Archiv des Autors: Hermann

Roquefort und Birnen! Ja! Drei Wochen keine Zeit? Nein! (Doch! Oooooh!)

Es war schon fast eine “Tradition” (irgendwann fangen die ja alle einmal klein an) und ich hab mich auch schon auf die nächste Idee gefreut, der Wochenmarkt in der Zeit.

Dieses Wochenende (fast: erst heute, weil zu wenig Roquefort zuhause) also das Rezept, das versprach unsere Birnen, die wir auf unserer Fahrt nach Mattsee mitgenommen hatten, zu einem lukullischen Fest zu machen: ein pikanter Kuchen, mit würzigem Käse und – eben – Birnen (Ausgabe 45). Ein Männerrezept (ich darf das!), einfach alles rein in eine Schüssel, umrühren, rein ins Rohr. Und auch noch praktisch zur (Käse-)resteverwertung: ein würziger Käse (Gruyère, aber ein Bergkäse tut’s wohl auch oder was sonst halt da ist) und, der “Supporting Act”, der Roquefort, ein Blauschimmelkäse, den wir erst seit kurzem wieder lieben gelernt haben. Die Krönung aber sind die Birnen, die das alles herbstreif-fruchtig begleiten.

Wir haben einen Rotwein getrunken (und gemocht), empfohlen wird weißer: auch gut!

Als ich dann das Rezept verlinkt habe, wurde mir kurz schwindlig: Woche 42, den Zwiebelkuchen, wusste ich noch, hatte ich kurz überflogen, aber den Hirsebrei (43) und Kürbis auf Risotto (44) hatte ich noch nie gesehen. Drei Wochen keine Zeit fürs Zeit-Magazin-Lesen, fürs Kochen am Sonntag? Da hab ich was falsch gemacht. Besserung, gelobe ich, aber das ist klarerweise nur ein Vorsatz. Vorsätzliches Kochen. Strafmildernd? Nein! Doch! Oooooh!

Al forno

Gestern hatten wir viel vor und daher kam das Essen aus dem Tiefkühler: von unserem letzten (=ersten mit italienischem Mehl gemachten) Pizzateig waren zwei Stück eingefroren: das Einfrieren funktioniert tatsächlich ganz problemlos!

Die Stücke waren gemütlich über den Nachmittag aufgetaut und waren unser Abendessen: der Teig ließ sich wie frisch herrlich formen und dünn ausrollen, ein Riesenpizzabrot wurde zur Hälfte ohne Belag belassen und der Rest als “weiße” Pizza mit Ricotta bestrichen und mit Knoblauch, Salz, Pfeffer, Rosmarin und statt Parmesan mit Pecorino bestreut. Sieben Minuten auf dem Pizzastein bei 220°. Herrlich! Der Rotwein dazu ist Pflicht (Mmmmmh – schon wieder ein Flascherl Le Conce weniger – Schluchz)!

Angelika liefert immer wieder, wenn wir darüber reden, was wir aus dem gerade Geernteten machen könnten, Rezepte – aufs Wesentliche reduziert:

“da könntest einfach einen Spinat-Kartoffel-Auflauf machen, Schichten von unseren Kartoffeln, Schichten Spinat, Rahm! und vielleicht etwas Käse?”

Gesagt, getan. Naja. Unsere Kartoffeln sind teilweise winzig, die wollt ich heute aber geschält haben. Also schälen, schälen, schälen. Wie beim Bundesheer (hat man mir erzählt ;-)), heute aber in der herrlichsten Herbstsonne – ein Genuss! Zwiebeln brauchts immer, schälen. Knoblauch auch, schälen. Den Spinat, den wir gestern noch geerntet haben, Neuseeländer-Spinat, haben wir in derart rauen Mengen (aus dem Kompost aufgegangen, den haben wir gar nicht gepflanzt) dass ich beschließe, ganz dicke Spinatschichten zu machen: ohne Schälen!

