Mit der Pasta madre hat man ja alle paar (fünf sagt die Anweisung) Tage den Anlass etwas zu backen. Also noch einmal, diesesmal die Töpfe variiert: ganz kleine mit einem Salzstangerlteig (wird berichtet sobald er so gelingt wie ich möchte). Und noch einmal das Weißbrot. Naja. Ich hab meine eigene Regel missachtet: der FERTIGE Teig will auch noch einmal gehen, es genügt nicht, die Pasta Madre in (sehr gutem) Zustand beizumischen. Daher immer noch nicht so aufgegangen wie ich gerne möchte. Geschmacklich allerdings sensationell! Noch immer will ich ohne Zusatzhefe auskommen. Also: die Idee war gut, das Ergebnis noch immer nicht zufriedenstellend. Dabei hätt ich’s eh gewusst.
Archiv für den Monat: Februar 2017
Risotto mit Lardo, Rosmarin und Äpfeln mit Romana-Salat
Ich habe vor Kurzem einen Lardo aus dem Chianti gekauft, der zwar geschmacklich sehr gut ist, viel weißes Fett!, und mit viel Rosmarin gewürzt — aber halt recht salzig. Also fast nur zum Kochen verwendbar (außer das Brot ist italienisch fast salzlos).
Heute hatte ich große Lust auf diesen Geschmack, und einen recht alten getrockneten „Romarin“, den wir einmal mit einem Montlobre dazubekommen haben. Auf der Suche nach einem Rezept lieferte Google gleich einen netten Treffer: in der L’Ustaria Ca dal Rat wird ein solches Gericht serviert – am Ortasee.
So hab ich’s gekocht (für drei Personen): eine kleine Zwiebel mit einigen Löffeln Olivenöl und 5 dag in Streifen geschnittenen Lardo dünsten, 20 dag Risottoreis einrühren, mit einem Glas Weißwein ablöschen und mit heißer Gemüsebrühe (etwa 1 l) immer wieder aufgießen und Rühren! 5 Minuten vor dem Ende einen kleingeschnittenen Apfel einrühren, am Ende mit einigen Löffeln frisch geriebenem Parmesan und etwas Butter anrühren und einige Minuten ziehen lassen. Mit schwarzem Pfeffer abschmecken.
Dazu einen Romana-Salat (mit Essig, Öl, Salz und weißem Mohn).
Und natürlich Rotwein. Grandios!
PS: Den Romana-Salat haben wir erst vor kurzem kennengelernt — empfohlen von unserem türkischen Gemüsehändler. Schmeckt unglaublich gut! Und ist angeblich überhaupt der älteste Salat. Die Mutter aller Salate praktisch.
PPS: Wenn man einmal darüber nachdenkt, wie viele Menschen daran beteiligt sind, dass Du am Tisch sitzen kannst bei einem Teller Risotto mit Salat und einem Glas Wein! In der ersten Reihe schon mindestens zweistellig, dann explodiert die Anzahl — und da denk ich nur an die Lebensmittel. Ein vielfacher Dank an alle Beteiligten!
Schau, der passt zu dir
Beim Ordnen und Sortieren all der verschiedenen Einmachgläser ist Hermann auch dieses Exemplar untergekommen. Es gab also auch eine Marke namens Phönix. Der Schriftzug aus den 50ern – alleine darüber habe ich mich gefreut.
Noch mehr über die Botschaft: Phönix aus der Asche.
Oder um es mit Tante Poldi zu sagen: #Phönixausderflasche.
Bin schon recht gespannt, welche Inhaltsstoffe die größte Heilwirkung haben.
Scherenschleifer und Pfannenflicker
hat es früher gegeben, sie sind von Haus zu Haus und haben ihre Dienste angeboten. Zum Wohle aller. Falls Hermann seine jetzigen Berufe – er kann ja Mehreres – nicht mehr ausüben mag, kann er sofort als Wandergeselle anfangen. Mein Entsafter ist jetzt wieder einsatzbereit undd alle im Depot gefundenen Scheren haben einen neuen Schliff erhalten. Fast wie im Repaircafe.
Qualitätskontrolle
Was die beiden da wohl machen?
Genau, Qualitätskontrolle.
