Hermann hat sich sehr genau überlegt, womit er unseren Besuch kulinarisch verwöhnen möchte. Immerhin ist Kochen und Essen eine der großen Leidenschaften von Claudia. Pasta e lenticchie musste dabei sein und da sich das Dreimäderlhaus schon sehr darauf gefreut hat, wieder mit Hermann zu kochen, war der Plan klar. Die Mädels machen die Nudeln selber. Aus dem bereits bewährten Rezept haben sie den Nudelteig gemacht, geknetet, ausgerollt und geschnitten. Es war herzerwärmernd mit welcher Begeisterung und mit welcher Ausdauer sie unter Hermanns spielerischer Anleitung die Malfatti für dieses Gericht zubereitet haben.
So ein Besuch hat viele Facetten, die ich mag. Endlich wird einmal der ganze Tische gebraucht, auf jedem Platz steht ein Teller und die Behältnisse und Gläser weisen auf die Geschmacksvielfalt des Lebens hin.
Eines der liebsten Zeichen ist mir die große Zufriedenheit und die rechtschaffene Müdigkeit unserer Vierbeiner. Bis zum Umfallen sind sie immer bei allem dabei, im speziellen Emma und Vega. Aber auch für Cipollino stellen Besuche noch eine Herausforderung dar: Wo soll ich denn jetzt schlafen, bei so vielen Möglichkeiten? So viele Kniekehlen ganz für mich alleine.
Das Rezept stammt von Jamie Oliver und ist zuallererst verblüffend: sooo viel Zitrone? Und so einfach? Also: Respekt, zweimal ja!
Etwa ⅛ kg geriebenen Parmesan mit zwei Eidottern und dem Saft und der Schale von zwei Zitronen vermischen, zwei Handvoll Basilikum gehackt dazugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wie ein Pesto mit beliebigen Nudeln anrichten – also untermischen und etwas Kochwasser dazu. Mit ein paar Blättchen und etwas Parmesan garnieren.
Wir hatten einen moussierenden Rotwein dazu, einen Gutturnio, ein Lambrusco wäre auch gut gewesen. Wunderbar!
die Sträußchen, die beim Spaziergang oder bei der Wanderung gepflückt werden, mehr werden-
wir mit Zeichnungen beschenkt werden-
der Eingangsbereich diesen Anblick bietet-
und vor dem Haus allerhand fremde Gefährte zu sehen sind-
dann haben wir Besuch. Claudia war mit ihren drei Mädels da und am Donnerstag ist Robert nachgekommen. Ein volles Haus.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das die klassischen Frauengeschichten sind. Das ist noch zu tun- es ist immer etwas zu tun, da habe ich Ja gesagt, die schaut vorbei, das Mail oder der Anruf verlangt eine Antwort und schon bin ich mitten in der Fremdbestimmung und der andauernden Überforderung. Und meistens muss es schon recht ächzen und mühsam werden bis ich mir dessen bewußt werde, beziehungsweise mir eingestehe, dass ich nicht mehr so gut FUNKTIONIERE , wie ich es vor Jahren noch konnte.
Gott sei Dank gibt es da dann immer einen Moment der Besinnung. Diesmal war es einer der Titel der Übungsstücke, die Eva für die Übertrittsprüfung lernen soll.
KISS THE RAIN, eine Melodie, die sofort unter die Haut geht. Ja, und der Gedanke, den Regen zu küssen, hat was.
Ich habe eine Palette an Tätigkeiten, die mich wieder zu MIR SELBER bringen.
Sonnenstrahlen einfangen
gehen, eingehen, ausgehen, ergehen.
der Musik lauschen
und wenn alles gar nichts mehr nützt, mich auf die obere Terrasse zu setzen- ganz allein- und ein spezielles Bier trinken. Diesmal war es VOGELWUID, weil es eine recht treffende Benennung dieser Zustände ist.
Am liebsten wäre mir aber, dass ich mich gar nicht so hineinbegebe in dieses NEBEN oder AUßER MIR SEIN.
hat die Klockerei gerade auf Lager. Unsere Schar ist immer noch fleißig am Legen, obwohl sich immer mehr der Damen wieder einmal fürs Brüten entscheiden. Und so haben wir uns für den Herbst und den Winter wieder Eier in Wasserglas eingelegt.
Ganz neu im Sortiment haben wir BAUSTELLENEIER anzubieten. In regelmäßigen Abständen bringen uns die Bauarbeiter Eier, die sie an den unmöglichsten Plätzen auf der Baustelle finden. Wie überall Nachbars Garten ist einfach interessanter, auch wenn es kein Garten mehr, sondern eine Baustelle ist.
Die Kichererbsen aus der Abazzia waren geschmacklich außergewöhnlich und so hat sich Herrmann richtig ausgetobt. Salat mit Thymian und Focaccia und weil er gerade so in Schwung war noch eine Crescia mit Mangold und Wildgemüse. Ratzeputz fertig.