Dann endlich rein in die Formen, Kartoffeln, etwas Rahm (mit Suppe und etwas Mehl aufgekocht und mit Muskat gewürzt) darüber, Zwiebel rein, Spinat drauf, mit Knoblauch und Pfeffer würzen, ein paar Stücke würzigen Bergkäse dazu und dann wieder von vorn. Oben drauf wie immer Käse und Butterflocken. Bei 200° 45 Minuten werden die Kartoffeln gerade durch und der Spinat ist sogar noch knackig!

Das haben wir dann in der Herbstsonne am Nachmittag verspeist, wunderbar: der Spinat hat gsaftelt und mit den anderen Zutaten Kartoffeln und Zwiebeln mit Geschmack durchdrungen. Die Einsicht, dass Auflauf genau das tut und kann: Geschmack in alle Zutaten hineindrücken, ist nicht weltbewegend aber für mich der Grund, endlich selbst einige weitere Varianten anzugehen.

Das Leben ist stärker als der Tod

Von Andrea erreichte uns heute die freudige Nachricht, dass es Ultimo und Lena, die wir vor Monaten ins Walstertal vergeben haben, SEHR gut geht:

Liebe Klockerei – Bewohner,

ich darf euch mitteilen, dass Ultimo und Lena seit dem 6. Oktober stolze Eltern von 7 aufgeweckten Kücken sind.
Die beiden sind putzmunter, und durften ihren ersten Sommer im Walsertal, bei jeder Gelegenheit auf den umliegende Wiesen “herumluckeln”.

Gerade in diesen für uns schweren Zeiten ist das ein Gruß vom Leben – und zwar schon wieder ein vielfacher – Danke!

Kaffee und der erste Llogger

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Wie versprochen hier der erste Erfahrungsbericht:

1. Das Mahlen des Kaffees für unsere Maschine (Alessi für 6 Espressotassen) dauert durchaus ein, zwei Minuten. Allerdings ist diese Zeit (so ähnlich wie beim Abschmecken beim Kochen) eine Zeit in der man sich inmitten von herrlichen Düften befindet und eigentlich hofft, dass es noch ein bisschen länger dauert.
2. Der Kaffee selbst drängt wesentlich langsamer durch das Sieb, fast gemütlich gleitet er nach oben. Dabei dauernd wohligste Gerüche.
3. Das Aroma beim Trinken ist dann in zweierlei Hinsicht außergewöhnlich: es ist Säure dabei, aber keine, die im Abgang ungut wäre, dort ist er immer noch weich und rund. Die Intensität aller Gerüche und Geschmäcker ist überwältigend. Konzentrat.

Also: wir haben eine Riesengaudi mit unserem Angricht und dem neuen Kaffee-Erlebnis.

Aus anderer Richtung kommt eine Anregung, die an ein Gespräch mit Mazi im Sommer erinnert: warum nur, sollte man überhaupt solche Blog-Einträge schreiben? Darauf gab’s und gibt’s viele (und verschiedene Antworten), aber eine hab ich heute bei Goethe gefunden, der über seine Art, mit seinem Erlebten umzugehen (nämlich Gedichte zu schreiben) selbst sagt:

Und so begann diejenige Richtung, von der ich mein ganzes Leben über nicht abweichen konnte, nämlich dasjenige was mich erfreute oder quälte, oder sonst beschäftigte, in ein Bild, ein Gedicht zu verwandeln und darüber mit mir selbst abzuschließen, um sowohl meine Begriffe von den äußeren Dingen zu berichtigen, als mich im Innern deshalb zu beruhigen.

In diesem Sinn war er einer der ersten Literatur-Logbuch-Schreiber, also ein Llogger.

Kaffee

haben wir von Martin und Rosa geschenkt bekommen, ganz besonderen: von 220 Grad die Selektion 4 und die reinsortigen “Harrar” und “Nicaragua” – ganze Bohnen. Unser Vollautomat ist schon lange kaputt und Mühle hatten wir noch keine, also haben wir uns auf die Suche gemacht. Unserer Einstellung gemäß eher eine Handmühle, wobei es dafür gute Argumente gibt (Heiß! sollte der Kaffee nur beim Rösten haben, nicht beim Mahlen).

