Kaspressknödel, Semmelknödel, Pilzknödel

Vor kurzem standen wir wieder vor der Herausforderung: was serviert man als typisch tirolerische Speise? Und dann auch noch vegetarisch, wenn’s geht (was leicht ist, Fleisch war ja eh nur Festtagskost). Also, Knödel. Also Kaspressknödel.

Knödel machen wir immer in großen Mengen – was halt der Weitling noch schafft, das ist bei uns etwa 1kg Knödelbrot (halb Weißbrot, halb Dinkel von der Bäckerei). Sie können fein eingefroren werden und mit einem Salat und/oder einer Suppe ergibt das ein perfektes Essen.
Da die Grundrezepte doch recht ähnlich sind, mache ich immer dieselbe Grundmasse (das sind dann Semmelknödel) und ergänze einen Teil mit Käse, einen anderen mit Pilzen. Das Rezept ist recht großzügig, schmeckt aber auch gut. Im Gegensatz zu manchen Rezepten verwende ich nach wie vor (wie von meiner Mutter gelernt) Mehl, um der Masse eine Grundbindung zu geben.

Also: etwa 1 kg Knödelbrot mit drei Zwiebeln in gut 1/4 kg Butter angeschwitzt, einem großen Bund Petersilie (die gibt’s beim Türken unübertroffen gut und groß), feingehackt, mischen und am Ende großzügig mit Mehl stauben: wohl etwa 1/4 kg geht da rein. Dann die flüssige Mischung aus etwa 1/3 l Milch, 12 Eiern, Salz, Pfeffer und etwas Majoran,  während man die Masse gut durchmischt, eingießen und gut vermengen. Am Ende mit der Hand durcharbeiten (die Würfel sollen schon noch innen ganz bleiben). In den jeweiligen Anteil Käse (1/2 kg für 1 kg Knödelbrot) oder Pilze einarbeiten und dann etwa 1/2 Stunde rasten lassen.

Alle Knödel werden mit der Hand, die man immer wieder in lauwarmes Wasser taucht, geformt, gedrückt und gerollt, die Pressknödel flach gedrückt wie für ein Laibchen. Die Kaspressknödel werden danach in der Pfanne in Butter/Olivenöl-Mischung gebraten, dabei immer wieder gewendet und gepresst, die Pilzknödel aussen rundherum kurz angebraten. Die Semmelknödel bleiben.

Für das Einfrieren einzeln vorgefrieren und dann portionsweise einsackeln.

Für das Essen werden alle Knödel in Suppe gekocht. Wir verwenden immer gerne eine gute Gemüsebrühe. Für den Salat schmecken am besten einfach angemachte Salate, also nur mit Essig, Salz und Öl. Ein Kopfsalat schmeckt gut, Endivien sehr gut und am besten Endivien mit Kartoffeln.

Traditionell wird der erste Knödel mit Suppe, der zweite mit Salat gegessen. Dann wieder von vorne…

PS: Wie groß ein solcher Knödel ist, hängt ein bisschen von den Händen ab. Obwohl ich mich sehr bemühe, möglichst kleine zu machen (damit man auch noch einen dritten packt 🙂 ) sind die dann doch schon recht groß.

Tarpl, Wirler, Riebler – Erdäpfelschmarrn

Das ist eins der Gerichte aus Angelikas Aufwachsen, das ich überhaupt nicht kenne, auch nicht unter einem anderen (seltsamen) Namen. Wenn sie an dieses Gericht denkt, kommt sie ins Schwärmen und zwar gscheit.
Also hab ich einen zweiten Anlauf genommen, vor Jahren hab ich schon einmal probiert, das war was ganz anderes.

Und wie bei vielem liegt auch hier der Engel im Detail: wenn alles zusammenpasst – die Kartoffeln, der Mais, die Butter, wie man’s röstet – dann ist das etwas ganz Besonderes, sehr, sehr gut und eben was ganz neues.