Was machen wir mit den Kompotten, dem Apfelmus, den Schwarzwurzeln, den Ringlotten, die seit 30!!!!! Jahren in Weckgläsern sind?
Kosten.
Qualitätskontrolle: Für uns? Für die Hennen? Für den Raben? Für den Kompost?
Hunde waren nicht als Option dabei, was Vega als sehr ungerecht empfunden hat – weiß doch jeder, dass Hunde Apfelmus und Zwetschgenkompott mögen.
Ein Gruß aus der Vergangenheit?
Unsere Garage ist der Vorraum zum Depot, unserer Speisekammer. Aber auch dort werden Schüsseln zwischendurch abgestellt. Eine Schüssel Mehl hatte am nächsten Tag eindeutige Besuchsspuren. Code grau! Mäusealarm! Nicht schon wieder…
Aber andererseits: kein Problem für uns — vielfache Erfahrung (siehe frühere Beiträge) haben uns den Weg gewiesen. Zum Bäcker nämlich, Faschingskrapfen kaufen. Die lieben sie wirklich, vor allem solche Mehl-„Tiger“! Eine Nacht lang blieb das Menü unberührt, heute früh aber die wunderbare Entdeckung. Wieder gab es für uns einen Ausflug zum Waldrand, an dem das Mäuschen mit großen Sprüngen in das warme Gras enthüpfte.
Heilmittel und Wunderwaffe
Über das Brotbier der Firma Mölk/M-Preis habe ich schon berichtet. Jetzt gibt es von diesem Tiroler Traditionsbetrieb auch HERR FRIEDRICH. Gin, der aus altem Brot und nach alter Rezeptur hergestellt wird. Altes Brot zu vermeiden – es muss nicht immer alles zu jederzeit geben – erschiene mir sinnvoller, aber immerhin wird das alte Brot wiederverwertet und nicht weggeworfen.
Der Loza ist ein Selberbrennter aus Kroatien. Ein Grappa, der jedes Jahr anders schmeckt – so hat Sead dieses Geschenk beschrieben. Ich habe nachgelesen, wollte ich doch die genaue Wortbedeutung wissen. Dabei bin ich auf eine sehr treffende und nette Beschreibung dieses Getränks gestoßen: Das As im Ärmel, Heilmittel und Wunderwaffe gegen alles Schlechte.
Autrenndelte Wolle
hat mich schon als Kind fasziniert. Diese Wellen und Windungen, diese Bogelen,die an gelocktes Haar erinnern. Manchmal durften meine Arme herhalten, um die Wolle dann in Strähnen zu wickeln. Dieses Auftrennen von Altem oder Gebrauchten mag ich bis heute.Aus Manchem ist man heraus gewachsen, es passt nicht mehr oder man zieht es nicht mehr an. Dann heißt es autrenndeln, voneinander lösen. Um mit der qualitativ hochwertigen Wolle wieder etwas Neues, Brauchbares zu gestalten. Das Grundmaterial und die Farbe bleiben, die Muster oder die Werkstücke ändern sich. Wie im Leben.
Die letzte Tour heuer auf den Dürrnberg?
Nach den großen Schneefällen und der langen Kälte ists nun frühlingshaft warm geworden. Mit den Schiern hochzugehen war eher schon gewagt. Die paar Zentimeter Neuschnee waren im Schatten kalt und der Weg in der Sonne warm. Das Resultat sieht man bei dieser ersten Rast: ich war etwa 15 cm höher als beim Weggehen!
Dank der immer wieder angebrachten Ab-Stoll-Vorrichtungen konnte es weitergehen und die Abfahrt ging sich noch gerade aus!