Wir haben’s zwar geahnt, aber unzählige Forenbeiträge später war klar, dass das ein Riesenthema unter Liebhabern ist. Und so wie Weinkenner (angeblich) die Rieden eines Weins auseinanderhalten und diskutieren können, waren wir dann schon so weit, verschiedene Jahrgänge ein- und desselben Fabrikats empfohlen zu bekommen (oder es wurde dringend davon abgeraten). Daher dann doch keine exotische Wahl und auch keine Mörderinvestition (obwohl man schon schwach werden könnte: die Tre Spade schaut schon s…..l aus!).

Für eine schön altvattrisch aussehende Mühle mit modernstem Keramikmahlwerk aus Japan (Hairo, 1921 eigentlich Spezialist für Glas) haben wir uns dann entschieden und drei Tage nach der Bestellung war sie bei uns vor der Haustür!

Erst heute konnten wir sie auspacken und erste Mahlversuche unternehmen: sehr vielversprechend! Erste Verkostergebnisse dann morgen!

Salbei – Marcella Hazan


haben wir noch stehen lassen seit dem Schnee-Einbruch vor zwei Wochen. Und heute hab ich wieder geerntet, weil der “dampfende Teller Nudeln” nun endlich angesagt war. Salbei in Butter ist immer ein sicherer Tip, aber ein kurzes Suchen hat mich dann auf ein Rezept gebracht, das eine Variante des Grundrezepts in meinem geliebten “Die klassische italienische Küche” (Essentials of Classic Italian Cooking) ist: eine Zwiebelsauce (sehr speziell zubereitet), statt mit Petersil als Grünem mit Salbei. Kein Vergleich!

Spaghetti mit Zwiebeln und Salbei (nach den genannten und mir)
Die Besonderheit ist, dass die Zwiebeln (600g = 4 mittlere Zwiebeln) in sehr dünne Scheiben geschnitten EINE STUNDE bei schwacher Hitze in Butter/Olivenöl (jeweils 2 EL) sanftest gegart werden. Erst dann werden sie dunkelgoldgelb geröstet und mit Weißwein (1/8) aufgegossen, eine Hand voll Salbei geschnitten dabei dazu. Mit viel Pfeffer und Salz abschmecken. Die gegarten Spaghetti (wir haben die Linguine aus unserem Einkauf gegessen) mit etwas Kochwasser dazu und am Ende eine Hand voll in Butter knusprig geröstete Salbeiblätter gemeinsam mit dem Parmesan drüber. Mmmmmmmmmh!

Dazu haben wir den “Le Conce” getrunken, den ich schon früher beschrieben hab. Aaaaaaaah!

(Das ist mir beim MPreis schon öfter passiert, dass mein Probierflascherl (2009) ein anderer Jahrgang war als der, den ich dann eine Woche später beschlossen hab zu kaufen (das war dann ein 2011er), in diesem Fall sicher nicht zum Nachteil).

PS: Marcella Hazan, die “Julia Child of Italian Cooking” (Huffington Post), ist vor drei Wochen, am 29. September mit 89 Jahren gestorben. Ich hab ihr Kochbuch seit Jahrzehnten (so alt bin ich schon), und es ist immer die erste Anlaufstelle geblieben.

PPS: Im ersten Link ganz oben, dem Nachruf des New Yorker, schreibt der Autor (!), dass er durch das Rezept für Tomatensauce mit Zwiebeln und Butter, sein erstes, das er probiert hat (“her gift to the beginner Italian cook”), überzeugt wurde: “She made it all seem so easy”. Dieses Rezept ist seit Jahren unser Hausrezept, die am öftesten aufgeschlagene Seite, die roten Flecken an den Seiten stammen vom Blubbern dieser göttlichen Sauce…

PPPS: Wolfram Siebeck hat sich in der Zeit über ihr Kochbuch so geäußert: “Man muss nur die drei Seiten lesen, die die Autorin den Tomaten widmet, um zu wissen, dass sie Tacheles redet und ihren Lesern nichts vormacht. Ihre sachliche und anschauliche Art prägt all ihre Rezepte, welche dadurch auf beglückende Weise nachkochbar sind”.