Also: etwa 200g Kartoffeln pro Person (ich hab rote genommen, die sind recht festkochend aber nicht speckig) kochen und auskühlen lassen (am besten am Vortag und über Nacht!), dann wie für ein Püree zerstampfen und vor dem Braten in der Pfanne mit rohem Maisgries (da haben wir einen herrlichen) überstreuen und vorsichtig untermischen, sodass noch kleine Klümpchen übrigbleiben, die rundherum Maisgries haben – nicht so dicht wie beim Panieren aber von der Idee her ähnlich. Dann in einer Pfanne (am besten portionsweise) anbraten lassen, wenden und dann erst zerteilen und noch ein bisschen rösten: wie man halt einen Schmarren macht. Nicht zu trocken werden lassen, salzig (mit Salz und Pfeffer, vielleicht sogar ein bisschen Käse) oder süß (mit einem Kompott – wir haben unsere Quitte genossen) servieren.

Beim ersten Mal – und so liest man’s auch wenn man danach sucht – hab ich Mehl statt Maisgries verwendet, das ist schon in Ordnung; und viel zu viel geröstet, das waren nur mehr kleine dunkelbraune Körndln. Diese Variante ist pfiffiger und bringt auch geschmacklich noch was dazu. Wärmste Empfehlung!

Angeblich früher ein verbreitetes Frühstück – auch zum Kaffee. Kann ich mir sehr gut vorstellen!

PS: Den bis jetzt besten hab ich hier beschrieben.

Aspik aus Rindsuppe mit Gemüse und Ei

Hier nun die versprochene Nachmeldung: der Aspik aus dem Gemüse aus der Rindsuppe ist fantastisch geworden: das Suppengelee ergibt ein weiches Bett, in dem die Gemüse mit all ihren feinen Aromen so richtig zur Geltung kommen. Während ein guter Teil des Gemüses heiß in der Suppe (mit Nudeln und evtl. ausgelöstem Fleisch) gegessen wurde, hab ich mit dem Rest, feingeschnitten diese Sulz probiert – das mach ich in Zukunft immer so, denn die Zubereitung ist lächerlich einfach:
Auf 1 kg Gemüse kommen etwa 1/2 l Suppe, diese mit 18 Blatt Gelatine (= 3 Briefchen) und einem tüchtigen Schuss Essig aufkochen. Das Gemüse fein schneiden, ein paar Essiggurken dazu, in die Form(en) geben, mit der Suppe aufgießen ein paar hartgekochte Eier (je nach Größe der Formen) versenken. Über Nacht kalt stellen, dann stürzen, mit Essig und Öl und etwas Zwiebel anrichten!

Natürlich hätte man auch etwas Fleisch dazugeben können – beim nächsten Mal. Oder umgekehrt eben nur eine Gemüsesuppe. Auf jeden Fall aber werd ich das nächste Mal mit Agar-Agar probieren, das ist mir einfach sympathischer!

Rindsuppe nach dem “Wiener Küche”-Kochbuch vom Plachutta

Für mich als Tiroler klingt der Name Plachutta wie Sacher – beide sind verbunden mit besonderen, legendären und einzigartigen Speisen. Beim Plachutta waren wir letztes Jahr und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht – Rindsuppe mit Fleisch und Gemüse, es war ein Fest (übrigens gibt’s auch beim Fischer am See eine legendäre Rindsuppe mit Markscheibe, aber das ist eine andere Geschichte).
Durch unser hauptsächlich vegetarisches Leben war das aber kein Thema mehr für’s eigene Kochen – blieb halt die Ausnahme auswärts: da wird immer gekostet, was es alles gibt. Aber dann bekamen wir ein besonders Stück Rindfleisch mit einem kleinen Packtl Suppenfleisch – halb Fleisch, halb Knochen. Auf der Hanauer Hütte das ganze Jahr, besonders gut gehaltene Tiere. Es gehört andererseits dazu, dass man, wenn schon Fleisch verkocht wird, das mit besonderer Ehrfurcht und Sorgfalt macht. Also wollte ich, in Erinnerung an den Besuch in Wien, eine Suppe kochen und das Plachutta-Kochbuch „Wiener Küche“ kam gerade recht – ich hab’s  von der Bibliothek (Wien! Onleihe) ausleihen können. Ich hab mir weiß Gott was für ein Brimborium erwartet, Küche auf Hauben-Niveau mit entsprechend komplizierten Verfahren – und absolut das Gegenteil ist der Fall: dieses Kochbuch präsentiert österreichische=Wiener Küche auf eine bodenständige und hausmännische Art, dass es einfachst ist, das nachzukochen. Und trotzdem sind die Ergebnisse sensationell! Keine außergewöhnlichen Zutaten, keine komplizierten Verfahren – genau so, wie ich eh schon koche aber eben ausgetüftelte Kombinationen. Daher hier vereinfacht wiedergegeben (und das Buch jedem empfohlen!):
Man braucht etwa 3/4 kg Rindfleisch und Knochen (insgesamt; zu gleichen Teilen) – zuerst werden die Knochen in 2 1/2 l kaltem Wasser zum Kochen gebracht, dann kommt das Fleisch, 10 Pfefferkörner und 1 halbierte Zwiebel, in der beschichteten Pfanne beherzt auf der Schnittfläche geschwärzt (Reim!) dazu. Das ganze etwa 2 Stunden kochen, dann erst Suppengrün vielleicht mit etwas Liebstöckel dazu, 20 Minuten mitkochen – das Gemüse bleibt dabei herrlich genießbar. Mit getrockneter Gemüsebrühe (ich nehm die fertige vom Wiberg) evtl. nachwürzen oder verlängern – die Suppe ist sehr intensiv.
Das Ergebnis ist nicht nur die Suppe sondern man hat natürlich auch das Rindfleisch und die Gemüsestücke – alles zusammen lässt sich mit ein paar Suppennudeln zu einem herrlichen Suppentopf kombinieren (der Rest vom Ausfuzzeln freut Hund und Katz und sogar Henn!); heute hab ich die Suppe noch einmal gekocht und mich mit den Beilagen an einem Aspik versucht – ich bin war gespannt! Ergebnis hier!