Das kann doch eine Henne nicht erschüttern
Was lange gärt wird endlich gut: Pasta Madre — Brot und Pizza
Das Schlagwort “slow baking” meint vielleicht was anderes aber bei meinen Pasta madre Backversuchen bin ich Langsamkeit und Geduld gelehrt worden. Es geht vor allem darum, dem Teig Zeit zu geben, sowohl bei der Pasta madre selbst als auch dem backfertigen Gemisch. Und da hängt’s einfach von den herrschenden Temperaturen ab, wie schnell etwas geht, also sind Tages- oder Stundenangaben relativ. Hinschauen, umrühren, riechen, dann weiß man schon mehr. So hab ich für das Backen am Wochenende die Pasta madre (den fertigen aus dem Kühlschrank) einfach noch eineinhalb Wochen lang gefüttert (jeden Tag 50g Mehl, 50g Wasser) bevor ich überhaupt begann, über das Backen nachzudenken. Schon am zweiten Tag begann man deutliche Lebenszeichen wahrzunehmen und am Ende hatte ich eine schöne Menge blubbernden Teigs – insgesamt fast einen Kilogramm. Aber die Idee, das jetzt “statt Hefe” zu verwenden ging gründlich schief: die gebackenen Salzstangerln waren zwar geschmacklich herrlich aber halt eher unlocker. Also für die anderen Gebäcke die Teigmischung zubereitet und das ganze noch einmal über Nacht in den warmen Raum zum Nachdenken… Und das war die Lösung: am heutigen Tag gebacken waren beide wunderbar gehfreudig — bei weitem nicht so wild wie mit Hefe — aber gerade das Brot wurde herrlich feinporig. Und den Geschmack kann man kaum beschreiben, die Kruste himmlisch. Hier also die erprobten Rezepte:
Weißes Brot: die Pasta Madre 1:1 mit Dinkel verkneten (bei mir waren das jeweils ½ kg), etwa 100 ml Wasser dazu. Ich salze Weißbrot grundsätzlich kaum, hier ½ TL. Verkneten und über Nacht im warmen Raum reifen lassen! Bei 220° im Topf 20 Minuten geschlossen und 20 Minuten offen backen.
Pizza: die Pasta Madre 1:3 mit Halb-Halb-Mischung Hartweizengrieß/Tipo “00” Weichweizenmehl (ich hatte gut 150 g Pasta Madre und knapp ½ kg von der Mehlmischung), 20 g Olivenöl, 10 g Salz, ⅓ l Wasser. Verkneten und über Nacht im warmen Raum reifen lassen! Bei 220° auf dem Pizzastein backen, braucht mit dünnem Belag etwa 10 Minuten!
Wo ist das Guti?
Hirschgulasch vom Plachutta
Eigentlich hatte ich das nicht vor, aber bei jedem weiteren Mal verstärkt sich mein Vertrauen: bodenständig, traditionell und nicht überzogen schwierig dabei offensichtlich jahrzehntelang erprobt. Daher auch hier dieses Rezept auf der Grundlage des Klassikers “Die gute Küche”, ein bisschen variiert (zum großen Vorteil, finde ich!):
80 dag Hirschragout (oder Reh), 15 dag geräucherter Speck, ¼ kg Zwiebeln, feingewürfelt, 6 EL Butterschmalz (ja! wirklich wichtig!), 2 EL Paprika (edelsüß, ich hab geräucherten genommen), ¼l Wasser, ⅛l Rotwein, Salz, etwas Cayennepfeffer. Kein Mehl (20g), kein Sauerrahm (⅛l — wie im Original).
Speck leicht anrösten, mit dem Schmalz gemeinsam Zwiebeln goldbraun braten, Paprika kurz unterrühren, gleich mit Wasser und Wein aufgießen, (nur wenn der Speck nicht stark gewürzt ist) salzen und Fleisch dazugeben. Gut 2 Stunden garen, abschmecken.
Wir haben es nur mit Brot aber auch mit ungarischen Eierspätzle genossen. Ach, war das herrlich!
PS: Als Aperitif gab es einen Prosecco. Der hatte auf dem Korken den Hinweis aufgedruckt, wie der denn zu entfernen wäre. Und ich hatte schon mein Machete Säbel Buschmesser gezückt! (die beiden Erstkandidaten gehen wegen Terror- bzw. Burschenschafterverdacht gar nicht).
Starkenberg
Die Brauerei Starkenberg bei Tarrenz ist als relativ kleine Tiroler Brauerei in Tirol Legende: seit über 200 Jahren wird dort Bier gebraut, recht traditionelles, ehrliches Bier. Schon vor einiger Zeit haben sie die aufsehenerregenden Bierbäder erfunden, neue Biersorten gibt es zu entdecken.
