Archiv des Autors: Hermann

Beim Umathum in Frauenkirchen

“Habt’s euch nicht reingetraut?” werden wir von Josef Umathum verschmitzt begrüßt, der uns beim Schattenplatzlsuchen (für unsere Hunde) vorn draußen gesehen hat und jetzt in den Verkaufsraum kommt. Das Platzerl haben wir gefunden, ein jahrzehntealter Nussbaum beschattet den ganzen Innenhof, der zum einen von den historischen Gebäudeteilen und zum anderen von den neu dazugebauten Räumlichkeiten begrenzt wird. Wir erklären unser Herumgekurve und erzählen, dass die Begeisterung Angelikas über den “Haideboden”, den sie diese Woche mehrfach genossen hat, uns bestärkt hat, noch am Abreisetag hierher zu kommen. Und von der gerade begonnenen Verkostung, bei der wir auch noch den St. Laurent, den Blauburgunder, den Königlichen Wein (alle 2013) und den Gelben Muskateller (2015) probieren. Letzterer schmeckt ganz und gar nicht so, wie wir ihn jetzt fast überall bekommen haben: kein Safterl sondern komplett trocken. Und gerade deswegen konzentrierteste fruchtige Aromen.

Das hat alles natürlich gute Gründe (auf den Webseiten kann man einiges nachlesen): er beginnt über den Wahnsinn zu sprechen, den der Preisdruck bewirkt: Wirte, für die ein Wein im Einkauf nur einen Euro je Flasche kosten darf, Wein, der möglichst schnell produziert und verkauft wird, Schlamperei vom Weingarten bis zum Keller – alles wird von manchen durch Schönungsmittel  vom Traubensirup bis zum Tanninpulver schnell behoben.

Dann spricht er über die Sorgfalt, die ihm jede einzelne Traube, jeder Traubenstock wert ist: über die Zwergschafe, die zwischen den Stöcken weiden (ein neues Projekt), er erzählt von der Sehnsucht der Weinpflanze nach dem Licht, von den Aromen der Früchte,  der Reifung der Trauben und den optimalen Erntezeitpunkt.

Es geht raus und wir besuchen die Keller: den alten Keller mit den großen Fässern aus heimischer Eiche, deren Holz speziell für ihn zum richtigen Zeitpunkt geschläfert wird und sieben Jahre lagert, bevor Fässer daraus werden. Dann zum neuen Keller, einer Kirche nachempfunden, hell, hoch, kühl. Und ein Raum mit einem Tisch, dessen spezielle Form nur ein Problem hat: “man mag halt nicht mehr heimgehen”.

Kompromisse sind fast undenkbar für ihn, dessen Leitbild “Wein zu keltern, der das Talent hat, die Seele zu berühren” keine Floskel sondern Programm mit klaren Konsequenzen ist: Bio-Dynamischer Landbau wird durchgängig seit 2006 angewandt, dabei “geht [es] nicht um Esoterik oder Mystik, es geht um langfristige Gesundheit, Artenvielfalt und Kultur”. Vom Wuchs der Trauben bis zum Ausbau im Fass: jede einzelne Entscheidung ist reflektiert und unter diesen Gesichtspunkten getroffen. So kann man jetzt auch erst den 2013er kaufen – viele der Spitzenweine liegen noch länger im Fass bzw. noch ein Jahr in der Flasche.

Dass dann auch noch ein “Zusammen-halten”-Projekt jedes Jahr Talente fördert (auch Erich Stekovics war einmal dabei) macht es – neben dem herrlichen Wein – noch leichter, einen ehrlichen Preis für die Flaschen zu bezahlen.

Dass ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo wir beim Verkosten sind (nachdem wir eine Zeitlang allein im Hof warteten), Josef Umathum wiederkommt und uns dort antrifft, kann man Zufall nennen. Dass dann ein paar ausgetauschte Sätze zu einem Gespräch entlang der Weinreben und Weinkeller werden, ist ein Geschenk.