Zwiebelsuppe aus Umbrien

habe ich schon einmal gekocht, und dieses Mal war es für Silvester: ein Rückblick – und vielleicht auch ein Blick in die Zukunft.

Das Rezept ist wirklich simpel – aber die Feinheit kommt zum Schluss – und ändert noch einmal alles. Zuerst 100g Pancetta (Bauchspeck) auslassen, dann 2 EL Butter/2 EL Olivenöl dazu und darin 3/4 kg feingeschnitten e Zwiebeln goldbraun rösten (wie bei Gulasch – dauernd rühren!). Dann mit 1 1/4 l Suppe aufgießen (ich hab Gemüsebrühe verwendet), 1 Flasche passierte Tomaten dazu und köcheln lassen. Lang. Oder noch länger. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Und jetzt kommts: vor dem Servieren eine Handvoll Basilikum einrühren und mit gehobeltem Parmesan dekorieren.

Wir haben dazu den Wein aus dem Weingut Molino di Grace – Riserva il Margone – getrunken. Das ist tatsächlich ein Chianti Classico – also durchaus eine eigene Liga (A. mag unseren Hausfranzosen lieber). Aber schon beeindruckend.

Und zuletzt sieht man auf dem Foto noch unsere (geplanten) vegetarischen “Schinken”-röllchen, gefüllt mit vegetarischem italienischen Salat. Sehr, sehr gelungen. Aber wir haben sie gar nicht gegessen, an diesem Abend, genauso wenig wie die russischen Eier. Erst am nächsten Tag in der Früh. Auch gut, so ein Neujahrsfrühstück!

Russische Eier

waren schon lange fällig. Aber nun, über den Umweg eines Standard-Artikels in dem das Riesenkochbuch The Food Lab empfohlen wurde – eine Zusammenfassung der Blog-Beiträge aus Serious Eats, gelangte ich zur umwerfenden Abhandlung über die Kunst des Eierkochens – ein Thema, das mich natürlich sehr interessiert. Und die Anleitung hab ich gleich in die Tat umgesetzt – wie man an den Bildern sieht – mit Erfolg (das sind große 8-Minuten Eier).

Zurück zum Rezept: von den 12 Eiern werden nur 9 halbierte Eiklar verwendet, die schönsten, aber aus allen Dottern wird eine Creme zubereitet mit 2 EL Mayonnaise (selbstgemacht), 1 EL Dijon-Senf, bis zu 1 EL Weißweinessig mit 4 EL Olivenöl – einrühren wie bei Mayonnaise, Salz, 1 TL Tabasco, schwarzer Pfeffer. Mit Schnittlauch, etwas Olivenöl und geräuchertem Paprika anrichten.

Die Creme in einen Gefrierbeutel füllen und im Kühlschrank aufbewahren (drei Tage sind kein Problem!) – beim Herrichten ein kleines Loch in den Beutel schneiden und wie mit einem Spritzsack die Eier großzügig füllen.

