Wir gehen nach Morimondo

Für den Sonntag hatten wir einen Weg von der L’aia aus ausgesucht, der abseits von Straßen manchmal auch über Wege zwischen den Feldern entlang des Naviglio Grande bis Castelletto — erste Rast –und entlang des Naviglio di Bereguardo  bis nach Morimondo führt.

Der Naviglio Grande, im 12. Jahrhundert erbaut, bezieht sein Wasser aus dem Ticino, also dem Lago Maggiore und fließt bis ins Zentrum von Mailand, der Darsena; der Naviglio di Bereguardo (zu Beginn des 15. Jahrhunderts zur Bewässerung erbaut) zweigt von diesem ab und wurde zur Bewässerung und zur Schifffahrt benutzt: beeindruckend geht man an einer großen Schleuse vorbei, die mehrere Meter überbrückt.

Auf den Zwischenstücken waren wir allein, eine herrliche Ruhe und, vor allem, herrliche Wärme und Sonne begleiteten uns. Die Hunde konnten oft frei herumsausen. Entlang der Kanäle waren am Wochenende viele Radfahrer unterwegs, für die das genauso genussvoll sein musste.

In Morimondo freuten wir uns dann auf die Trattoria San Bernardo, direkt auf dem Platz neben der Abtei: sie hat sich der Verarbeitung lokaler Produkte verschrieben, auf der Speisekarte findet man viele typische lombardische Gerichte. Wir waren vom Spargel-Flan und den Tagliatelle mit Wildschwein-Ragout begeistert, danach verkosteten wir verschiedene Salami lokaler Erzeuger (unglaublich gut!). Ich hatte noch Hunger genug, um den Hirsch mit Polenta aus Rovetta zu genießen und die Nachspeise, Millefoglie mit Erdbeeren restlos zu verspeisen. Sehr, sehr gut!

 

Das alles braucht seine Zeit. Wir haben uns vorgenommen, für den Heimweg ein Taxi rufen zu lassen, ich denke nicht weiter darüber nach. Als sich dann schon der Sonnenuntergang ankündigt, gehe ich in die Gelateria Repossi am Platz (Piazza San Bernardo 5) und bitte eine der beiden Inhaberinnen darum, mir ein Taxi zu rufen. Sie ist sehr hilfsbereit und ruft für mich eines aus dem Ort an. Das nicht abhebt. Dann eines in Abbiategrasso. Das keine Zeit hat. Dann eines in Mailand! Das schon kommen würde, in frühestens einer Stunde und um ein Vermögen. Wir können nur mehr zustimmen, unsere Stimmung ist aber schon recht missmutig. Wir warten und warten, es wird immer kühler. Dann endlich kommt der Anruf: auch das Mailänder kommt nicht!

Die Inhaberin überlegt kurz, es ist inzwischen acht Uhr abends und bittet uns zu warten: sie käme gleich wieder und wenige Minuten später fährt sie mit ihrem recht kompakten Kleinwagen vor: wir sollen einsteigen, sie und ihre Schwester machen jetzt das Taxi, kein Problem: nach Cassinetta — bitte sehr! “Non c’è niente qui”, sagt sie kopfschüttelnd lachend über ihren Heimatort und erzählt uns, dass in Morimondo zwar am Wochenende viel los sei, aber sonst eben nichts, gar nichts.

Inzwischen brettern wir schon mit einem Hunderter über die 6oer-beschränkte Bundesstraße, die beiden vorne amüsieren sich über ihren Aushilfsjob, wir hinten sind zu viert gut verpackt: auch die beiden Hunde sitzen halb auf der Rückbank, halb auf uns. Ein paar Sätze tauschen wir aus, dann sind wir schon in Abbiategrasso und rauschen durch den Kreisverkehr: “Jetzt wissen wir nicht mehr, wohin genau ihr müsst!” rufen die beiden! “Destra” stammle ich, “Sinistra” und dann “Dritta!”, einige Male. Als wir ankommen versuche ich ohne jede Chance, den beiden etwas zu geben, sie zum Abendessen oder eine Flasche Wein zu überreden.

Es bleibt uns also nur mehr, uns herzlichst zu bedanken. Hiermit noch einmal. Grazie, grazie mille!

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