PPPPS: Über Julia Child hab ich auch noch nie geschrieben, die Winterbrache-Liste bekommt schon wieder einen Eintrag.

 

Eine Seenlandschaft

Mattsee, am gleichnamigen See, hat noch zwei weitere Seen dabei, den Grabensee und den Obertrumer See – auf ihn blicken wir im Bild unten – vom Buchberg aus (dazu später!). Dass von dort das Trumer Bier kommt, weiß ich erst jetzt, obwohl ich ja durch unseren Wohnort, dem Wolf-Dietrich-Weg, sanft darauf hingewiesen wurde: ebender, Erzbischof, hat 1601 die Braugerechtsamkeit in Obertrum bewilligt: ein gutes Werk!
Hier blicken wir Richtung Heimat.

Der See prägt den ganzen Ort, und ist natürlich auch zum Genießen da!

Unterhalb des Schlossbergs, auf dem Weg zur Weyerbucht. Das Schlosscafé haben wir am Samstag, unserem ersten Tag besucht und am Sonntag, kurz vor der Abreise. Herrliches Essen, herrliche Lage, ein einziger Genuss!

Tassilo, bayrischer Herzog, um 741 geboren, gründete im 8. Jahrhundert 18 Klöster, als erstes, 760, Stift Mattsee, vor gut 1250 Jahren. Ihm, der ein schweres Schicksal erlitt, wurde ein Denkmal errichtet, er ist aber auch sonst in Mattsee allgegenwärtig, einiges ist nach ihm benannt.

Schon seit der Jung-Steinzeit besiedelt, hielten sich hier ab dem 2. Jahrhundert Bajuwaren auf, eine nachgebaute Siedlung befindet sich in der Weyerbucht, gleich neben dem Altersheim mit den Hennen! Hier ist auch der Verein MenschenWerk tätig, wir haben als Geschenk gefilzte Seifekugeln, eine Gewürzmischung und Nüsse bekommen, wir sind schon ganz gespannt.

Ein Holzofen steht dort, der mich wieder daran erinnert hat, dass das auch noch auf unserer “ZuTun”-Liste steht. Sein Dach ist eine besondere Landschaft.

Das Land rundherum ist sanft hügelig, mit Buchenwäldern auf dem Buchberg:

Hier, wo auch ein Hahn von uns lebt (Quintessa, von Johanna Gerda getauft, hat dann irgendwann gekräht und ein neues Zuhause hier bekommen).

Kennst du das Land?

wo sanft der Wind vom blauen Himmel weht … über Weizenfelder, stell ich mir vor, die es bei uns im Außerfern ja leider nicht gibt.

Seit wir den Stein im Backrohr haben, bin ich fanatischer Brotbäcker. Heute ist das bisher beste Weißbrot gelungen, Eva hat ein paar kleine Brotstücke (2 “Handsemmeln”) gemacht, ich ein paar lange Brote: die Krume ist herrlich saftig und flaumig geworden: der Hartweizengrieß (gelbe Packung), zu einem Fünftel im Brotteig, hat unvergleichliche Kruste und herrlich saftigen Teig hervorgebracht. Er schaut übrigens ganz anders aus als der bei uns erhältliche gelbe Rauch.

Und heute abend wird es natürlich Pizza geben, ebenfalls auf dem Stein, da wird sie unvergleichlich knusprig.