Risotto mit Karotten

Bei unserem letzten Besuch in Abbiategrasso haben wir wieder in der L’aia gewohnt. Unser Wirt, Max, ist mit uns Reis kaufen gefahren, und jetzt, endlich, kamen wir dazu, das erste Risotto damit zu kochen. Wir hatten damals zwei Säcke Carnaroli und, auf besondere Empfehlung von Max, einen Sack Roma gekauft (jeweils 5kg). Der Carnaroli war zufällig der erste geöffnet und so haben wir ihn heute zu einem Risotto mit Karotten verkocht – da wir gerade die letzten frischen Karotten aus unserem Hochbeet ernten: das sind fast alle diese ganz besondern mit violetter Schale, die wir von Gabi zu Weihnachten bekommen haben.

Das Rezept – wie so oft aus dem „Risotti für zwei“, ist fast Grundrezept (für zwei Personen natürlich): je 2 EL Butter und Olivenöl erhitzen, 1 Zwiebel glasig rösten und Karotten (gleich viel wie Reis – nämlich je Person 90g) gewürfelt anschwitzen, dann mit Gemüsebrühe (etwa 1l, vorher erhitzen!) schöpferweise aufgießen und Rühren, Rühren, Rühren. Am Ende mit Petersilie abschmecken, etwas Hartkäse zugeben und mit geeister Butter binden – dann rasten lassen – nicht mehr aufkochen!

Der Reis war wunderbar cremig, vom Karottengeschmack und, wie man sieht auch von der Farbe, durchdrungen. Perfekt! Ein Salat gehört unbedingt dazu, für uns war es ein einfacher grüner mit ein paar Tomatenstücken.

Quitten nach Freiburger Herrenart (eigentlich: nach Claudia)

Sie hat uns in ihrer letzten Mail von diesem Nachtisch berichtet und mit der Bewertung geendet: “sagenhaft gut”.
Nachdem wir unserer eigenen Quitten gerade geerntet haben und der Sonntag Luft für solche Besonderheiten hat (vgl. auch den Hauptgang: Forelle mit Wald und Quitte) stand das auf dem Plan. Der Hinweis auf die Verwendung von gutem Rotwein hat mich dazu verleitet (glücklicherweise!) den Roten vom Andreas (Lyss 2003 aus Illmitz) zu verwenden, bei einer Quitte = 2 Hälften hab ich 2/3 der Mengen genommen. Also ein gutes Achterl ging da rein! Für den Zucker musste ich improvisieren, zum Schluss war nur mehr Staubzucker da – und das war gut so, denn der blieb auf den Quitten picken und führte nach ein bisschen übergießen mit der Sauce zu einer herrlichen Karamellhaube. Genug geschwärmt, hier ist das Rezept:
4 Quitten halbieren und das Kernhaus rausschneiden . 100 g Zucker in eine Auflaufform, die Quitten mit der Schale nach oben draufsetzen, mit 250 ml Wasser, 250 ml gutem Rotwein aufgiessen, jeweils 1 TL gemahlene Nelken und Zimt dazu. Dann nochmal 100 g Zucker oben auf die Quitten drauf und bei 200° C für eine Stunde in den Ofen. Duftet schon während des Backens nach Winter und schmeckt lauwarm zu gutem Vanille-Eis mit Sahne sagenhaft gut.

Das Ergebnis: Harry und Sally ein Lercherlschas dagegen…
Was ich ändern würde: Vanilleeis nur dann, wenn es überhaupt nicht süß ist, sonst vielleicht etwas griechisches Joghurt oder weglassen. Schmeckt wirklich galaktisch gut!

Nudeln mit Muskatkürbis und Salbei

Wir haben aus Buchkirchen ein Viertel von einem Muskatkürbis mitgenommen (der Wirt vom Morent hat einmal gemeint, das sei ein Kürbis, der wirklich gut schmeckt – und da hat er recht!) und das wurde heute zu einem sehr simplen Gericht verkocht: den gewürfelten Kürbis gut mit Olivenöl eingeölt bei 190° etwa 25 Minuten im Rohr backen, in Butter gebräunten Salbei dazu und mit Salz und Butter abschmecken ergeben eine Nudelsauce, die hervorragend schmeckt! Wir haben Fettucine genommen und natürlich etwas Parmesan dazu – herrlich!

