Archiv für den Tag: 5. Februar 2017

Was lange gärt wird endlich gut: Pasta Madre — Brot und Pizza

Das Schlagwort “slow baking” meint vielleicht was anderes aber bei meinen Pasta madre Backversuchen bin ich Langsamkeit und Geduld gelehrt worden. Es geht vor allem darum, dem Teig Zeit zu geben, sowohl bei der Pasta madre selbst als auch dem backfertigen Gemisch. Und da hängt’s einfach von den herrschenden Temperaturen ab, wie schnell etwas geht, also sind Tages- oder Stundenangaben relativ. Hinschauen, umrühren, riechen, dann weiß man schon mehr. So hab ich für das Backen am Wochenende die Pasta madre (den fertigen aus dem Kühlschrank) einfach noch eineinhalb Wochen lang gefüttert (jeden Tag 50g Mehl, 50g Wasser) bevor ich überhaupt begann, über das Backen nachzudenken. Schon am zweiten Tag begann man deutliche Lebenszeichen wahrzunehmen und am Ende hatte ich eine schöne Menge blubbernden Teigs – insgesamt fast einen Kilogramm. Aber die Idee, das jetzt “statt Hefe” zu verwenden ging gründlich schief: die gebackenen Salzstangerln waren zwar geschmacklich herrlich aber halt eher unlocker. Also für die anderen Gebäcke die Teigmischung zubereitet und das ganze noch einmal über Nacht in den warmen Raum zum Nachdenken… Und das war die Lösung: am heutigen Tag gebacken waren beide wunderbar gehfreudig — bei weitem nicht so wild wie mit Hefe — aber gerade das Brot wurde herrlich feinporig. Und den Geschmack kann man kaum beschreiben, die Kruste himmlisch. Hier also die erprobten Rezepte:

Weißes Brot: die Pasta Madre 1:1 mit Dinkel verkneten (bei mir waren das jeweils ½ kg), etwa 100 ml Wasser dazu. Ich salze Weißbrot grundsätzlich kaum, hier ½ TL. Verkneten und über Nacht im warmen Raum reifen lassen! Bei 220° im Topf 20 Minuten geschlossen und 20 Minuten offen backen.

Pizza: die Pasta Madre 1:3 mit Halb-Halb-Mischung Hartweizengrieß/Tipo “00” Weichweizenmehl (ich hatte gut 150 g Pasta Madre und knapp ½ kg von der Mehlmischung), 20 g Olivenöl, 10 g Salz, ⅓ l Wasser. Verkneten und über Nacht im warmen Raum reifen lassen! Bei 220° auf dem Pizzastein backen, braucht mit dünnem Belag etwa 10 Minuten!

Wo ist das Guti?

Wieder einmal am alten Platzl (ohne Fassl leider) und eine kurze Rast: die Hunde bekamen Gutis zugeworfen und durften sie suchen. Obwohl die Meinungen darüber offensichtlich auseinandergingen, wo es zu finden wäre …

Hirschgulasch vom Plachutta

Eigentlich hatte ich das nicht vor, aber bei jedem weiteren Mal verstärkt sich mein Vertrauen: bodenständig, traditionell und nicht überzogen schwierig dabei offensichtlich jahrzehntelang erprobt. Daher auch hier dieses Rezept auf der Grundlage des Klassikers “Die gute Küche”, ein bisschen variiert (zum großen Vorteil, finde ich!):

80 dag Hirschragout (oder Reh), 15 dag geräucherter Speck, ¼ kg Zwiebeln, feingewürfelt, 6 EL Butterschmalz (ja! wirklich wichtig!), 2 EL Paprika (edelsüß, ich hab geräucherten genommen), ¼l Wasser, ⅛l Rotwein, Salz, etwas Cayennepfeffer. Kein Mehl (20g), kein Sauerrahm (⅛l — wie im Original).

Speck leicht anrösten, mit dem Schmalz gemeinsam Zwiebeln goldbraun braten, Paprika kurz unterrühren, gleich mit Wasser und Wein aufgießen, (nur wenn der Speck nicht stark gewürzt ist) salzen und Fleisch dazugeben. Gut 2 Stunden garen, abschmecken.

Wir haben es nur mit Brot aber auch mit ungarischen Eierspätzle genossen. Ach, war das herrlich!

PS: Als Aperitif gab es einen Prosecco. Der hatte auf dem Korken den Hinweis aufgedruckt, wie der denn zu entfernen wäre. Und ich hatte schon mein Machete Säbel Buschmesser gezückt! (die beiden Erstkandidaten gehen wegen Terror- bzw. Burschenschafterverdacht gar nicht).

