Berta, die letzte unserer drei ersten Hennen, die kleinste, kugeligste und eigensinnigste, hat uns heute verlassen. Sie liegt an einem besonderen Platz vor unserer Küche.
Das Zeitliche segnen
Es gibt ein schönes und wichtiges Wort, das unsere Voreltern gebrauchten, wenn sie ein gutes Abschiednehmen meinten.
Sie sagten: Er oder sie “segnet das Zeitliche”.
Der Sinn dieses Wortes ist uns verloren gegangen mit vielem anderen, das kostbar gewesen ist.
Segen ist die Kraft, die Fruchtbarkeit bewirkt, Wachstum und Gedeihen.
Segen heißt das Leben fördern und bejahen.
So segnet der Abschiednehmende sein vergehendes Leben.
Er segnet das Zeitliche und alles, was er geliebt hat.
Er schaut alles noch einmal dankbar und freundlich an.
Er wendet seine abnehmenden Kräfte den Zurückbleibenden zu und gibt ihnen seine Liebe mit auf ihren weiteren Weg.
Er gönnt ihnen ihre weitere Zeit.
Er wünscht ihnen Glück.
Er vertraut sie der Güte Gottes an.
So schließt er sein Leben in Liebe ab.
Und wir dabei zuletzt noch das Schönste, das er werden kann:
Ein Mensch, von dem Segen ausgeht.
Jörg Zink