Archiv für das Jahr: 2019

Getrüffelte Erdäpfel (patate trifolate), Gott und die EU-Wahlen

Ich habe am Sonntag mit großem Vergnügen das Buch „Einfach essen!“ — Kochbuch für die harten Zeiten — von Reinhard P. Gruber gelesen. Wenn mich nicht „Aus dem Leben Hödlmosers” und einiges anderes von ihm so sehr beeindruckt hätten, hätt ich das Buch eh nicht in die Hand genommen. So aber hab ich’s aufgeschlagen und gelesen und gelesen und gelacht und mich an mein eigenes u. A. kulinarisches Aufwachsen erinnert.
Vom Suppenwürfel und der Maggiflasche bis zum Schätzen des frischen Gewürzkrauts. Von den begeisterten Zeilen über den (einfachen) Genuss: “Der Weg zum Genuss führt über die Würze des Lebens“ zu den konkreten Rezepten „Der Erdapfel kann einen als Genussmittel das ganze Leben lang begleiten. “ und am Ende philosophischen Erkenntnissen „Essen ist wichtig, Leben ist notwendig. Vergiss das Essen, denk drüber nach, wie man leben kann.“
Im Gedächtnis geblieben sind dann Rezepte wie etwa die „getrüffelten Erdäpfel“ (patate trifolate) die er so beschreibt, dass ich sie einfach nachkochen musste: heute hat es sie gegeben, gemeinsam mit einigen nicht eingefrorenen Kohlsprossen und einem grünen Salat: grüner wär nur noch Spinat, das ganze Teller hoffentlich eine Vorausdeutung auf die EU-Wahlen und auf jeden Fall aber neben dem Bier wieder einmal ein Gottesbeweis: wenn so einfaches schon so köstlich schmecken kann — wieviel andere Genüsse warten noch auf uns und sagen uns: seids ihr deppert, nicht jeden Tag das Leben zu genießen!

Pralinen von Venchi

Begonnen hat alles mit der Erinnerung an das Zitat aus Forrest Gump ” Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was drin ist.”
Und dann kamen all die Erinnerungen an frühere Zeiten, wo eine Flasche Wein und eine Schachtel Pralinen das klassische Geschenk bei Einladungen und Besuchen war. Ob es das noch gibt- so Pralinenschachteln?
Vielleicht sogar von Venchi- einer Schokoladenfirma, die für unseren Geschmack die beste Schokolade, die wir kennen produziert. Seit über 20 Jahren ist sie eine unserer Lebensbegleiter.
Und ob die welche haben, eine mit dem Namen DOLCE VITA.
Die nehmen wir.
Und dann kam das Paket, mit viel Geschmack und Stil verpackt. Ein Staunen und Raunen war beim Auspacken zu hören.
Seither gibt’s jeden Abend ein BETTHUPFERLE.
Eine Praline, zerteilt in vier gleiche Teile, für jeden von uns zwei.
Dann hört man lange nichts, bis dieser wunderbare Geschmack am Gaumen und auf der Zunge verflogen ist. Und das kann bei einer Venchi dauern.
Man merkt einfach das Wissen und die Erfahrung von 140 Jahren Genußhandwerk.

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Captain Fany

Sie ist so eine großartige Kämpferin und es schaut nicht ganz schlecht aus, was die medizinischen Maßnahmen betrifft. Noch ist es nicht ausgestanden, aber in guten Momenten scherzen wir über ihre Situation.
Fany mit schwarzer Augenklappe- wie die Piraten oder die verwegenen Kapitäne sie tragen. Sie hatte immer schon etwas von einem Piraten an sich.
Essen entern war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen.
Scharr, scharr, alles raus aus der Schüssel.
Toi, toi, toi Captain Fany.

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Motto für die kommenden Wochen

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Mühl im März 2019

Bis auf ganz wenige Tage hat sich der März heuer so präsentiert. Grausig, aber dafür mit Kuschelfaktor.

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Das Rätsel von DJ Ötzis Kappl ist geklärt

Ich stöbere gerade in meinen alten Fotoschachteln.
Mamma mia, was für ein Leben.
Da ist mir dieses Bild untergekommen.
Ja, ich bin es.
Im Jänner 1980: Wir haben bei der Fringer Gerda Gabis Geburtstag gefeiert.
Und ja, das Kappl habe ich selbst gehäkelt.
Das waren Zeiten.

Frühjahr am Hausberg

Etliche Bäume haben den Winter nicht überstanden und liegen quer über dem Weg.
Unseren beiden Vierbeinern ist das vollkommen egal, sie genießen den Ausflug und auf der Alm angekommen kann sich Emma nicht mehr halten: der letzte Schnee wird zum ausgiebigen Räkeln und Wälzen genutzt!

Bauernregel aus der Klockerei

Kommen Nüsse aus Buchkirchen,
tut der Winter sich verkriechen.

Ja, der holpert, der Reim, aber er trifft es auf den Punkt.
Wann immer diese Handschrift auf einem Brief oder einem Paket zu lesen ist, handelt es sich beim Inhalt um Balsam für Leib und/oder Seele.
Egal welche Form von kalt, frostig oder eisig gerade vorherrscht.
Danke Herlinde.

