des Brotes….

Mit den Jahren

ist es zum Alltag geworden, dass Hermann das Brot selber macht. Dennoch ist es für mich immer wieder ein beinahe heiliger Moment, wenn sie dann ganz frisch aus dem Ofen kommen und den ganzen Raum in eine Geruchswolke tauchen. Immer wieder in einer anderen Form, mit Ritzen oder dem Brotstempel versehen, führt es mich jedes Mal aufs Neue in knusprige Versuchung.