Am Abend vor unserer Hochzeit in Orvieto waren wir in der Pizzeria Charlie, wo Pia ein dreimonatiges Praktikum absolviert hat (das ist ein tolles Restaurant, mit bezaubernden Menschen, aber das ist eine andere, wunderschöne Geschichte). Wir haben dort unglaublich gute Pizza gegessen, gerade der Teig war sensationell, die Beläge herrlich und offensichtlich aus frischen, besten Zutaten. Wir haben Pia natürlich gefragt, ob sie denn ein klein bisschen erzählen könnte, worin das Geheimnis dieser tollen Pizza besteht. Es sei ganz einfach: der Pizzakoch habe eine eigene Ausbildung gemacht, sei nur für Pizza zuständig, und verwende fünf verschiedene Mehle, die in jeweils verschiedenem Anteil für die jeweilige Pizza (also: Calzone ganz anders als Quattro formaggi) gemischt werden. Also: nicht ganz so einfach.

Trotzdem haben wir uns gedacht, wir möchten auf jeden Fall italienische Mehle probieren:

Wir haben Mehle für Pizza ausgesucht, die wir alle testen werden, das rote und das blaue “00” von der Antico Molino Caputo, und das “Tre Grazie Pizza” von Progeo Molini. Den Hartweizengries hab ich oben schon erwähnt, damit soll man – laut Hersteller – die Arbeitsfläche bemehlen.

Und natürlich kann man nicht ewig nur De Cecco essen. Auch andere Mühlen haben schöne Nudeln (alte chinesische Volksweisheit): Valdigrano macht auch Linguine, und wir haben sie sofort zu dritt getestet: ganz eigene, schmeichelnde Textur, obwohl perfekt al dente! Deutlich anders als die De Cecco Linguine und ein großer Genuss!

Von der Jerusalem-Artischocke und Ottolenghi

Dass die Erdsonnenblume nur aufgrund der Phantasie von päpstlichen Gärtnern und der Umdeutung von girasole zu Jerusalem so heißt, wusst ich nicht, ist aber ein netter Zufall und hat mir dann auch geholfen (neues Kochbuch: Jerusalem) mich an an einige Rezepte für Süßkartoffel im Plenty von Yotam Ottolenghi zu erinnern (die ich nie ausprobierte, weil keine da).

Unsere gestrige Überraschungsernte von gut zwei Kilo Topinambur wollte rasch verarbeitet werden. Ich schlug nach und stieß auf die ‘Sweet potato wedges with lemongrass crème fraîche’ und war sofort begeistert: fast nix besonderes notwendig (naja, Zitronengras hab ich halt durch nichts ersetzt und Blattkoriander durch Petersil) und schnell gemacht:

Topinambur im Ofen (in Anlehnung an Yotam Ottolenghi)
Die Knollen waschen aber nicht schälen, auf geöltem Backpapier auflegen, mit Salz und geriebenem (frisch gequetscht funktioniert herrlich!) Koriander würzen, bei 200° etwa 25 Minuten ins Backrohr. Mit frischem, in dünne Scheiben geschnittenen Chili und Grün dekorieren. Für die Sauce hab ich Sauerrahm verwendet, mit Ingwer und Zitronensaft (viel!), Salz und etwas Stangenpfeffer abschmecken.

Dazu hab ich ein Tomaten-Carpaccio (siehe Beitrag!) gemacht.

Diese Kombination war nicht nur sensationell, sondern all diese Geschmäcker haben auf phantastische Weise miteinander eingestimmt (konzertiert), die Solisten Topinambur (knackig, herrlich im eigenen Aroma vom Koriander getragen) und saure Zitronen-Ingwer-Sauce (Danke Andreas!) hatten immer wieder ihren Auftritt, die tolle Schärfe ließ das alles tanzen.

Und das beste: die oft ermüdende Wirkung auch besten Essens war hier gerade umgekehrt: die Mittags-Mattheit machte nach kurzer Zeit einer Belebtheit platz, sodass ich mehrmals beteuern musste, dass das nur auf dieses Essen zurückzuführen ist.