Starkenberg

Die Brauerei Starkenberg bei Tarrenz ist als relativ kleine Tiroler Brauerei in Tirol Legende: seit über 200 Jahren wird dort Bier gebraut, recht traditionelles, ehrliches Bier. Schon vor einiger Zeit haben sie die aufsehenerregenden Bierbäder erfunden,  neue Biersorten gibt es zu entdecken.

Wir haben den Brauerei-Laden des “Biermythos” besucht, wo man allerlei rund ums Bier kaufen kann: einen Festbock haben wir mitgenommen, natürlich einen Bierbrand und auch eine Kostprobe vom Whisky, der hier gemaischt und im benachbarten Betrieb gebrannt wird. Auch Kosmetik gibt es hier — mit Bierzutaten — hergestellt im Pitztal.

Sehens- und besuchenswert, die fachkundige Leiterin Andrea Stigger scheint jedes Bier (zumindest aus Österreich) zu kennen!

Das Sterben und die Todesstunden

Die Sonne taucht die Berggipfel in ein weiches, warmes Goldgelb. Ruhe,Stille und Frieden liegt in der Luft.
Mein Kaffee dampft vor sich hin und erweckt meine Lebensgeister Schluck für Schluck.
Ja, ich mag heute diese Erfahrungen, die ich schon gezählte vier dutzendmal hinter mir habe zu Papier bringen – zu digitalem Papier.
Der Lehrplan, die Lebenserfahrung, zahllose Bücher, Vorträge, Filme, meine Hospizausbildung und das entsprechende Praktikum dazu haben mir die eine oder andere Theorie zu diesem Thema gelehrt. Leben gelernt habe ich dieses Sterben mit meinen Hennen. Ich habe damals nicht im Geringsten erahnen können, was es bedeutet eine Hühnerschar zu erleben. Sie waren mit einer Entscheidung Teil meines Lebens – diese Geschöpfe Gottes.

Ja, alle Erscheinungsformen des Lebens sind Teil der Natur und Teil der Schöpfung – das mit Gott und dem Göttlichen kann jeder für sich ausmachen. Sie sind einmaliges und einzigartiges Geschenk und somit unwiederbringlich Teil des Ganzen. Wir atmen dieselbe Luft, schauen auf denselben Sternenhimmel und lassen uns von derselben Sonne erwärmen.
Die geteilte Zeit und die Liebe sind die Grundfeste jeder Beziehung zu einem anderen Lebewesen. Ja, eine Henne, mit der ich Tag für Tag durchs Leben gehe, kann mir mehr fehlen als ein Mensch, mit dem ich keine Zeit mehr verbringe… auch das ist Sterben – immer weniger miteinander…

Jetzt bremse ich mich ein, um nicht eine Abhandlung über die Formen des Sterbens und des WERDENS zu verfassen. Ich mag noch einmal zurück zu diesen existenziellen Erfahrungen, ein Lebewesen im Sterben und in seiner Todesstunde begleiten zu dürfen.
Ja, zu dürfen. Wenn die Zeit der Chancen, der Möglichkeiten und der Heilung vorbei sind und wenn ich, um in den Worten von Günter zu bleiben, DER HOFFNUNG NICHT MEHR AUF DEN LEIM GEHE, dann, ja dann ist diese unwiederbringliche Zeit des Sterbens und der Todesstunde da.

Da liegen sie dann in den meisten Fällen auf meinem Schoß, der Kamm und die Lappen haben schon an Farbe verloren. Die Augen stellen dieselben Fragen. Verwunderung, Angst, ich kenne mich nicht aus, bist du noch da?… das gelebte Leben noch einmal in Erinnerung rufen… in meinen Armen noch einmal durch den Garten gehen, Sonne im Gefieder spüren…langsames, ruhiges Atmen, aufbäumen und wieder ruhig werden. Das Essen und das Wasser kann man dann beiseite stellen, das ist nur mehr hinderlich in der Vorbereitung zum Fliegen – zum großen Übergang des Lebens – von einem Ort zum anderen. Der Kopf wiegt sich hin und her, sagt noch einige Male NEIN und JA zum Erlebten. Wenn ich großes Glück habe, gibt es noch den einen oder anderen Augenaufschlag… letzte Blicke, die alles klären.

Tiefe Ehrfurcht breitet ihren Mantel aus, die Welt bleibt draußen und diese weichen, warmen Tränen rinnen über die Wangen. Das ist kein Schmerz und kein Weh mehr…jetzt und in der Stunde unseres Todes…nur mehr dieses Wunder Leben.

Ich bin unendlich dankbar, mit all diesen Wesen, das Sterben derart erleben zu dürfen. Sie sind mir wahre Lehrmeister dieses Wunders geworden…