Der Lebensweber

Dieser Beitrag ist der Versuch einen meiner und unserer Lebensbegleiter zu würdigen. Günter Funke.

Sein Tod am 3. August 2016 hat mich noch einmal an der Hand genommen und mich durch die gemeinsamen Zeiten geführt. Mich an die gefüllten Scheunen meines Lebens, unseres Lebens und des Lebens erinnert.

Günter war gelernter Weber und das ist er in all seinen weiteren Lebensabschnitten geblieben. In all seinen Abhandlungen, Diskussionen, Anregungen, Ideen, Auseinandersetzungen, Reden und Vorträgen war immer dieses tief verankerte Wissen und die damit verbundene Achtung gegenüber dieser Handwerkskunst zu spüren. Eine Handwerkskunst, die er zur Lebenskunst kultiviert hat.

Egal ob in der Theologie, der Philosophie, der Phänomenologie oder in der Existenzanalyse, egal ob als Schüler von Viktor Emil Frankl oder Mitstreiter von Michel Henry, egal ob bei den Themen der Bildung, der Wirtschaft, der Politik, der Welt und ihren Strömungen – immer war diese erlernte und geübte Handwerkskunst des Webens als Fundament spürbar.

Dieses Foto vom geflochtenen Schaukelstuhl mit der griechischen Decke und dem Petrapolster ist für mich Sinnbild seiner und unser aller Lebenskunst.
Da ist dieses geflochtene Tragende, dieses Gewobene (du hast mich gewoben im Schoße meiner Mutter) und dieses Kunstwerk — Ja, was können wir denn noch alles aus unserem Leben machen — beinhaltet.
Diese Abhandlung wird in einer Bachkantate, die du dir für deine Beerdigung ausgesucht hast auf den Punkt gebracht: GOTTES ZEIT IST DIE ALLERBESTE ZEIT.
IN IHM LEBEN,WEBEN UND SIND WIR, SOLANGE ER WILL.
IN IHM STERBEN WIR ZUR RECHTEN ZEIT, WENN ER WILL.

Danke, Günter
für das Kölnkonzert von Keith Jarrett
für die Bachkantaten
für die Matthäuspassion
für die Große Sinfonie in C-Dur von Schubert
für den Exodus, die Psalmen und den Hiob
für die Zornbank Gottes und die Wolfssonate
für all die Bücher und die Filme
für den Feierabend und das Vergnügen
für dein Spielen und dein Flanieren in und mit der Sprache
für den Schwindel der Freiheit und das Wissen der Träume
für deine Verschmitztheit und deinen Schalk
für die Erinnerung, mich an meiner Würde aufzurichten
für deine Begleitung beim Hinabsteigen in das Reich des Todes und
Danke für deine Begleitung beim Hinauffahren in den Himmel.

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