Den kann man jetzt schon vom Mond aus sehen

So Hermanns Kommentar zu unserem Mais.
Ausgesät habe ich alle drei alten Maissorten, die ich in meiner Arche habe.
Den schwarzen, den kugelig hellgelben und den dreieckigen, die beiden letzteren sind noch vom Saatgutaustausch in der L’Aia.
Er hat inzwischen den ersten Stock erreicht und trägt einiges an Kolben…er wird mir doch nicht in den Himmel wachsen 🙂

Arche Klockerei

Das ist meine Arche.
Meine Schatztruhe.
Mein Saatgut mit all den Raritäten.

Das ist jene Kiste, die ich unter den Arm nehmen werde, wenn alle Stricke reißen.
Damit können wir uns über Jahre gut ernähren und über Wasser halten.

Die L’Aia bei Abbiategrasso

Nach nur 7 Stunden- so schnell haben wir diese Strecke noch nie bewältigt- sind wir in unserer ersten Unterkunft angekommen. Endlich wieder einmal in der L’Aia.

Hier zu Gast zu sein, heißt eintauchen in eine Welt der Herzlichkeit, des Wohlwollens, des Naviglio, der Naturverbundenheit, gepaart mit geballtem Wissen um altes Getreide und altes Saatgut. Eine Oase der Vielfalt, der Kreativität, der Koch- und Backkünste. Wie in den Jahren vorher tauschen wir nicht nur spezielles Saatgut aus. Gelebte Freude des Wiedersehens.

Zwei Mal eine Queen

Ein Versuch, mich kurz zu fassen.

Manche Wörter schauen nach der “neuen Rechtschreibreform” so bescheuert aus, dass ich sie so schreibe, wie sie mir gefallen. Zurück zum Thema.

Das ist jetzt nicht ganz einfach, das mit der Kurzfassung, beinhaltet es doch Lebensgeschichten aus einigen Jahrzehnten.

Fotografieren gehört zu meinen Leidenschaften. Nein, eigentlich ist es eine meiner Kraftquellen. Besser gesagt, war eine meiner Kraftquellen. Wann immer die Welt aus den Fugen geraten ist oder ich Ordnung in mein Leben bringen wollte, bin ich fotografieren gegangen. Viele düstere, dunkle und zugleich ausdrucksstarke Bilder erzählen davon. Manchmal entlocken sie mir immer noch einen Seufzer und außerdem das Wissen: es ist draußen. Entgiftung.

Wieder einmal war es Hermann, der genau hingeschaut hat, sich gefragt hat, sich getraut und gehandelt hat.
Ja, seit geraumer Zeit( ja, es war ein ganz besonderer Anlass) bin ich in Besitz einer neuen Kamera. Einer Legende. Einer Queen. Einer Canon 5D Mark II. Mit zwei Objektiven: 24-105mm und 70-300mm. Tief durchatmen Angelika- ich kann es immer noch nicht fassen. Dieses Teil ist ein Traum. Eine Queen, was das Ergebnis betrifft. In der Handhabung UNKOMPLIZIERT. So mag ich es.

Damit nicht genug, weiß Hermann auch darum, was ich brauche, um die Queen auch wieder auf unsere Reisen mitzunehmen. Jahrelang war ich ohne Kamera unterwegs.

Er hat mit Petra von der Firma JT-recycling Kontakt aufgenommen. Zeichnungen, Telefonate, Mails und Videos sind zwischen Wels und Mühl hin und her gewandert. Das Ergebnis: Noch eine Queen.

Alle Fächer sind am richtigen Platz, mit der jeweiligen Sicherheitsstufe. Leicht und anschmiegsam. Mit einem Griff erreiche ich alle wichtigen Utensilien. Robust, mit genügend Schutz( getestet!).

Alles verpackt und bereit für die Reise. ALLES.

Gut angekommen in der L’Aia.

Erster Ausflug nach Morimondo. Mit Palmzweigen- die haben auch noch locker Platz. Eine Queen eben.