Apfelschmarrn

Mit den Äpfeln von Marietta (halb Boskoop und halb eine alte Sorte kleine rote Äpfel) hat es heute das erste Essen gegeben: einen Apfelschmarrn, ein altes, sehr einfaches Familienrezept. Achtung: die Butter kann NICHT ersetzt werden, es braucht sie fürs Braten aber auch für den unvergleichlichen Geschmack: wenn man lange genug röstet, karamellisieren die Apfelstücke beim Braten teilweise…
Hier das Rezept: 6 Eier, 6 Äpfel, 1/4 l Milch, Mehl. Das Mehl mit der Milch recht dick anrühren, mit den Eiern verrühren. Äpfel hineinblättern. In der (beschichteten) Pfanne in Butter rösten, evtl. portionsweise. Immer wieder Butterstücke vom Rand her ein“fließen“ lassen.
Durch die Äpfel brauchts nur mehr wenig Süßes, ich mag am liebsten etwas Kristall-Rohrzucker, die meisten mögen gerne Staubzucker, wir haben dieses Mal die Flower-Power Sonnentor-Blüten-Zuckermischung, die uns Herlinde geschenk-schmuggelt hat, probiert: perfekt im Geschmack und toll zum Anschauen! Danke!!

Mayonnaise mit Geschmacks-, Geling- und Rettungs-Garantie

Wer so tolle Eier von (seinen) Hennen bekommt, muss Mayonnaise selbst machen – aber das lohnt sich auch sonst immer: man kann dann ja auch das Öl auswählen und etwa (teilweise) Olivenöl verwenden. Das Ergebnis hat dann mit den weißlichen Cremes aus der Tube nichts mehr zu tun.
Als ich den ersten Trick lernte, nämlich eine erdnussgroße Menge Senf zu den zwei, drei Dottern zu geben, war ich schon glücklich: fast immer gelang die Mayo. Man kann stattdessen (oder zusätzlich) auch noch einen Teelöffel Essig dazugeben – das Wasser bringt’s und zum Abschmecken braucht man ihn eh sowieso.
So hatte ich jahrelang Mayo mit der Hand geschlagen (wer mixt versäumt was!), dann kam eine Zeit, wo mir jede misslang: kurz vor dem Fertigwerden (bei 1/2l Öl) reichte plötzlich ein Tropfen Öl und alles zerfloss. Ob das wirklich meine Schwingungen waren? Heftiges Suchen brachte neben dem unglaublich lästigen Tipp, eben noch einmal zu beginnen und die zerrissene dort einzurühren (was dann oft hieß: die doppelte Menge an misslungener Mayo zu haben) einen Tipp, der so zuverlässig wirkt, dass ich ihn nun grundsätzlich verwende – auch bei Nicht-Unfall: ein (paar) Esslöffel heißes Wasser einschlagen – und alles ist gut. Oder eigentlich sogar noch besser, denn die Konsistenz wird cremiger, man kann leichter weiterrühren. Zum Schluss nach Geschmack abschmecken.

Man nehme also: etwa 1/2 l gutes Pflanzenöl (nach Geschmack einen Teil durch Olivenöl ersetzen), zwei bis drei Eidotter, 1 Messerspitze Senf, 1 TL Essig, einen kleinen Topf mit heißem Wasser, Salz, Pfeffer, Zitronensaft (oder noch mehr Essig).
Dotter, Senf, Essig verrühren und das Öl zuerst tropfenweise einrühren. Dann immer gewagter, jedesmal vor dem neuen Öl aber darauf achten, dass die richtige Creme entsteht (die glänzt auch schön). Etwa ab der Hälfte, oder wenn das Schlagen mit dem Schneebesen mühsam wird (weil großer Klumpen) ein paar Esslöffel vom heißen Wasser einschlagen und weitermachen. Wenn die Mayo zerreisst (= mattes Aussehen, die Creme zerfließt zur Ölsuppe mit Eifuzzeln) – entspannen, und denselben Wassertrick anwenden. Am Ende mit Salz, Pfeffer, Säure nach Wunsch und, wer’s mag, mit Worcestersauce abschmecken.

PS: die Märchen wie “sind ja rohe Eier, hält einen Tag im Kühlschrank” kann man getrost vergessen. Langzeit-Selbst-Versuche ergeben – wie bei Eiern auch – unglaublich lange Frischzezeiten. Mayo locker zwei Wochen (aber dann war sie vielleicht nicht so gut :-), eine Remoulade sowieso, Eier selbst locker zwei Monate und mehr. Das sind alles Industrie-Legenden.

