Archiv für den Tag: 6. April 2016

Fattoria dei Matti

Bei der Vorbereitung auf unseren Urlaub hab ich die üblichen Quellen studiert – und da ist immer das Erste die Suche nach einem Agriturismo: in Ameno wurde ich gleich fündig, allerdings war die Beschreibung auf den Internetseiten überraschend: dort konnte man nicht wohnen, sondern nur essen. Auch gut, genau das wollten wir ja. Die Beschreibung klang gut – es werde Wert auf beste Qualität gelegt und soweit möglich natürlich nur selbst Angebautes verarbeitet.

Als wir am Freitag einen Spaziergang durch das Örtchen unternahmen, fragte ich einen älteren Mann, wo denn die Fattoria zu finden sei – dort wo ich sie vermutet hatte, war nämlich gar nichts. Nun, meinte er, das sei etwa 2,5 km in die Richtung – er deutete vage nach Süden. Das war uns dann zwar zu weit, aber am Samstag gingen wir, nachdem wir auch einen Wegweiser gefunden hatten, in die Richtung. Bald endete der Ort, bald die asphaltierte Straße, bald waren nur mehr vereinzelt ein paar Hütten zu sehen. Der Weg wurde immer schlechter und noch immer nichts in Sicht. Dann plötzlich ein Tor mit einer Klingel (die nicht funktionierte) und einem großen Schild: bitte anrufen! Ich meldete mich und konnte mich zum Glück gleich englisch unterhalten: am Sonntag wär’s schlecht, da wären viele Leute, Montag wäre besser. Gut, am Sonntag waren wir eh in Orta. Also Montag Abend. Ich verstehe jetzt, warum eine der Kritiken lautete, man könne zum Essen nichts sagen, da man das Restaurant einfach nicht gefunden hätte.

Wir wussten den Weg schon, trafen um 1/2 8 ein und wurden eingelassen. Allerdings ging der Weg gleich weiter, immer noch kein Haus, ein paar Lichter auf einem weit entfernten Hügel. Dort?? Nein, kurz darauf ging’s steil hinunter und wir kamen zum Haus (leider bei schlechtem Wetter) – ein galoppierender Esel gefolgt von einem kleinen Pferd und der nachlaufenden Betreuerin sausten grußlos an uns vorbei – unsere Hunde standen nur da und schauten. Wir wurden vom Wirt und seiner kleinen Tochter empfangen, die uns sehr herzlich empfingen; der junge Wirt (der eigentlich gelernter Jurist war) erklärte ausführlich, was es denn zum Essen geben könnte: er erklärte es genau so, wie ich es auch erklären würde, ich habe ihm als Koch sehr gerne zugehört. Was wir dann aussuchten – Vorspeisen verschiedenster Art, primo ließen wir aus (Lasagne), dreierlei Fleisch als secondo (da gab’s kaum eine Wahl – alle drei unheimlich gut) und als Nachtisch eine Kostprobe aller seiner Kuchen – einer besser als der andere, natürlich alles selbst zubereitet. Als Wein empfahl er den eigenen, der völlig frei von Zusätzen selbst angebaut und gemacht wird, einen Gutturnio, an den wir uns aus der Emilia-Romagna gern erinnerten.
Nun: allein der Wein übertraf alle Erwartungen und alles andere war ebenfalls ein Hochgenuss!

Dass wir die einzigen Gäste waren, machte die Atmosphäre zusätzlich sehr besonders, die Filmplakate an den Wänden waren sehr reizvoll, als Abschluss gab es Kaffee und Grappa. Sehr zufrieden verabschiedeten wir uns und traten den dunklen Heimweg an – wir waren schließlich zu Fuß gekommen!

Sacro Monte di Orta

Im Sommer habe ich schon von diesem speziellen Ort gelesen. Ein Hügel mit 20 Kapellen, in denen das Leben des Heiligen Franziskus von Assisi dargestellt wird. So war es in der Beschreibung zu lesen. Im Juli 2003 hat die UNESCO den Sacro Monte di Orta zum Weltkulturerbe erklärt.
Ein Andachtsweg führt vom belebten Ortszentrum in einigen Windungen einen Hügel hinauf, vorbei an tausenden Magnolienblüten. Immer wieder gibt der Weg den Blick auf den See und die Insel frei. Oben angelangt findet sich eine Aneinanderreihung von Kapellen, Rastplätzen und Parkanlagen. In jeder Kapelle findet sich die Darstellung einer Szene aus dem Leben des Heiligen. In lebensgroßen Terracottafiguren- manchmal über 100 Statuen in einer Kapelle. Sehr beeindruckend und überwältigend. Sehr anschaulicher Geschichtsunterricht in herrlicher Landschaft.