Eine Urform der Pizza soll sie sein, schreibt Maria Luisa Scolastra im Rezept in der SZ, und da wir gerade im Kräuter-Schwelgen sind hat das gut gepasst. Ganz eigen die Würze im Teig: viel Salz und Pfeffer, den man dan auch gut rausschmeckt.
Wir haben für die Füllung den Mangold verwendet, der da war und zur anderen Hälfte Brennnesseln, Taubnesseln, Spitzwegerich und Liebstöckel (ruhig viel!). Das hat perfekt gepasst!
War auch nach einem Tag noch gut und dann aber restlos weg!
In dem inzwischen fast 30 Jahre alten Kochbuch “Brot und herzhaftes Gebäck” hat Angelika ein Rezept für dieses Kichererbsenbrot gefunden:
¼ kg Kichererbsen über Nacht einweichen und im Quellwasser weichkochen. In 30 dag Dinkel- und 20 dag Weizenvollkornmehl mit 1 Würfel Hefe, 2 TL Honig und ⅜ l Wasser einen kleinen Vorteig gehen lassen, dann mit 1 TL Salz und den Kichererbsen zu einem Teig verkneten. Auf einem befetteten Backblech noch einmal gehen lassen, mit Finger oder Kochlöffel kleine Grübchen stechen und mit 5 dag Butter und dem restlichen Salz bestreichen. Bei 200° etwa eine halbe Stunde backen.
War bei mir viel schneller gebacken und daher auch recht dunkel. Vertrug beim Essen dann etwas Olivenöl aufgeträufelt und verlangt nach einer Weinbegleitung!
und wieder trägt mich die ErINNERung durch die Zeit.
Wir fahren durch die Crete, diese atemberaubende Landschaft, die Ehrfurcht und Ruhe in sich birgt. Sommer 2015, eine Zeit, die mir in ihren Bildern pralles Leben bringt und mich durch die Tristesse des Ausserferner Winters trägt.
Dann, diese Abbazia, diese Stille, das Grün, dieser Kreuzgang, diese Mönche in Weiß, die einen der Ihren zu Grabe tragen.
Im Klosterladen ersteht Hermann- ich bin bei Emma und Vega- einige LEBENSMITTEL, die von den Mönchen hergestellt werden. Wein, Weizen und Ceci.
Ja, und das ist bei mir der Brauch: von jedem Ort, den wir besuchen, wird ein LEBENSMITTEL mit nach Hause genommen.
Vermittler des Lebens, um durch den Alltag, der die Seele auffrisst, zu kommen.
Nein, ich bin in der Toskana. Eva und ich sitzen mit Emma und Vega auf dieser Parkbank. Die Sonne Italiens wärmt uns mit ihren Strahlen. Wir schmunzeln und lästern beide, wissend, dass Hermann jetzt sehr bald mit seiner Bestellung bei diesem SLOW FOOD Metzger in San Donato aus dieser Türe, die schräg hinter uns ist, herauskommen wird. Mit einem zufriedenen Strahlen in seinem Gesicht.
Seit jenem Tag liegt dieser Schinken in unserem Depot.
Den öffnen wir an einem ganz besonderenTag.
Zu einem besonderen Anlass.
Ostern 2016.
Nein.
Pfingsten 2016.
Nein.
Am 21. Mai 2016.
JA.
Bedacht und fein säuberlich, wie immer hat Hermann dieses herrliche Stück Italien am Tag VOR DER WAHL geöffnet und zum Reifen im Depot aufgehängt.
Polenta aus Haiming mit Ricotta vom italienischen Markt, brauner Almbutter und Portulak aus dem Garten. Dazu eine Schüssel Klockereisalat. Kein Kommentar.
Wann immer es das Wetter erlaubt, sind wir in unserem Garten oder auf der Terrasse.
Und da in den Sommermonaten die Sonne weit hinter der Gehrenspitze untergeht, haben wir an diesen Tagen ein bißchen ZEIT.
Allabendlich, wenn unser Tagwerk getan ist und ich den Blick über den Garten, die benachbarten Bäume und die schützenden Berge schweifen lasse, kommt Anna, unser schwarzes Seidenhuhn zu uns an den Tisch. Meist gesellt sie sich zu Emma oder Vega, die sich immer einen Platz in unserer Nähe suchen, und schaut. Sie steht da und schaut mich mit ihren kohlrabenschwarzen Augen, in denen sich viele Erfahrungen des Lebens widerspiegeln, an.
“Hosch it nou a Gutele für mi?”- Kuchenbrösl oder so… Doch Anna, für dich habe ich immer ein Gutele- du treue Seele meines Lebens- du Sängerin der Schar.
Wenn dann die Gutelen verteilt sind, die Sonne mit ihren letzten Strahlen des Tages die Rosenblätter streichelt, der Espresso am Tisch steht, dann, ja dann, liegt Stille und Frieden über diesem Stück Land. Momente tiefster Zufriedenheit und dem Wissen: ALLES IST GUT!!