Ganz besonders aber war ich wieder an das erinnert, was im hektischen Alltag allzu oft keinen Platz mehr findet: die Freude am Ausprobieren, am Genießen hocharomatischer Zusammenstellungen, wie ich sie in diesem Kochbuch so mag.
Das Mitbringsel von Marietta (Danke!) aus London wird daher einen Ehrenplatz bekommen: als stete Anregung, neue Geschmäcker zu erkunden und nicht nachzulassen!

Von Reis und Rotem

Das ist kein Risotto:DSC_7369Obwohl, eigentlich doch: Zwiebeln, Kartoffeln, alles da! Oder – jetzt weiß ich’s: die Suppe fehlt!

Ich genieße es, DIE ZEIT lesen zu können, das Magazin ist das erste was ich lese, zuerst den Martenstein und dann den Wochenmarkt. In letzterem werden immer wieder saisonale Rezepte aus allerlei Ländern (die vom Außerfern oft weit weg sind) vorgestellt, meist wird auch erklärt, was das Wesen eines jeweiligen Gerichts ist – zuletzt haben wir Shakshuka und Caponata jeweils als Sonntag-Vormittags-Brunch kennen- und liebengelernt.Die heutige Beilage erläutert ein Gericht, das ich nicht kenne, ganz sicher kochen werde, aber ganz bestimmt niemals so nennen werde. Ich schaff das nicht. Es sträubt sich alles in mir.

Ein Risotto ist ein Risotto ist ein Risotto. Besteht aus Reis. Nona (dass manchmal schlichter Gemüsereis als Risotto betrachtet wird lassen wir einmal aus: da ist ja Reisfleisch noch eher ein Risotto). Aber etwas, das aus Gerste gekocht wird oder aus Kartoffeln ist KEIN Risotto. Es gibt kein Graupenrisotto (Zeit) genausowenig wie ein Kartoffelrisotto (Tim Mälzer). Und ein Thunfisch-Brathuhn gibt es genauso wenig (OK, das hab ich jetzt erfunden).

Aber das ist ja schon lange lifestylig: die unzähligen Carpaccios, die aus Gurken (grün!), Champignons, Steinpilzen (braun!) und was sonst noch gekocht werden, konzentrieren sich auf den Aspekt: dünn geschnitten und Öl drüber, ignorieren aber völlig die (angebliche) Geschichte dieses Gerichts. Danach ist ein Carpaccio auf jeden Fall rot. Also meinetwegen Tomatencarpaccio (ist halt fast Caprese), Paprikacarpaccio, Rohnencarpaccio, Erdbeercarpaccio (schmeckt garantiert auch nicht schlecht!). Aber NIEMALS etwas andersfarbiges.

Ja, ja, typisch Oberlehrer, hör ich jetzt manche grummeln, und von mir aus: nennt das Zeug wie ihr wollt, obwohl ich kreativeren Varianten wie Patotto (Kartoffel-“Risotto”), Orzotto (klingt gscheit italienisch und tät halt auch stimmen) viel mehr zugeneigt bin.
Aber ihr könnt natürlich auch die Kochwelt verbichseln und wenn man’s lange genug tut und möglichst viele es tun führt die sprachnormative Kraft des Faktischen zu automatischer Anerkennung im Duden (Spezialwörterbuch Kochen).
Ich mach mir jetzt einen Hopfenchampagner auf und denk über das Mittagessen nach: vielleicht ein Graukas-Carpaccio und danach eine Zwiebelsuppe – Pardon: Wasser-Risotto. Prost!

Weiche Ernte

Auch heute gab es wieder etwas von dem zu essen, was gerade geerntet wird: die Kapuzinerkresse ist schon geerntet, aber aus den Restzweigen blüht es frisch heraus, so dass wir noch einen Nachschlag bekamen.
Der Rucola war dran und in großer Menge vorhanden. Nun hab ich schon länger damit gehadert, dass er im Risotto, wenn man ihn, wie üblich, in der Hälfte der Garzeit, beigibt, immer recht hart ist und keine rechte Bissfreude aufkommt (ich kann mir das als Fast-50-Jähriger leisen: ja, ich mag kein hartes Kraut in meinem Essen!).