Unser Geburtstagskind

Ohne Worte.

Mei, was sie alles mitmacht

Seit einiger Zeit lebt Fany im Schupfele, um sich in Ruhe von ihren Schmerzen und ihren Behandlungen zu erholen. In der Schar hat sie noch keine Chance, ein Sein zu haben.
Gott sei Dank haben wir da immer eine Möglichkeit für einen Kuraufenthalt.
Immer wieder, so es das Wetter zulässt, lasse ich sie ins Freie, um sie ein wenig zu locken, was denn da alles auf sie wartet.
Die Wunde gefällt mir nicht, sie saftelt.
Okay, Wunden safteln, aber da ist auch eine Schwellung.
Ich will das beim Tierarzt abklären.
Nein, das läuft nicht nach Plan.
Er holt ihr einen haselnussgroßen Eiterpfropfen raus- unter sichtbaren Schmerzen.
Er verspachtelt die Wunde und verabreicht Medizin.
Alle Beteiligten sind sich einig: Mei, was sie alles mitmacht.
Sie ist so schneidig und gibt nicht auf.
Sie duldet und kämpft und pickt und stackst herum und rastet.
Noch nie hatten wir eine derart starke und lebensmutige Henne.
Fany, alles, alles erdenklich Gute für deine Genesung.
Hoffentlich ist jetzt der Weg zur Heilung frei.

Saibling auf Gemüse mit Bozner Sauce und Püree von blauen Kartoffeln

Auf “Essen und Trinken” hab ich vor kurzem ein Rezept für Eva gefunden: Ich hatte Saibling und es sollten Kapern dabei sein — die sind in der Bozner Sauce für dieses Rezept, das noch dazu sehr einfach ist und sehr farbenfroh! Hier das von mir etwas abgeänderte Rezept für 1 Saibling (2 Personen):
2 große (blaue) Kartoffeln würfeln und ungesalzen kochen lassen. 10 dag Karotten, 10 dag Stangensellerie und 1 kleine Zwiebel in ½ cm-dicke Stücke schneiden und in 1l Wasser (1 kleines Lorbeerblatt, ½ TL Pfefferkörner, 1 TL Salz, ½ Zitrone in Scheiben, zwei davon beiseite legen) in gut 10 min bissfest kochen. In der Zwischenzeit Dotter von 1 hartgekochtem Ei gemeinsam mit ½ TL Senf mit der Gabel zerdrücken und mit 1 EL Schafjoghurt und 1 EL Olivenöl vermischen. Das Eiklar, 1 kleine Essiggurke und 1 gestrichener EL Kapern fein hacken und unterrühren. Die Gemüsebrühe bis auf kleinen Rest in den Fischtopf geben und darin bei milder Hitze einen Saibling wieder gut 10 min ziehen lassen. Auf die Garzeit hin Gemüse wieder erhitzen und die gekochten Kartoffeln nach Abgießen des Wassers mit 1 EL Butter und ⅛l Milch verrühren (Ich nehm dafür den Schneebesen) und mit Salz abschmecken.
Dazu haben wir Weißwein getrunken und wieder einmal erlebt, wie sehr uns die Freude am Genießen, am Entdecken von Geschmäckern verbindet: dabei fällt uns viel gemeinsam Erlebtes ein, Urlaube, Begegnungen mit Freunden, dieser Wein, das erste Mal in Orvieto, unsere Essen an so vielen Orten. Ein Abend ganz nach meinem Geschmack!

Ein Zeichen für Tibet

Sie war jetzt schon viele Jahre nicht mehr an der frischen Luft, die tibetische Fahne.
Heuer war mir wieder danach, ein Zeichen für Tibet zu setzen und die Weide schien mir ein geeigneter Platz zu sein.
Jährt sich doch die blutige Zerschlagung des Volksaufstandes zum 60. Mal.
80.000 Tote gab es damals und der Dalai Lama lebt seither im Exil.
Tibet, das Dach der Welt.

Linsen mit Tahin und Kreuzkümmel (Ottolenghi)

Ein wirklich einfaches und schnelles Gericht von Yotam Ottolenghi aus dem Guardian!
200 g festkochende Linsen (z.B. Berglinsen, Beluga, Puy, Castelluccio), 30 g Butter, 2 EL Olivenöl, 3 gepresste Knoblauchzehen, 1 TL Kreuzkümmel (gemahlen oder frisch gequetscht), 3 Tomaten (ich hatte nur kleine Datteltomaten, gewürfelt), 25 g Korianderblätter, 4 EL Tahin (Sesampaste), 2 EL Zitronensaft, ½ kleine rote Zwiebel (sehr dünn geschnitten, ich verwende da immer die Schneidemaschine), 2 hartgekochte Eier (geviertelt, von unseren Enten!).
Die Linsen (ohne Salz) nach Anweisung garkochen, abseihen. Butter und Öl heiß werden lassen, Knoblauch und Kreuzkümmel eine Minute dünsten, dann Tomaten, 20g vom Koriander und die Linsen zugeben. Einige Minuten kochen, dann Tahin und Zitronensaft und 1 TL Salz und 70 ml Wasser zugeben. Eindicken lassen. Einen Teil der Linsen zerdrücken, mit den Zwiebelringen, dem restlichen Koriander und etwas Olivenöl garnieren. Als Beilage Fladenbrot oder ein gutes Weißbrot!