Paradiesische Einsichten: Erntetag beim Stekovics

“Sicher, es ist sehr, sehr viel Arbeit, aber ich liebe es”. Er steht inmitten von Pflanzen in allen Grüntönen mit Früchten in fast allen Farben: rot natürlich, gelb, grün, aber auch Blau- und Violetttöne. Umgeben von einer überwältigenden Anzahl dieser Früchte. Ich lasse die Kamera sinken, ein berührender Moment. Der Großteil der Arbeit, die hinter dem steckt, was wir kaufen können ist unsichtbar. Das Hegen und Pflegen von buchstäblich Tausenden von Pflanzen, mit ihrem Wachsen, Blühen und Reifen mitzuleben, dazu gehört auch das Sterben. Jahr für Jahr wieder. Das Ringen um die optimalen Bedingungen, irgendwann dann manchmal die sehr schwere Entscheidung, eine Sorte nicht mehr weiter zu pflegen und aufzugeben: “Das gehört zum Allerschwersten”.

Er hat bereits Unglaubliches erreicht in den letzten 15 Jahren, über 3000 Sorten werden kultiviert, die Samen archiviert, mehrere Sammlungen von weit her integriert. Für die nächsten, “noch verbleibenden” 15 Jahre hat er sich vorgenommen, sein praktisches und erprobtes Wissen weiter auszubauen und zu perfektionieren: in jeder Kategorie sagen zu können: dafür, etwa für Topfhaltung, eignen sie diese Sorten am besten.
Am Erntetag werden wir von Erich und seiner Ehefrau Priska begrüßt, dann geht’s gleich aufs Feld – inmitten des burgenländischen Flachlands östlich des Ufers der “Lacke”. Hier liegen die Tomatenpflanzen, 4,5 m2 für jede, auf dem Boden, sorgfältig mit der Hand auf Stroh gebettet. Sofort sieht man, wie groß sich jede Pflanze, wenn sie darf, ausbreitet – einen Meter Durchmesser haben die Sträucher, nur einige 10 cm hoch. Einige Früchte sind von oben sichtbar, aber wenn man sie hochhebt, traut man den Augen kaum: Hunderte von Früchten sind dort, eigentlich ohne direkte Sonne und alle perfekt! Hier wird weder gegossen und schon gar nicht ausgegeizt, auch nicht gezupft: “eine Tomate möchte einfach so sein dürfen, wie sie ist. Da unterscheidet sie sich nicht von uns Menschen”. Und das dauernde Herumzupfen ist wie ein dauerndes Zeigen, was alles nicht passt – mag auch niemand. Einfach wachsen und sein lassen.
Zu Mittag essen wir gemeinsam – im herrlichen renovierten Gebäude – mit einer Wasserfläche davor und vielen kleinen Plätzen zum Sitzen, Innehalten und Ratschen. Es gibt eine Suppe, die wir später selbst zubereiten werden: kalte, passierte Tomaten. Wer mag, mit ein paar Gewürzen, einer Scheibe Toastbrot. Einfacher geht’s nicht und trotzdem ist es die beste Tomatensuppe meines Lebens. Danach eine einfache Tomatensoße zu Nudeln, wer mag mit Chilischärfe. Einfacher geht’s nicht. Und besser auch nicht. Überhaupt treibe die Spitzengastronomie unverständliche Blüten: “eine gute Tomate auf einem Teller – mehr braucht’s nicht”.
Es geht dann noch um’s Einkochen – auch hier wieder möglichst einfach: Tomaten enthäutet und in Einmachglas gedrückt. Pasteurisieren. Fertig.
Im Hofladen gibt’s herrliche Produkte, auch Bücher. Ein Tag im Paradies. Das stellt man sich ewig vor, wir aber fahren erschöpft und beglückt zu unserer Unterkunft.