Remouladensauce

Eine Remouladensauce ist eine Mayonnaise mit Kräutern bzw. Gewürzen. In der Zeit war vor kurzem im Wochenmarkt ein Rezept (von Bocuse?) dafür, das als Zugabe dann ein Roastbeef fordert – die Sauce ist der Hauptdarsteller. Die ist ja tatsächlich so göttlich, dass man sie alleine als (Weiß-)Brotaufstrich genießen kann (man kann auch heimlich das Brot weglassen) .

Es gibt unzählige Varianten davon; diese find ich gerade ausgewogen (manche haben noch 10 Zutaten mehr), was den Aufwand betrifft. Was aber in keinem Rezept steht: diese Sauce MUSS mindestens über Nacht ziehen, sonst kann sich der Geschmack niemals gut entfalten. Selbst testen!

Wie immer spielt der gute Geschmack der Zutaten eine entscheidende Rolle, und da eines der Geheimnisse dieses Rezepts die Sardellen sind (es gibt auch Rezepte ohne, aber bitte nicht einmal drüber nachdenken). Meine Sardellen sind etwas nervig (weil nicht filetiert, das muss man dann eben machen), aber der Geschmack entschädigt und leistbar sind sie auch –  Oroazzurro gibt’s bei uns beim Billa.

Das Rezept: 1/4l Mayonnaise (nur mäßig mit Salz und Pfeffer gewürzt) mit 1 Esslöffel gequetscher Kapern, 2 gehackten Essiggürkchen und 2 gehackten Sardellenfilets mischen, mit Schnittlauch und Zitronensaft abschmecken.

Und jetzt: Warten! Ja – eine ganze Nacht warten! Es lohnt sich!!!

PS: Jetzt hab ich gar nichts über die Mayonnaise gesagt – das steht hier!

PPS: Auch diese Sauce passt herrlich zu den (richtig! wie steht hier) gegrillten Kohlrabi: auf beiden Seiten auf dem Grill bei hoher Hitze braunschwarz grillen, nach dem Wenden großzügig mit Salz bestreuen und dann am Rand des Grills eine Viertelstunde weichgaren!

Past’ e fagioli

Wohl kaum überraschend habe ich nach den letzten Erfahrungen auch gleich ein weiteres Gericht, das seit langem auf meiner persönlichen Warteliste steht, nach dem Rezept von Claudio probiert: Bohnen mit Nudeln. Klingt nicht besonders beeindruckend; viele werden leider auch meinen, Bohnen (und Linsen) wären nicht sehr bekömmlich, das Bauchgegrummel nachher nicht wert. Bitte: erstens nützt viel (=langes, mindestens 12 Stunden) Einweichen und nachheriges Spülen der Bohnen auch wirklich viel; zweitens lohnt es sich ungemein!
Also: während die Bohnen in Salzwasser weichkochen, aus 15 dag Weizenmehl und 7 dag Harzweizengries mit Wasser einen geschmeidigen Teig kneten. Nach etwas Rasten dann lange Rollen formen und kleine Stücke schneiden (etwa 5×5 mm). In etwa 1o Esslöffeln Olivenöl eine Stange Staudensellerie, eine Knoblauchzehe und einen Peperoncino ziehen lassen und etwa die gleich Menge wie Öl passierte Tomaten dazu – aufkochen lassen. Dann die in Salzwasser gekochten Nudelstücke dazu und mit Kochwasser zu einer Suppe aufgießen.
Dieses Rezept findet sich ebenfalls im neuen Kochbuch von Claudio del Principe, das die digitale Bibliothek Wien dankenswerterweise bereits für mich Provinzler zur Verfügung gestellt hat: Italien vegetarisch.

Man kann kaum beschreiben, wie toll dieses Rezept aus wenigsten Zutaten funktioniert: die Bohnen, Tomaten und Nudeln vermählen sich auf harmonischste Weise und es bleibt ein langer, feiner Abgang noch Stunden später!