Also – die Lösung ist ganz einfach: bereits zu Beginn zugeben, gemeinsam mit der Zwiebel andünsten! Er zerfällt keineswegs sondern ist butterweich eingebunden!

Rucola-Risotto:
Eine Zwiebel fein gewürfelt anschwitzen, am Ende Rucola und Arborio miteinrühren, mit Weißwein löschen, dann (Suppen-)löffelweise heiße Suppe zugeben und rühren, rühren, rühren. Am Ende mit Parmesan und Pfeffer abschmecken und vor dem Ziehen-Lassen geeiste Butter zugeben. Chianti!

Im Oktober fest ernten

dann haben wir genug Hopfen für unsere heurigen Gebräue. Das Hausbier ist schon Stammgast, letztes Jahr kam das Brennesselbier dazu (ohne Hopfen!) und Ideen hätten wir noch viele weitere.

Ich habe heute das Ernten ohne Ende genossen: in der warmen Herbstsonne, der Geruch der Hopfenblüten – harzig, würzig, von einer schweren, aromatischen Fruchtigkeit. Der gelbe Staub klebt an den Händen und riecht noch lange nach. Aromatherapie im Dabei-Stehen.

Aber der Hopfen hat ja noch wesentlich mehr Anwendungen, als Tee beispielsweise oder in einem Kräuterkissen. So sammle ich, so viel ich erwische.

PS: Fast 50 hab ich werden müssen, um zu erfahren, dass das Oktoberfest früher in jeder Brauerei gefeiert wurde, um Platz zu trinken für das neue…

Aus Ernte wird Ver-Gut-etes

Unsere Dirndln wachsen gut, sind aber noch klein. So sind wir ausgezogen, Dirndl zu finden und waren überaus glücklich: nur die Ausdauer hatte ein Ende, nicht die Früchte. Unglaublich voll und reif hängen die Früchte an den Sträuchern. Marmelade und “Oliven” (in Salzwasser eingelegt) wurden daraus zubereitet. Aus den Oliven soll demnächst ein Dirndlbrot gebacken werden…
Unsere Kapuzinerkresse wuchs rasend, wurde riesig. Nachdem wir einen guten Teil zu Pesto verarbeitet, einen weiteren als geschnittenes Blatt eingefroren haben, bleibt noch die letzte feine Zubereitung: in (Alm-)Butter eingerührte Kapuzinerkresse, mit unserem Zirbenholzmodel geformt.

Die ersten Bilder sind gerahmt

Nun ist ein Monat verstrichen, der Schulanfang hat uns alle beschäftigt und die Fotoentwickler sind dauerbeschäftigt, aber endlich halten wir die ersten Abzüge unserer Bilder in Händen und haben auch die Zeit gefunden, sie zu rahmen. Diese Bilder werden uns nun Tag für Tag begrüßen und verabschieden, ein Platz an der Treppe ist schon gefunden.
Dieses erste zeigt uns alle lachend, so war uns und so wird uns beiden, wenn wir uns die Bilder wieder anschauen.
Gerade getraut, auf dem Weg ins Gasthaus: Orvietos herrliche Gassen im Hintergrund!

Ein Blick in Nähe und zwei Blicke aus der Ferne.

Wer klopfet an? (mit Nase oder Tatze)

Zwei gar aaaarme Hund!
Was wollt ihr denn?
O gebt uns Guuuutis heut! Und ein Bett wär auch nicht zu verachten, sollen wir denn in dieser Kälte schmachten? ….

Emma und Vega stehen so vor unserer Terrassentür und warten auf Einlass, da sind sie sich einig und vertragen sich auch, wenn sie vorher gestritten haben. Dabei versuchen sie besonders brav auszuschauen, was ihnen hier besonders gut gelingt!