Zucchinisauce mit Basilikum und geschlagenem Eigelb

Soll ich ganz, ganz ehrlich sein. Ja, schon, oder? Also: Zucchini schmecken nach Nichts. Nach gar nichts. Nach wirklich absolut rein überhaupt nichts. Mit etwas Pech nach bitterem Nichts. Sonst könnt man nicht einen Kuchen draus machen und keiner merkt (außer man ist beim Raspeln a bisserl schlampert). Ja, ok. Nach wenig.

Daher muss man was machen und das ist meistens: Braten. Mit möglichst viel Verbrutzelung. Und dann halt noch eine gschmackige Sauce drumherum, dann passt das schon. Und genau das tut dieses Rezept, das wirklich außerordentlich schmeckt und auch so aussieht. Ist wieder von der Marcella, ein bisschen variiert.

Also: etwa  ½ kg Zucchini in feine Stifterin schneiden (fast schon wie dicke Spaghetti) und in Öl rundherum goldbraun braten. Für die Sauce in 2 EL Butter in nicht mehr schäumender Butter 6 EL Milch mit 1 TL Mehl verrührt löffelweise dazugeben und dann kurz aufkochen lassen bis die Masse cremig ist (eine Béchamel-Sauce halt). Zucchini reingeben und schauen, dass alles miteinander vermischt wird. Weitere 2 EL Butter dazugeben, einige mit der Gabel aufgeschlagene Eigelb unter die Sauce rühren, etwa ½ kg Nudeln dazu, 10 dag Mischung Parmesan/Pecorino dazu und mit dem Kochwasser der Nudeln wie bei einem Pesto die Sauce schön eher auf der flüssigen Seite anpassen. Mit frischen Basilikumblättern oder Petersilie bewerfen und sofort servieren.

Natürlich Salat dazu. Und Rotwein. Und Grappa. Nachher.

Wähe Grundrezept und Zucchini-Tomaten-Tarte

Wähen und Tartes bin ich ausgeliefert – ich kann einfach nicht widerstehen. Und ich wurde noch nie enttäuscht, ganz besonders nicht bei diesem Rezept. Aus meinem (nicht süßen)

Grundrezept Teig 1-1-1: 1 Teil Butter, 1 Teil Weißmehl, 1 Teil Vollmehl und etwas Wasser, eine Prise Salz. Grundrezept Guss 1-1-1: 1 Ei auf 1 dl Süßrahm, 1 TL Maizena

hatte ich schon vor einiger Zeit eine Obstwähe zubereitet (Guss ungesüßt, lieber später Zucker). Der Rest des Teigs wanderte in den Kühlschrank (also: immer gleich doppelt so viel machen – jeweils ¼ kg in meinem Fall). Nun holte ich ihn heraus, um, angeregt durch das herrliche Wachsen unserer Zucchini, einem Rezept von La Mia Cucina folgend, diese Gemüsewähe=Tarte zuzubereiten.

Wie so oft beim Kochen hat man nicht immer alles so, wie es im Rezept steht, daher habe ich den Kochschinken durch hauchdünnen Parmaschinken ersetzt und den Käse (weder Parmesan und schon gar nicht Sbrinz hatte ich) durch einen würzigen Bergkäse; für die Tomaten hatte ich gar nur welche aus der Dose. Das Ergebnis war trotzdem: umwerfend!

Also: mit dem Teig z.B. eine Springform auskleiden, Blech geht genauso, nicht vergessen, den Boden mit der Gabel einzustechen  Bergkäse auflegen, mit Schinken abdecken, dann Zucchini und Tomaten abwechselnd einlegen (ruhig sehr schrägstehend) und dann mit dem Guss (doppelte Menge, Salz, Pfeffer, Muskat) ausgießen. Bei 220° ½ Stunde backen.

Mit Salat servieren. Wahnsinnig gut! Unbedingt nachmachen!

Cannellini Bohnen-Salat

Nicht gerade ein “leichtes” Sommer-Rezept, aber am lauen Sommerabend eine feine Ergänzung zu allerlei anderen Kleinigkeiten, die man zum Wein auf der Terrasse genießen kann. Naja, das Jahr der Hülsenfrüchte darf man nicht ungenutzt verstreichen lassen und frischen Salbei hats auch jetzt. Das Rezept ist von der Marcella. Kurzfassung: gekochte Canellini (oder weiße) Bohnen (nicht salzen!) in einer würzigen Paste.