Frittata di spaghetti

Früher hat man Reste für Tiere gesammelt – etwa das, was sonst auf den Kompost kommt für die Hennen. Wir haben für unsere Hennen fast jeden Tag eine besondere Zugabe – gekochter Reis, Spaghetti, manchmal Kartoffeln (die mögen sie nicht so…), Salat. Heute war’s ein bisschen umgekehrt.
Die Reste der Nudeln, die für die Hennen bestimmt waren (und die sich auch begeistert gegessen haben), waren wie geschaffen für unser Abendessen: ein klassisches italienisches Reste-Essen, das wir von Ines kennen: eine frittata (also eine Art Omelett, aber natürlich ohne Mehl oder Milch oder Sahne) aus den restlichen Spaghetti: was gerade da war (ein bisschen Paprika, Käsereste, ein Peperoncino, frische Brennnesseln aus dem Garten – die sind gerade herrlich jung und zart!) zu den Spaghetti, die in etwas Olivenöl flach in der Pfanne liegen, und mit den Eiern eben auffüllen. Nach einigen Minuten wenden – fertig! Dazu passt natürlich Rotwein, wir haben uns anlässlich unserer letzten Reise für einen Montepulciano d’ Abbruzzo entschieden – „Bajo“ – unglaublich gut für den Preis!

Und der Cipollino freut sich über ein weiteres Essen aus seiner Heimat, von dem er selbstverständlich seinen Anteil bekommt. Alle sind glücklich!

Spätzle mit Linsen – Past’ e lenticchie – Verschlungene Wege

Jetzt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Denn das Rezept, das ich heute gekocht habe, ist nicht der Anfang. Das Ergebnis aber ist rasend. Hier zuerst, für Eilige, das Rezept, dann die Gschicht(en).

Spätzle mit Linsen: ziemlich genau an die Anweisungen von hier gehalten – Würstel weglassen. Kurzfassung: Speck auslassen (kann man auch weglassen, dann eben etwas mehr Öl), Zwiebeln anbräunen, mit Rotwein und Gemüsebrühe aufgießen, 1/4 kg Linsen (Berglinsen, über Nacht eingeweicht) dazu und Lorbeerblätter, Knoblauch und Nelken dazugeben (die Mengen, die ich jeweils dazugebe, orientieren sich eher am “Gefühl”). Nach etwa einer halben Stunde mit Tomatenmark und Brennig binden und mit Paprika, Salz, Pfeffer und Balsamico abschmecken, am Ende Petersilie dazu. Die Spätzle in Butter schwenken, gemeinsam servieren.

Dass ich überhaupt mit Linsen was mach hat natürlich nur mit meiner Gemahlin zu tun, sie schlägt derlei Köstlichkeiten vor und ich denk mir dann immer, ja, da hätt ich wieder einmal etwas versäumt. Daher große Vorräte von Linsen.

Nun hab ich aber dieses Mal die Spätzle ganz eigensinnig gemacht – je 100g Mehl (glatt!) 1 Ei und 10ml Wasser, was einen recht festen Teig ergibt. Burgi und Manuela waren grad auf Besuch, Burgi hat mir zurecht verwundert zugeschaut, wie ich beim Spätzleschaben eigentlich eher Nudeln geschnitten hab – der Teig ist mir zu fest geworden. Heute wieder und so gegessen (weil so vorphantasiert) und: fantastisch!

Ein erstes Herumgooglen hat gleich etwas geliefert, was ich nicht wusste: Spätzle kommen eigentlich aus Italien, “spezzare” heißt in kleine Stücke schneiden. Also. Muss doch eigentlich mit frischen Nudeln bekannt sein, weil anders besser undenkbar. Da hab ich mich an einen Hinweis im Rezept erinnert, es gäbe in Apulien auch eine italienische Variante: Spaghetti e lenticchie. Mag sein. Aber das grandiose Esserlebnis mit meinen frischen Spätzle, die eigentlich eher Pasta waren, ließ mich daran zweifeln, und da hab ich halt stattdessen Pasta e lenticchie gegoogelt.

Und vieles gefunden, unter anderem einen Artikel aus dem sehr empfehlenswerten Blog La mia Cuccina. Sofort reingeklickt, dem vertrau ich blind, und lese dann: “eine Offenbarung”. Und, dass das das Lieblingsgericht von Claudio sei. DEM Claudio, les ich weiter, dessen Blog Anonyme Köche zu meinen liebsten gehört. Und dessen erstes Buch, das (antiquarisch aufgetrieben) seit zwei Wochen auf unserem Tisch liegt und immer wieder durchschmökert wird. Sein Rezept steht auf Seite 124. Warum in die Ferne googeln wenn das Gute liegt so nah?

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