Der Wörternärrin erster Streich
MEINE GABI hat mir in einem Telefonat, das wir vor ein paar Wochen geführt haben, folgende Anregung (Hilfe! schon wieder so ein Wort) gegeben:
Schau dir in aller Ruhe (Rilke lässt grüssen) einmal ein paar Sachen an. Wo kann man bei dir noch andocken? Wo wird dir Energie entzogen? Als einen der Begriffe nannte sie die Schuld. Die Schuld, eines der zentralen großen Menschheitsthemen.
Also habe ich sie noch einmal hergenommen, diese Schuld, sie gedreht und gewendet, wie schon so oft in meinem Leben. In diesem Drehen und Wenden ist mir dann die Verankerung dieses Wortes in unserer Sprache aufgefallen.
JEMANDEM DIE SCHULD GEBEN. Um das tun zu können, muss ich sie haben, sonst kann ich sie nicht geben.
JEMANDEM DIE SCHULD ZUSCHIEBEN. Eine weit gewichtigere Formulierung. Wenn etwas geschoben werden muss, hat sich da meist schon eine ganze Menge angesammelt, die ich nicht ohne Hilfsmittel von mir weg schieben kann. Schubraupen heißen die entsprechenden Arbeitsgeräte, machen meist einen mords Grawall und ein mords Gschtank.
JEMANDEM DIE SCHULD IN DIE SCHUHE SCHIEBEN. Das Gehen erschweren oder verhindern.
Erkenntnis der Wortnärrin: Wo liegt die Schuld? Bei dem der schiebt und gibt? Zumindest liegt dort die Unfähigkeit die eigene Schuld zu drehen, zu wenden, anzunehmen? Oder, wieso, muss ich sonst die Schuld, die bei mir liegt, herumschieben?