Suppe aus schwarzen Bohnen


Jaaaa! hat Angelika gerufen, als wir diese Suppe gegessen haben, Nein zu Tomaten! Aber dann noch viel öfter ein verzückter Gesichtsausdruck ….

Eine Suppe mit viel Geschichte: 1. Die schwarzen Bohnen, „favino“ haben wir aus der L’Aia mitgenommen, mit fester schwarzer Schale. Haben mit fave wenig zu tun, sind aber sehr schmackhaft. 2. Aus der Toskana haben wir Wildwürste mitgenommen, ein bisschen scharf gewürzt und sehr speziell. 3. Achtung: die Suppe braucht mehr als 3 Stunden, aber es lohnt sich sehr! 4. Die Anregung dafür stammt aus dem (ein bisschen eigenartigen) Kochbuch „Brrr, knurrt die Suppe“ von Walter Meissl, das wir wir geschenkt bekommen haben und mit wechselndem, immer wieder aber auch großem Vergnügen gelesen und durchgeblättert haben. Dort findet sich eine „Schwarze Bohnensuppe“ die von Patricia Solley stammt, die ein Kochbuch mit unwiderstehlichem Umschlag „An exaltation of Soups“ geschrieben hat und eine seltsam antiquiert aussehenden Website betreibt. Über ihre Gschicht mit dem FBI denk ich jetzt einfach nicht nach.

Also: 1/2 kg schwarze Bohnen, 2½ l Wasser, 10 dag Speck, Räucherschinken (oder Wildwurst), 2 Zehen gepressten Knoblauch, 1 TL Kreuzkümmel, 1 TL Oregano, ½ TL Senfpulver (ich hab frischen Dijon verwendet), 2 EL Olivenöl, 2 Tassen gehackte Zwiebeln, 1 gründer Paprika, Saft von ½ Zitrone, Salz, Pfeffer.
Zuerst die Bohnen über Nacht einweichen (dreifache Wassermenge). Das Wasser wird normalerweise weggeschüttet – dann ist das Gericht verträglicher, aber ist auch schade. Dann gemeinsam mit dem Speck und dem Wasser 1-2 Stunden köcheln lassen, bis halt alles weich ist. In der Zwischenzeit die Zwiebeln im Öl anschwitzen, den Paprika dazu, weichdünsten, dann die Mischung aus den restlichen Gewürzen eine Minute andünsten, dann mit einer Tasse Kochwasser eine Viertel Stunde köcheln lassen. Dann zum anderen und eine weitere Stunde köcheln lassen. Am Ende mit Salz und Pfeffer abschmecken, einen kleinen Teil pürieren. Mit gehacktem Ei und einer Zitronenscheibe servieren.

Überraschenderweise passt tatsächlich ein Rotwein perfekt dazu, die Suppe hat eine unglaubliche geschmackliche Tiefe, ist mild und fruchtig.

Risotto mit Karotten

Bei unserem letzten Besuch in Abbiategrasso haben wir wieder in der L’aia gewohnt. Unser Wirt, Max, ist mit uns Reis kaufen gefahren, und jetzt, endlich, kamen wir dazu, das erste Risotto damit zu kochen. Wir hatten damals zwei Säcke Carnaroli und, auf besondere Empfehlung von Max, einen Sack Roma gekauft (jeweils 5kg). Der Carnaroli war zufällig der erste geöffnet und so haben wir ihn heute zu einem Risotto mit Karotten verkocht – da wir gerade die letzten frischen Karotten aus unserem Hochbeet ernten: das sind fast alle diese ganz besondern mit violetter Schale, die wir von Gabi zu Weihnachten bekommen haben.

Das Rezept – wie so oft aus dem „Risotti für zwei“, ist fast Grundrezept (für zwei Personen natürlich): je 2 EL Butter und Olivenöl erhitzen, 1 Zwiebel glasig rösten und Karotten (gleich viel wie Reis – nämlich je Person 90g) gewürfelt anschwitzen, dann mit Gemüsebrühe (etwa 1l, vorher erhitzen!) schöpferweise aufgießen und Rühren, Rühren, Rühren. Am Ende mit Petersilie abschmecken, etwas Hartkäse zugeben und mit geeister Butter binden – dann rasten lassen – nicht mehr aufkochen!