Also: 2 EL grob gehackte Zwiebeln, 3 frische Salbeiblätter (eher mehr), 2 bis 3 Sardellenfilets (siehe Beitrag über die Remouladensauce), 6 EL Olivenöl, 1 EL Rotweinessig, 2 Eidotter gekocht, 1 EL gehackte Petersilie – alles mit dem Stabmixer zu einer Creme verarbeiten. Die abgetropften Bohnen, am besten lauwarm, mit der Sauce vermengen und ziehen lassen. Erst nach einiger Zeit evtl. mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Sehr gschmackig und auf jeden Fall mediterran. Also doch ein bisschen Sommer.

Bienen auf unseren Brombeeren

Unsere Brombeeren werden gerade von Bienen besucht: nachdem im Frühsommer kaum welche herum waren und wir uns schon Sorgen gemacht haben sind sie nun eifrigst beim Werkeln!

Zwiebelansichten

Heuer ist alles im Übermaß gewachsen: schnell, hoch, dicht. Auch die Zwiebeln ragen weit über den Hochbeetrand empor und lassen sich anschauen. Da wird man mit Schauen gar nicht mehr fertig!

Speckch-Kchnödel

Die Klassiker unter den Knödeln hab ich noch nicht oft gemacht, daher hab ich mich genau ans Rezeptbuch gehalten (wie immer für Tirolerisches: Maria Drewes Tiroler Küche). Ein paar Tipps stehen in Klammern:

½ kg Knödelbrot (Dinkel), ¼ l Milch, 3 Eier, ¼ kg Speck (Ja, soviel! und natürlich Bauchspeck! kann auch Räucherwurst oder Selchfleisch sein), 3 dag Butter, ½ Zwiebel, Petersil (viel!), Schnittlauch (viel!), Mehl (3EL).

Ich habs so gemacht: die Hälfte des Specks auslassen und mit der Butter die Zwiebeln andünsten, inzwischen das Knödelbrot mit der Ei-Milch-Mischung übergießen und rasten lassen. Zum Schluss restlichen Speck und Petersilie kurz mitrösten und mitsamt den anderen Zutaten auf das Knödelbrot, untermischen, mit dem Mehl abstauben und durchkneten (nicht zermatschen!), mit Salz abschmecken (ja: kosten!). Evtl. brauchts da noch ein bisschen Wasser, damit das genug zusammenhält. Den Teig kann man dann noch ein bisschen rasten lassen, Knödel formen und in Suppe kochen. Nach gut 10 Minuten sollten sie durch sein und lustig obenauf schwimmen. Nicht verkochte Knödel lassen sich gut einfrieren: auf einem Brett vorgefrieren und dann erst einsackeln.

Den ersten Knödel mit Suppe (“zu Wasser”, noch einmal Schnittlauch!), den zweiten mit Salat (“zu Land”) servieren.

Eardepflsalåt fast wie vor 35 Jahren

Ich hab als Studienanfänger in Wien studiert und mich selbst versorgt. Damals konnte ich zwar schon kochen, aber irgendwie war mir die Zeit zu schade dafür, ich wollt lieber studieren (oder ins Kino gehen). Heute ist das ziemlich umgekehrt…

Auf jeden Fall: unter der Woche hab ich mich von Kartoffelsalat ernährt, eine große Schüssel reichte mit ein paar kleinen Beilagen fast die ganze Woche, es war Wintersemester, kein Kühlschrank im Heimzimmer, als musste das Fensterbrett (im 7. Stock) herhalten, war eigentlich schon waghalsig. Jedenfalls hab ich jetzt wieder einmal einen solchen Salat gemacht, der schon ein bisserl wienerisch ist vom Rezept (Zucker! Mengen sind nur geschätzt – für etwa 1 kg Kartoffeln) – und noch besser schmeckt, als ich ihn in Erinnerung habe – auch nicht selbstverständlich:

2 Zwiebeln in Öl anschwitzen, beherzt Zucker dazu (1 EL), etwas dünsten lassen (nicht anbräunen!), 2 Knoblauchzehen dazupressen, 1 EL Senf dazu (ich hab diesesmal weniger, dafür frischen Estragon verwendet), umrühren, mit 1/8 Weißwein ablöschen und mit Suppe aufgießen (1/2 l), mit Weißweinessig und Salz abschmecken und etwas einkochen lassen. Die noch warmen Kartoffeln in die Marinade blättrig reinschneiden, zudecken, etwas ziehen lassen und lauwarm servieren.

Für mich damals dann eben ein paar Blätter Wurst dazu oder ein Fisch aus der Dose. Das haben wir vorgestern auch nachgestellt, ein kernweiches Ei dazu und gut war es. Saugut. Der frische Estragon im Salat sowieso Hammer, die Sardine wie gewohnt sehr gut, hoffentlich gibt’s bald wieder die fangfrischen Nuri.

Abbazia di Piona

Während Angelika die Kirche und den Kreuzgang besichtigte, hatte ich Zeit für einen kleinen Rundgang mit unseren Schnüffen.

Chiavenna – slow città und slow food

Angelika hat dieses Städtchen als Città slow entdeckt (Orvieto ist auch eine, Abbiategrasso auch) – da wollten wir natürlich hin. Außerdem ist das Valtellina, das Veltlin schon lange auf der Da-will-ich-hin-Liste, nicht zuletzt wegen des roten Veltliners (hat mit unserem grünen aber nix zu tun). Wir haben es sehr, sehr slow – tranquillo erlebt, vielleicht auch, weil wir an einem Sonntag zur Mittagszeit dort waren. Sehr wenige Menschen auf den Straßen, am Hauptplatz konnten die Hunde gemütlich aus dem Dorfbrunnen trinken. Nach der Brücke über die Mera ein kleines Lokal, das Oltremera Café – freundlich bot man uns einen Platz und lokale Spezialitäten an:   Brisaola della Valchiavenna – ein Rohschinken, der nach dem Marinieren luftgetrocknet und dann noch zusätzlich geräuchert wird, Pizzoccheri della Valtellina, Buchweizennudeln die mit Kartoffeln und Wirsing gekocht werden.

Der Brisaola, nur mit Olivenöl und etwas Zitrone (selbst) mariniert war unvergleichlich aromatisch. Die Pizzoccheri sehr nussig, das Gemüse passte hervorragend dazu. Dazu wurde auch Birra artigianale aus der Gegend serviert (Dalibor von der Birrificio Lariano aus der Provinz Lecco – in Sirone an der SS342, da sind wir beim Hinweg von Como nach Bergamo vorbeigefahren. Betonung auf vorbei 🙁 ). Was könnte noch schöner sein? Wir saßen lange, sehr gemütlich, lange die einzigen Gäste, es gab dann noch einen Kaffee und einen herrlichen Grappa, dessen Name “Alexander. Aqva vita” uns an zuhause denken ließ.

Angelika kaufte dann noch ein bisschen ein, kam freudestrahlend aus dem kleinen Lebensmittelladen (da war natürlich auch eine Weinflasche drin ;-)) und wir schlenderten zurück zu unserem Auto. Auf zum Splügen!

Franciacorta: der Champagner Italiens

Die Gegend südlich des Iseo-Sees ist in ganz (Nord-)Italien berühmt für seine Schaumweine – aber das ist uns eigentlich erst unten wieder eingefallen, als wir die Landkarte studierten: Adela hatte uns das erste Mal kosten lassen und uns davon erzählt, auf der Expo gab es einen eigenen großen Stand – und es ist bemerkenswert, dass sie auch noch (relativ) erschwinglich sind: ab €15 ist man (ab Hof) dabei. Die Weine werden aufwendig geerntet, sorgfältig verarbeitet, können (verschieden) lange reifen. Das Ergebnis ist bei allen Varianten (die wir  kosten durften) eine fruchtige Milde und ein sehr feines Perlen.