Wir haben den Brauerei-Laden des “Biermythos” besucht, wo man allerlei rund ums Bier kaufen kann: einen Festbock haben wir mitgenommen, natürlich einen Bierbrand und auch eine Kostprobe vom Whisky, der hier gemaischt und im benachbarten Betrieb gebrannt wird. Auch Kosmetik gibt es hier — mit Bierzutaten — hergestellt im Pitztal.
Sehens- und besuchenswert, die fachkundige Leiterin Andrea Stigger scheint jedes Bier (zumindest aus Österreich) zu kennen!
Das Sterben und die Todesstunden
Die Sonne taucht die Berggipfel in ein weiches, warmes Goldgelb. Ruhe,Stille und Frieden liegt in der Luft.
Mein Kaffee dampft vor sich hin und erweckt meine Lebensgeister Schluck für Schluck.
Ja, ich mag heute diese Erfahrungen, die ich schon gezählte vier dutzendmal hinter mir habe zu Papier bringen – zu digitalem Papier.
Der Lehrplan, die Lebenserfahrung, zahllose Bücher, Vorträge, Filme, meine Hospizausbildung und das entsprechende Praktikum dazu haben mir die eine oder andere Theorie zu diesem Thema gelehrt. Leben gelernt habe ich dieses Sterben mit meinen Hennen. Ich habe damals nicht im Geringsten erahnen können, was es bedeutet eine Hühnerschar zu erleben. Sie waren mit einer Entscheidung Teil meines Lebens – diese Geschöpfe Gottes.
Ja, alle Erscheinungsformen des Lebens sind Teil der Natur und Teil der Schöpfung – das mit Gott und dem Göttlichen kann jeder für sich ausmachen. Sie sind einmaliges und einzigartiges Geschenk und somit unwiederbringlich Teil des Ganzen. Wir atmen dieselbe Luft, schauen auf denselben Sternenhimmel und lassen uns von derselben Sonne erwärmen.
Die geteilte Zeit und die Liebe sind die Grundfeste jeder Beziehung zu einem anderen Lebewesen. Ja, eine Henne, mit der ich Tag für Tag durchs Leben gehe, kann mir mehr fehlen als ein Mensch, mit dem ich keine Zeit mehr verbringe… auch das ist Sterben – immer weniger miteinander…
Jetzt bremse ich mich ein, um nicht eine Abhandlung über die Formen des Sterbens und des WERDENS zu verfassen. Ich mag noch einmal zurück zu diesen existenziellen Erfahrungen, ein Lebewesen im Sterben und in seiner Todesstunde begleiten zu dürfen.
Ja, zu dürfen. Wenn die Zeit der Chancen, der Möglichkeiten und der Heilung vorbei sind und wenn ich, um in den Worten von Günter zu bleiben, DER HOFFNUNG NICHT MEHR AUF DEN LEIM GEHE, dann, ja dann ist diese unwiederbringliche Zeit des Sterbens und der Todesstunde da.
Da liegen sie dann in den meisten Fällen auf meinem Schoß, der Kamm und die Lappen haben schon an Farbe verloren. Die Augen stellen dieselben Fragen. Verwunderung, Angst, ich kenne mich nicht aus, bist du noch da?… das gelebte Leben noch einmal in Erinnerung rufen… in meinen Armen noch einmal durch den Garten gehen, Sonne im Gefieder spüren…langsames, ruhiges Atmen, aufbäumen und wieder ruhig werden. Das Essen und das Wasser kann man dann beiseite stellen, das ist nur mehr hinderlich in der Vorbereitung zum Fliegen – zum großen Übergang des Lebens – von einem Ort zum anderen. Der Kopf wiegt sich hin und her, sagt noch einige Male NEIN und JA zum Erlebten. Wenn ich großes Glück habe, gibt es noch den einen oder anderen Augenaufschlag… letzte Blicke, die alles klären.
Tiefe Ehrfurcht breitet ihren Mantel aus, die Welt bleibt draußen und diese weichen, warmen Tränen rinnen über die Wangen. Das ist kein Schmerz und kein Weh mehr…jetzt und in der Stunde unseres Todes…nur mehr dieses Wunder Leben.
Ich bin unendlich dankbar, mit all diesen Wesen, das Sterben derart erleben zu dürfen. Sie sind mir wahre Lehrmeister dieses Wunders geworden…