Der Reis war wunderbar cremig, vom Karottengeschmack und, wie man sieht auch von der Farbe, durchdrungen. Perfekt! Ein Salat gehört unbedingt dazu, für uns war es ein einfacher grüner mit ein paar Tomatenstücken.

Saatgut aus dem Urlaub

Mit Anna aus der LÁia habe ich mich ausgetauscht und ganz besondere Samen geschenkt bekommen: Luffa,Acanto und Kamelien. Ich werde es ausprobieren und bin schon recht gespannt, was sich da wohl entlocken lässt. Ganz besondere Freude habe ich mit dem Ableger von einem Ohrwaschelkaktus. Mein alter aus Griechenland hat schon vor Jahren den Geist aufgegeben. Jetzt habe ich wieder einen gefunden, im Le Bocche , einem netten Restaurant am Strand von Portovenere.

Riso

Als wir das erste Mal in Richtung Abbiategrasso gefahren sind, ist uns aufgefallen, dass bei vielen Bauernhöfen ein Hinweis auf Reisverkauf zu lesen war. Wir haben uns informiert, und haben festgestellt, dass diese Gegend auch für ihren Reis sehr bekannt ist. Also werden wir Reis mitnehmen. Immer war dann irgendwie die Zeit zu knapp, oder ob all der anderen Köstlichkeiten, haben wir darauf vergessen. Aber diesmal hat Hermann bei Max, dem Hausherrn der L’Aia nachgefragt. Er hat ihn dann in die uralte Mühle, in der auch sie ihr berühmtes Getreide verarbeiten lassen, gebracht. Drei alte Männer führen diese Mühle noch, die Zähne mancher Zahnräder werden noch mit der Hand geschnitzt. Jetzt haben wir einige(!!!) Kilos bester Qualität im Auto und hoffentlich auch bald in unserem Haus. Der Risottoherbst kann kommen.

Seelenmomente

Das sind jene Augenblicke, die meine Seele zum Jauchzen bringen. Wenn es am Abend noch 29 Grad hat, wenn ich alte Obstsorten am Frühstücksteller habe, wenn ich mitten in Mailand, im Rinascente die Slow Food Idee auf der Speisekarte lese, Birra artigianale verkoste und den Sonnenuntergang mit dem Blick auf die Madonna am Dom direkt in mein Herz fallen lasse.

Grande Amore

hat nicht nur Vega erlebt. In der l’Aia wird allen Tieren große Herzlichkeit entgegen gebracht. In Summe waren wir wieder einmal in einem kleinen Paradies. Aja, das hätte ich jetzt fast vergessen. Un gallo nero- ein schöner schwarzer Hahn lebt auch auf diesem Hof. Mein erster schwarzer Hahn in natura. Sogar die Augen waren schwarz.

l’Aia

ein Rundgang durch das Gebäude. Ich erfreue mich an einer Küche, die 200 Jahre alt ist und gemeinsam mit der Hausherrin Anna, einer Lehrerin bewundere ich das ehemalige Handtuch, das jetzt als Vorhang dient.

Agriturismo l’Aia

Obwohl wir mit dem Aufenthaltsort bei unserem letzten Urlaub in der Lombardei außerordentlich zufrieden waren( Cascina Caremma!!), wollten wir etwas Neues kennenlernen. Und wir haben gut getan. Die l’Aia ist ein 500 Jahre alter Gutshof, der am Naviglio Grande liegt. Jener, von Leonardo da Vinci künstlich angelegte Kanal, der Menschen und Güter per Schiff nach Mailand brachte.
Liebevoll der Garten und das Ambiente tranquillo. 100 Hektar werden immer noch bewirtschaftet, hauptsächlich Getreide und Bohnen. Wir durften uns von der Qualität überzogen und haben einen Wintervorrat mitgenommen.