Dazu passt Weißwein oder Bier!


An Zeilerzechn

Am Samstagabend sind wir über die simple Frage “Gibt es eigentlich noch eine Zeile?“ in die Nostalgie gestolpert- und wie.
Sehr schnell waren all die Bilder von Omas Küche, ihre handschriftlichen Einkaufsanweisungen und beinahe der Geruch aus dieser Zeit da.
Vom Jonak, nicht vom Semmelbäck, oder war es der Emilbäck?
Und 25 dkg(!) Aufschnitt.
Zum Marenden oder für die Abendjause, Schwarztee mit Zitrone oder Hagebuttentee dazu.
Als Kind hat mich fasziniert, dass sie den Zeilen ansah von welcher Bäckerei sie kamen, da konnte man ihr nichts vormachen.
Dann wieder die Bilder aus der Bäckerei, am Pudel lagen einige Stapel geschnittenes Packpapier in verschiedenen Größen und in verschiedenen Farbtönen.
Die Verkäuferin hat flink einen Bogen von diesem dünnen, hellen Papier genommen und um die Zeile gewickelt, Tixo drauf.
Dann daheim sich einen Zechn abbrechen, mit den Händen wieder in der Hälfte auseinander brechen, Stück für Stück belegen, zusammenklappen oder Deckel drauf.
Ein Hochgenuss.
Irgendwann war mein Gusto auf einen Zeilerzechn dann so groß, dass ich nur mehr gestammelt habe: Ma, jetzt so an Zeilerzechn…
Dass ich dann am Sonntag beim Frühstück mit einer Zeile, Aufschnittwurst und kluag geschnittenem Speck empfangen wurde, hat wiederum mit Hermann zu tun.
Da ist er in seinem Element.
Es war ein Festmahl.
Eingebettet in große Dankbarkeit.
Ob der Vergangenheit und ob der Gegenwart.

Enteneier

Als unsere Enten zu uns gekommen sind, haben wir uns zuallererst nur dafür interessiert, wie wir sie gut halten können, wie sie mit den Hennen zusammen leben werden und — vor allem — wie wir sie über den Winter bringen. An Eier haben wir tatsächlich nicht gedacht, darum ging’s ja nicht.
Aber irgendwann war dann der Tag gekommen (mitten im tiefen Winter noch), wo wir im Stall, auf dem Boden, ein grünes Ei fanden, dann zwei Tage drauf das nächste und nun legen unsere beiden im Schnitt schon jeden Tag ein Ei (ins Legenest, auf den Stallboden oder ins Freie). Schon zwei Kartons sind gefüllt und heute war nun die erste Verkostung angesagt. Ein paar Dinge hatte ich schon gehört, einmal hatte ich ein Entenei gekostet (und war nicht beeindruckt).
Eine Suche auf deutschen Seiten hat wenig Gscheites ergeben, aber viel Blödes (“ich geb sie dem Hund”; müssen hartgekocht werden, weil so Salmonellen-gefährdet; “Hilfe, die sind ja grün!”, usw. usf.), Rezepte keine. Einmal eine Empfehlung, sie zum Backen zu verwenden.
Anlässlich der heutigen Verkostung (ja, zuallererst ein weiches Ei!) kam ich dann auf die Idee, englisch zu suchen (und später italienisch). Und da tun sich Welten auf. Seiten über Seiten, voll des Lobes über die Vorzüge von Enteneiern (gegenüber Hühnereiern), Rezepte ohne Ende. Also:

  • Enteneier halten länger (wegen der dicken Schale). Eigentlich egal, Hühnereier von eigenen Hühnern halten eh Monate
  • Enteneier haben bessere Inhaltsstoffe als Hühnereier: mehr Omega-3-Fettsäuren, mehr Vitamin D, mehr Vitamine und Mineralstoffe (Thiamin, Niacin, Riboflavin, Pantothesäure, Folsäure, Vitamine B6, E, A, B12 und Retinol), mehr Proteine, mehr Cholin (gut für Nerven, Gedächtnis, Stimmung).
  • Enteneier sind für das Backen besser geeignet, alles wird flaumiger.
  • Ansonsten können sie wie Hühnereier verwendet werden. Sind halt größer.

Das mit dem Größer-Sein ist relativ, oben sieht man ein paar unserer Hühnereiern (von verschiedenen Rassen), die grünen Enteneier sind von unseren beiden Enten aus der selben Brut.
Bleibt noch die Geschmacksfrage: ich selbst war skeptisch, ja, sie schmecken ein bisschen anders, aber kaum merkbar und sicher nicht schlechter. Heißt: genauso herrlich wie die unserer Hühner!