Besonders beeindruckt hat uns aber die Gegend: via grober Karte haben wir uns über kleine Straßen Richtung Erbusco gefädelt (ohne Navi natürlich, wir mögen das nur so, auch wenn man dann manchmal kleine Umwege macht). Dann plötzlich wird’s hügelig und wie in einem Märchen ist man inmitten malerischster Landschaft (die Weinstraße zeigt’s an), ein Örtchen nach dem anderen und auf einem Hügel sieht man dann bis zum Iseo-See und wunderschöne Weingärten laden zur Weinkost ein. Wir kehren bei Solive ein – weil’s uns auf Anhieb gefallen hat und werden verwöhnt: der Önologe des Weinguts macht die Verkostung selbst, erklärt und lässt kosten, lässt Zeit und kümmert sich um uns und die paar anderen, die hereintröpfeln.

Den halben Vormittag haben wir dort verbracht, bei feinem Wetter, dann ging’s weiter zu einem Agriturismo, wo wir zu Mittag aßen…

Spaghetti mit Sardellen, Tomaten und Estragon

Hab ich schon erwähnt, dass ich heuer ganz kräuternarrisch bin? Und der Estragon (ital. draguncello) hat’s mir besonders angetan. Jetzt hab ich allerdings gestern eigentlich nur was gscheit Schmatziges haben wollen, also (für eine Person) eine kleine Zwiebel dünsten, 1 TL Cayenne dazu, 4 gehackte Sardellenfilets, mit passierten Tomaten aufgießen. Und dann eben: 1 EL gehackten frischen Estragon dazugeben, etwas ziehen lassen, die Spaghetti wie für ein Pesto mit etwas Kochwasser dazugeben und kurz ziehen lassen. Kein Parmesan. Aber Rotwein!

Agriturismo Cascina Buona Speranza

Wie so oft erwiesen sich die Zufälle, welche Unterkunft wir dann schließlich finden, als glücklich Zu-Gefallenes: genau nach unserem Geschmack wurden wir gleich einmal von zwei Hunden, den freundlichen Besitzern und den Lauten vieler Tiere empfangen: man hörte Pferde, manchmal einen Esel. Die Cascina Buona Speranza ist tatsächlich ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb, der aber gerade soviel abwirft, um die Cascina damit zu versorgen: man kann mit Frühstück buchen, es gibt aber auch ein unglaublich großzügiges Appartement (das wir bewohnten) – mit dazugewünschtem Frühstück. Bei der Ankunft aber bekamen wir noch etwas Brot, Salami und Rotwein aus der Wasserflasche (abgefüllt aus einem großen Container). Wie herrlich das schmeckte, in der Dämmerung, im Warmen, im Freien, gut angekommen möge sich jeder selbst ausmalen.
Am nächsten Morgen dann die nächste wunderbare Überraschung: das Frühstück war dermaßen großzügig und gut, dass wir tatsächlich nicht alles aufessen konnten. Grandios!

Auf der Fahrt: am Como-See in Cernobbio

Noch vor Schulende waren wir nicht mehr zu halten: Hennen- und Blumenbetreuung organisiert, Auto hergerichtet, Agriturismo gefunden (sehr schwierig: die Floating Piers ließen alles ausgebucht sein) und gebucht, Jause eingepackt und ab in den Westen (zuerst), Haken schlagen bei Bregenz und ab in den Süden (dann), Haken schlagen beim Como-See und ab in den Osten (Zielgerade): Richtung Bergamo, südlich des Iseo-Sees.
Nein, wir waren nicht auf der Flucht, aber es konnte trotzdem nicht schnell genug gehen: endlich Sonne, warme, ja heiße Luft, und so war der erste Halt am Como-See am Seeufer perfekt: in Harrys Bar mit beiden Hunden Luft schnappen und auslassen. Geschafft. Voller Erwartung und Neugier.